Eine leninistische Geste heute: Gegen die populistische Versuchung

Populismus ist keine spezifische politische Bewegung, sondern das Politische in reinster Form: die »Inflektion« des sozialen Raumes, die jeden politischen Inhalt betreffen kann. Seine Elemente sind rein formal, transzendental, nicht ontisch: Populismus ereignet sich, wenn eine Reihe besonderer »demokratischer« Forderungen (für eine bessere soziale Absicherung, ein besseres Gesundheitswesen, niedrigere Steuern, gegen den Krieg usw.) in eine Reihe von Äquivalenzen gekettet sind und diese Verkettung das »Volk« als das universale politische Subjekt produziert. Den Populismus kennzeichnet nicht der ontische Inhalt dieser Forderungen, sondern das bloße formale Faktum, dass das »Volk« durch die Verkettung als ein politisches Subjekt auftaucht und all die verschiedenen partikularen Kämpfe und Antagonismen als Teile eines globalen antagonistischen Kampfes zwischen »uns« (dem Volk) und »ihnen« auftreten. Noch einmal, der Inhalt von »uns« und »sie« ist nicht vorgegeben, sondern ist genau das, worum es beim Kampf um Hegemonie geht: Selbst ideologische Elemente wie brutaler Rassismus und Antisemitismus können in einer populistischen Reihe von Äquivalenzen verkettet werden durch die Art, wie »sie« konstruiert wird.

 

pdf: Seiten aus LaikaTheorie_31 Lenin reloaded Druckb(1)

Text aus: Sebastian Budgen / Stathis Kouvelakis / Slavoj Žižek (Hrsg.): Lenin Reloaded – Für eine Politik der Wahrheit

erschienen im Laika Verlag

Foto: Bernhard Weber

 

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