Eurozone: Die Krise als Chance für die kapitalistische Offensive

Dringender denn je gilt es zu verstehen, dass der Euro kein irrationales Konstrukt, sondern eine durchaus rationale Konstruktion ist, um in Europa die Beziehungen der kapitalistischer Ökonomien untereinander zu regulieren. Milios widerspricht damit einer gängigen linken Position, die mit einem merkantilistischen Touch die Peripherien der Eurozone rein als den Hinterhof des von Deutschland dominierten wettbewerbsstarken Zentrums sieht, demgemäß Deutschland seine Exportkapazitäten innerhalb der Eurozone auf Kosten der weniger wettbewerbsstarken Länder ungeheuer gesteigert und damit die Peripherien in die Verarmung geführt hat.

Milios geht zunächst davon aus, dass die Teilnahme von weniger wettbewerbsfähigen Ökonomien am Weltmarkt eine notwendige Bedingung für die Reproduktion der Kapitalverhältisse darstellt. Er schreibt: „Die notwendigerweise national bestimmte nationale Zusammensetzung des Kapitals (als Ausdruck des nationalen gesellschaftlichen Gesamtkapitals) modifiziert die Funktionsweise der Konkurrenz der Kapitale auf dem globalen Markt, wodurch die internationale Unterschiede in der Arbeitsproduktivität, den Wachstumsperspektiven und der nationalen Profitrate aufrechterhalten und reproduziert werden. In diesem Sinn hat der internationale Wettbewerb keineswegs die Tendenz, die Kapitale der weniger wettbewerbsfähigen Länder zu eliminieren, er treibt vielmehr ihre „Modernisierung“ und Restrukturierung voran. Internationaler Wettbewerb stellt für das Kapital keine Gefährdung dar – er ist im Gegenteil eine Bedingung für seine Reproduktion. “

Auch der Mechanismus der Eurozone, der in der Öffnung zur internationalen Konkurrenz besteht, war zunächst durchaus rational für die Organisation kapitalistischer Macht. Allerdings wirkt des Konstrukt des Euros auf finanzielle Ungleichgewichte stabilisierend wie destabilisierend. Der neoliberale Modus, diesen Mechanismus in Gang zu halten, besteht darin, die Austeritätspolitik unter allen Umständen durchzuhalten und wenn möglich noch  zu verstärken, im Sinne einer Klassenpolitik des Kapitals, um den Fall der Profitraten zu verhindern.

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