Wir zitieren nur noch die, die wir lieben – Baudrillard

“So verschafft uns eine Reihe von Unglücksfällen oder Mißerfolgen auf eine rästelhafte Weise Erleichterung. Ein Unfall, das ist negativ. Zwei davon , das ist ambivalent. Drei oder vier hintereinander, das ist erhebend. Diese Hartnäckigkeit des Geschicks gefällt uns, sie beweist, daß wir zu einem Fixierungs- und Kristallationspunkt geworden sind, daß jemand “da oben” sich für uns interessiert. Das erinnert uns an jene Zeit, als die Mächte des Himmels und der Hölle noch um unsere Seelen rangen.”

“Es ist gelungen, die Leute mit dem Virus der Selbsterhaltung und der Sicherheit zu impfen, wenn sie sich auch bis auf den Tod bekämpfen, um sie zu erlangen.”

“Wir kennen gegenüber abweichendem Verhalten nur noch Ausrottung oder Therapie.”

“Justizmord, KZ-Mord und Völkermord: Das ist der Tod, den wir erzeugt haben, den unsere Kultur auf den Punkt gebracht hat.”

“Es reicht nicht, dass ein Ziegel vom Dach fällt, damit sich jemand genau darunter befindet. Das wäre zu schön.”

“Auf dem Gebiet der Ideen ist alles möglich – was not tut, ist eine souveräne Hypothese.
Auf dem Gebiet des Begehrens ist alles möglich – was not tut, ist eine souveräne Leidenschaft.”

“Mein Double irrt durch das Netz, in dem ich es niemals wieder treffen werde.”

“Die Gewalt schlummert potentiell in der Leere des Bildschirms, aufgrund des Lochs, das er in das geistige Universum reißt.”

“Es stimmt auch, dass uns nichts mehr richtig anekelt.”

“Heute kann man eine Frau verführen, indem man ihr sagt: “Mich interessiert ihr Sex.”

“Medusa stellt so eine radikale Andersheit dar, daß man sie nicht ansehen kann, ohne zu sterben.”

“Recht auf Arbeit, soweit sind wir gekommen.”

“Das macht die sexuelle Befreiung so lächerlich, dieses Gerede in Termini des Rechts.”

“Wer ohne Kommunikation zu genießen vorgibt, ist ein Tier.”

“Eine Art Leukämie hat unsere Gesellschaften befallen, eine Art Auflösung der Negativität in eine Euphorie bei ständiger Transfusion … Wir stehen ganz unter dem chirurgischen Zwang, den Dingen ihre negativen Züge zu amputieren.”

Wenn das schon nicht geschieht, könnte man sich zumindest vornehmen, ihm (dem Volk) ein schönes Spektakel zu liefern und nicht das Spektakel der Resignation der eigenen praxis. Für niemanden gibt es etwas Traurigeres.  Die Melancholie der Nachthaber heilt das Volk nicht von seinem Elend.”

“Die Demokratien haben definitiv die senile Hysterieform des Rentenalters erreicht; sie haben nicht mehr genügend Energie, um einen  mächtigen inneren Feind entstehen zu lassen, wie es zum Beispiel der mythische Faschismus war.”

“Die Politikerklasse hat virtuell keinen spezifischen Charakter mehr. Ihr element ist nicht mehr Entscheidung und Handlung, sondern das Videospiel. Es ist nicht mehr wichtig repräsentativ zu sein, sondern angeschlossen und auf Sendung sein.”

“Man braucht nicht zu glauben, dass der Bürger der Macht hilflos ausgeliefert ist, durch die Medien entfremdet wird und seines Willens beraubt wird … die Leute simulieren ganz einfach das Staatsbürgertum, und die Macht ihrerseits simuliert die Macht. Und das kann ewig so weitergehen.”

“Die Leute wollen wählen, sie wollen immer öfter wählen, und sie würden am liebsten noch viel mehr wählen. Was nicht bedeutet, dass sie eine Meinung hätten oder an die Bedeutung ihrer Stimme glauben würden – ganz im Gegenteil kommt darin das ubuesque Verlangen einer Wahl-Verfressenheit zum Ausdruck: Das Repräsentationssystem wird in gefräßiger und exkrementeller Weise verschlungen und verdaut. Man entledigt sich seiner durch einen Exzess (nicht durch Ablehnung, sondern durch eine Verdauungsstörung) – das ganze System wird in einen riesigen Wanst umgewandelt.”

“Die beiden Pole, die das Funktionieren eines Repräsentationsrraumes ermöglichten und die Platz für eine Szene der politischen Handlung und Repräsentation schufen, gibt es nicht mehr. All das ist verschwunden, und jeder weiß das, denn dabei geht es um mehr als eine ideologische oder moralphilosophische Frage: Hier wie überall hat die Beschleunigung der Energieströme die Kreisläufe zerstört – und keine politische Glaubwürdigkeit kann die Masse der Bürger jemals wieder mit ihren Repräsentanten verbinden, ebensowenig wie keine statistische Glaubwürdigkeit jemals wieder die Meinung der Leute mit ihrer Darstellung in den Umfrageergebnissen verbinden kann. Mehr noch: Die Leute haben buchstäblich keine Meinung und keinen politischen Willen mehr; Wille und Meinung sind zu einer willkürlichen variablen Größe geworden und reagieren nur noch auf die Erregung und den künstlichen Anstoß der Meinungsumfragen und Wählerbefragungen.”

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