Zur Entwicklung der Krisentheorie aus dem Kontext der Reproduktionsschemata: von Tugan-Baranowskij zu Bucharin

Jannis Milios und Georg Economakis

 

1. Einleitung
Für ca. vier Jahrzehnte (vom Anfang der 1890er – Anfang der 1930er Jahren) wurde die marxistische Diskussion über ökonomischen Krisen, in beiden Regionen wo der Marxismus eine bedeutende Rolle unter den Intellektuellen gespielt hat, Russland und Deutschland-Österreich, mit der Problematik der Marxschen Reproduktionsschemata korreliert bzw. gegenübergestellt. Zu dieser Diskussion nahmen manche der bedeutendesten marxistischen Theoretiker der Zeit teil, wie Lenin, Hilferding, Rosa Luxemburg und Otto Bauer. Ausgangspunkt sowohl für die russische (seit 1892-94) wie auch für die deutsche Diskussion (seit 1901) war die Kritik des russischen „legalen Marxisten“ Mikhail Ivanovich v. Tugan-Baranowskij an den damals unter den Marxisten vorherrschenden Unterkonsumptionsansatz. Tugan-Baranowskij entwickelte die Hauptargumente seiner Kritik an die Unterkonsumptionstheorie, sowie seine eigenetheoretische Interpretation der kapitalistischen Krisen, aus dem Kontext der Marxschen Reproduktionsschemata.
Eine Zusammenfassung der im Anschluss zu den Reproduktionsschemata entwickelten Krisentheorie des „orthodoxen“ russischen (sowjetischen) Marxismus der vor-stalinischen Ära bietet die 1925 veröffentlichte Polemik Bucharins,Der Imperialismus und die Akkumulation des Kapitals, gegen die unterkonsumptionistische Theorie der Krisen und des Zusammenbruchs des Kapitalismus Rosa Luxemburgs.
Die aus dem Kontext der Reproduktionsschemata entwickelte Krisentheoriebietet die Basis nicht nur für eine Kritik des Unterkonsumptionsansatzes, sondern auch für das bessere Verstehen der theoretischen Signifikanz der Marxschen Analyse über erweiterte Reproduktion des Gesamtkapitals.
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