Die Bewegung der Durchschnittsprofitrate bei Marx

Eine Diskussion des Gesetzes des tendenziellen Falls der allgemeinen Profitrate mag der Vertiefung des Problems um Fortschritt, Wachstum und Krise des Kapitalismus dienen. Zunächst sind jedoch die formal-logischen, die begrifflichen Bedingungen zu diskutieren, die Marx im dritten Band des Kapital benötigt, um überhaupt zur Darstellung des Gesetzes zu gelangen. Nach Marx erfolgt die Aufteilung des gesellschaftlichen Gesamtprofits als Resultat einer noch zu diskutierenden »Umwandlung« des Gesamtmehrwerts in der Zirkulation auf die jeweiligen Kapitale derart, dass jede Branche und schließlich jedes Unternehmen in der Tendenz eine durchschnittliche Profitrate erzielt. (Vgl. Stamatis 1977: 199-200) Marx setzt eine durchschnittliche Verteilung des Profits als Tatsache voraus (und dies verstanden als sog. Tendenz einer realen Bewegung), wobei der Profit, den ein Einzelkapital bezieht, sich analog der Relation Einzelkapital – Gesamtkapital entwickeln soll. Damit ist die Relation von Profit und vorgeschossenem Kapital für das Einzelkapital in der Tendenz gleich der Relation des Gesamtmehrwerts zum Gesamtkapital. (Ebd.: 47ff.) Und da alle individuellen Profitaten als gleich gelten, ergibt sich schließlich auch so etwas wie eine allgemeine (durchschnittliche) Profitrate. (Ebd.: 143f.) Darin muss die Lösung der Frage enthalten sein, warum Kapitale mit unterschiedlicher organischer Zusammensetzung (Verhältnis von konstanten zu variablem Kapital) in der Tendenz eine Durchschnittsprofitrate erzielen, die ihnen ihrer Größe gemäß ungefähr gleiche Profite einbringt. Es findet hier also scheinbar so etwas wie eine »Umverteilung« des neu geschaffenen Mehrwerts (M) auf der Gesamtebene des Kapitals statt, die sich als Prozess der Herstellung der allgemeinen Durchschnittsprofitrate darstellt. Unter der Voraussetzung der produktiven Anwendung von konstantem und variablem Kapital entsteht Mehrwert, der unter der Bedingung der Konkurrenz für die Einzelkapitale in der Form des Profits erscheint. Dabei ist für Marx die Frage, ob die Durchschnittsprofitrate in Werten oder Produktionspreisen zu berechnen ist, zunächst unerheblich, denn auf der Gesamtebene sollen sich ja die produzierten Aggregate des Wert- und Preissystems entsprechen. Folglich findet zumindest auf der Makro-Ebene durch die »Umverteilung« der Profite keine Veränderung von Wertgrößen statt, sondern lediglich eine Veränderung des relativen Preisgefüges, die den in der Zirkulation realisierbaren, den jeweiligen Anteil des Einzelkapitals an der gesamten Wertmasse markiert. Die Gleichsetzung von Preissummen und Wertsummen sowie von Profitsummen und Mehrwertsummen auf der Ebene des Gesamtkapitals, d. h., die Kongruenz von Preis und Wert ist bei Marx im Rahmen der Darstellung des Kapitalverhältnisses als Gesamtzusammenhang das Ergebnis einer begrifflichen Leistung, die unter Ausklammerung der real stattfindenden Verschaltungen und zeitlichen Verschiebungen qua Virtualisierung/Aktualisierung der pluralen Kapitale einer diskursiven Simulation bedarf. In der begrifflichen Darstellung wird von Marx im dritten Band des Kapital das Gesamtkapital vorausgesetzt und immer so behandelt, als ob es auf präexistente Wertquanten verwiese. Dabei entspricht der Quasi-Transzendentalität des Kapitals eine Darstellung, die real ungleichgewichtige Prozesse vorführt, als ob sie tatsächlich unter Gleichgewichtsbedingungen ablaufen würden. (Strauß 2013: 192) Und die Regelmäßigkeit der Durchschnittsbildung der Profitraten in der Zirkulation wird beschrieben, als ob existierende Preise auf vorausgesetzten Wertgrößen basieren würden. (Ebd.: 199)

Marx’ Darstellung der Transformation von Werten zu Preisen hat schnell den Vorwurf provoziert, dass er die Problematik nicht konsequent zu Ende geführt habe, weil er sie nur auf die »Umverteilung« des Mehrwerts (m) und eben nicht die Transformation der Elemente des konstanten (c) sowie des variablen Kapitals (v) einbeziehe. Sweezy hat dies prägnant formuliert: »Es ist nicht schwer, die Quelle des Marxschen Irrtums zu finden. In seinem Preisschema bleiben die Aufwendungen der Kapitalisten an konstantem und variablem Kapital genau die gleichen wie im Wertschema. Das konstante Kapital und das variable Kapital, das bei der Produktion benutzt wird, werden immer noch in Werten ausgedrückt. Ausstöße werden dagegen in Preisen ausgedrückt. Nun ist klar, daß in einem System, in dem die Preisrechnung universal ist, sowohl das in der Produktion verwendete Kapital als auch das Produkt selbst in Preisen ausgedruckt werden müssen. Die Schwierigkeit besteht darin, daß Marx bei der Transformation der Werte in Preise auf halbem Wege stehenblieb.« (Sweezy 1971: 140)

In Systemen mit universeller Preisrechnung scheint es daher nicht möglich das vorgeschossene konstante Kapital und das variable Kapital in Werten auszudrücken, während zugleich Outputs als Preise erscheinen, vielmehr sind sowohl das vorgeschossene Kapital als auch die produzierten Güter je schon in Preisen ausgedrückt. Marx ist sich aber dieses Problems sehr wohl bewusst, er weist im Rahmen der Darstellung der Durchschnittsbildung von Profitraten darauf hin, dass die Preise der vom Einzelkapital produzierten Waren keinen individuell erzielten Mehrwert enthalten, sondern mit ihrer Preislichkeit je schon durchschnittliche Profitraten inkludieren, was im Marx’schen Kalkül zu individuellen Produktionspreisen (durchschnittlicher Profit + c + v) führt, die als Input gelten. (MEW 25: 208) Der dennoch wertorientierte Produktionspreis schließt gegenüber dem Kostpreis (»Ersatzwert« für das von einem Einzelkapital in einer gegebenen Produktionsperiode vorgeschossene Kapital c + v) den in Profit transformierten Mehrwert (m) ein. Das heißt aber natürlich auch, dass die Kostpreise des für die nächste Produktionsperiode vorgeschossenen Kapitals nicht mehr ihrem Wert entsprechen können, sie sind für den Käufer von potenziell neuem Kapital immer schon Produktionspreise. Für die Käufer von Maschinerie, Rohstoffen etc. sind ihre wertorientierten Kostpreise also gleich den Produktionspreisen der Verkäufer dieser Produkte. Somit geht je schon preisbestimmter Durchschnittsprofit in die (wertbasierten) Kostpreise der zukünftigen Produktionen ein. (Für die Arbeitswertlehre besteht hier das Problem der Beibehaltung eines »bürgerlichen« Kapitalbegriffs, der Identität von Wertsummen und Preissummen, wobei die Preise den Werten etwas hinzufügen, indem sie ihnen nichts hinzufügen.) Das ergibt sich schlichtweg daraus, dass die »Werte« der künftig in die Produktionsprozesse eingehenden Kostpreis-Waren als das Produkt von Einzelkapitalen zu gelten haben, die je schon der Ausgleichsbewegung der Durchschnittsprofitraten unterworfen sind, womit Waren, die eine bestimmte Branche als Produktionsmittel und Arbeitskräfte bezieht, immer Endprodukte einer anderen Branche sind. Folglich haben wir es mit einer zeitlichen Relation von Vorprodukten und Endprodukten sowie der Vernetzung der verschiedenen Branchen untereinander zu tun. An dieser Stelle könnte man gegen Marx den Einwand erheben, dass hier die Preise für das vorgeschossene Kapital vorausgesetzt werden, obwohl doch die Produktionspreise aus den Durchschnittsbildungen der Profitraten gerade zu entwickeln wären.

Das Einzelkapital muss mit dem Verkauf seiner Waren zuallererst die in Preisen ausgedrückten Kosten kompensieren und zusätzlich einen preisbestimmten Profit realisieren, der sich zu seinem eigenen Kapital (Eigenkapital plus geliehenes Fremdkapital) in der Tendenz verhält wie der Gesamtmehrwert zum Gesamtkapital, so schließlich die Forderung oder Entscheidung von Marx. (Vgl. Stamatis 1977: 189ff.) Dabei setzt sich die Bildung von Durchschnittsprofiten über die Konkurrenz als Zwang für die Einzelkapitale durch. Die Behandlung des Verhältnisses der Wertanalyse zur Preisebene inkludiert eine »Umverteilung« des Mehrwerts durch die Mechanismen der Konkurrenz hindurch, sie führt zur Transformation des Wertsystems in ein Produktionspreissystem. Dabei gilt der Kostpreis für das Einzelkapital als Äquivalent des verausgabten Kapitals in einer gegebenen Periode, er enthält variables Kapital und konstantes Kapital, wobei jedoch als fixes Kapital nur ein Teil – Verschleiß von Maschinen, der in der Buchhaltung als Abschreibung fixiert wird – in einer gegebenen Periode in den Wert der produzierten Waren eingeht. An dieser Stelle berücksichtigt Marx weder die Effekte des Kredits und die mit ihm möglichen Verschiebungen der Produktionsstruktur noch zeigt er, wie wertorientierte Kostpreise durch in sie eingehende Produktions- oder Marktpreise permanent modifiziert werden. (Vgl. Strauß 2013: 286f.) Die Distribution des gesellschaftlichen Mehrwerts vollzieht sich real über unendlich viele Umschläge, in verschiedenen Frequenzen, durch Sprünge und Unterbrechungen, was Marx als Tendenz zur Bildung der Durchschnittsprofitraten zu erfassen versucht. Dabei sind die referenziellen Anbindungen, die Marx in der begrifflichen Darstellung anführt, um Durchschnitte zu erklären, vielfältig: gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, abstrakte Arbeit, Produktivkraftentwicklung etc. Der bloße Verweis auf weitere Referenzpunkte, wie etwa die durchschnittliche organische Zusammensetzung der Kapitale, verschiebt das Problem nur weiter, weil man dann tatsächlich eine universale Maschinerie der Produktion annehmen muss.

Nach wie vor steht die Frage im Raum, warum Kapitale mit unterschiedlicher organischer Zusammensetzung (Verhältnis von konstanten zu variablem Kapital) in der Tendenz eine Durchschnittsprofitrate erzielen, die ihnen ihrer Größe gemäß ungefähr gleiche Profite einbringt. Auch bei der Bestimmung eines gesellschaftlichen Maßstabes zur Messung der organischen Zusammensetzung des Kapitals geht ja Marx von einer Bewegung zur Bildung von Durchschnitten aus. (Ebd.: 290) Betrachten wir, um der Sache etwas näherzukommen, bspw. zwei Kapitale: Kapital A mit hohem Arbeitsaufwand und niedriger organischer Zusammensetzung des Kapitals und Kapital B mit hoher organischer Zusammensetzung des Kapitals und niedrigem Arbeitsaufwand. (Man setzt nun voraus, dass Kapital A verhältnismäßig höhere Profite als Kapital B abwirft, weil bei Kapital A der Profit aufgrund des Einsatzes einer größeren Anzahl von Arbeitskräften pro Produkt höher ist).

Kapital A hat folgende Zusammensetzung: 70c, 20v, 10m, besitzt eine organische Zusammensetzung von 70/20. Die Profitrate liegt bei Kapital A: 10/70 + 20 (11,1 %):

Kapital B hat die Zusammensetzung: 80c, 10v, 5m; besitzt eine organische Zusammensetzung von 80/10. Die Profitrate liegt bei Kapital B : 5/80 + 10 (5,5 %). Kapital A erzielt einen Preis von 100, Kapital B einen Preis von 95 und die Durchschnittsprofitrate liegt bei 8,2%. Der Kostpreis liegt bei beiden Kapitalen bei 90. Hinsichtlich der durchschnittlichen Preisgestaltung ergibt sich nun folgendes Bild: 1,082 x 90 = 97,38.

Bei der Bewegung zur Durchschnittsbildung der Profitraten zeigt sich, dass bei Kapital A der Produktionspreis gegenüber dem Wert sinkt und der von Kapital B gegenüber dem Wert steigt. Demzufolge führen die Korrekturmechanismen der Konkurrenz, die zugleich solche der Ausgleichsbewegungen bzw. Durchschnittsbildungen sind, dazu, dass überdurchschnittlich produktive Unternehmen ihre Waren über ihrem individuellen Wert verkaufen und unterdurchschnittlich produzierende Unternehmen unter ihrem individuellen Wert. In der dargestellten Kalkulation reduziert sich bei Kapital A der quantifizierte Profit, während er sich bei Kapital B erhöht. Diese Art der Aufteilung vollzieht sich in der Zirkulation, d. h., Warenwerte müssen sich in der Zirkulation als Preise realisieren, indem die Preise in der Regel sukzessive gesetzt werden. Kapital B könnte nämlich die Outputs von A gar nicht kaufen, wenn jeweils die individuellen Werte als Preise angesetzt würden, es hätte schlichtweg über längere Zeiträume das Geld nicht zur Verfügung. Und so muss es zum Ausgleich der Profitrate mit Vorteilen für das Kapital B kommen. (Strauß 2013: 290) Die Preise müssen sich also, und dies bezeugt auch die Empirie der Kapitalbewegungen, immer auf Absetzbarkeit in der Zirkulation hin bewegen, wobei sich mit dem Kreditmechanismus diese Art von Prozessen zwar aufschieben, aber nicht zu 100 % eliminieren lassen. (Ebd.: 294f.) Und Preisfestsetzungen wären damit bezüglich ihrer Kraft zur Investitionsbefeuerung je schon als »Knappheitssignale« in Bezug auf realisierbare Anteile am gesellschaftlich insgesamt produzierten Mehrwert zu interpretieren. Die Ausgleichsbewegungen kann man nun aber auch damit erklären, dass Kapital B mit einer hohen organischen Zusammensetzung zunächst Kapitalabflüsse auszuweisen hat, wenn man hier denn eine niedrigere Profitrate als bei Kapital A annimmt, während Kapital A mit niedriger organischer Zusammensetzung aufgrund der höheren Profitrate zusätzliche Investitionen vornimmt, wobei diese Strukturierung kapitalistischer Investitionen gerade dazu führt, dass schließlich Geldkapital von Sektoren mit niedriger organischer Zusammensetzung wieder zu Sektoren mit hoher organischer Zusammensetzung fließt, da in den letzteren Sektoren die Preise mittelfristig aufgrund steigender Nachfrage wieder steigen werden, während sie in ersteren aufgrund fallender Nachfrage mittelfristig fallen werden. Ohne diese Ausgleichsbewegungen würde das System schließlich zerreißen.

Mit der Bildung von Durchschnittsprofitraten zeigt sich, dass die Formel zur Bestimmung des Warenwerts P = c + v + m zumindest für das Einzelkapital nicht mehr stimmen kann, denn dessen individuell realisierter Profit basiert nicht auf einem individuell produzierten Mehrwert, sondern auf dem Durchschnittsprofit, sodass wir es hier mit dem Verhältnis von je schon preisbestimmten vorgeschossenem Kapital und preisbestimmtem Durchschnittsprofit zu tun haben. Marx beansprucht nun aber zeigen, dass das sog. Wertgesetz, auf dem schließlich Kapitalverwertung basieren soll, auf der Grundlage der Ökonomie als Ganzes funktioniert. Und als tendenzielles Gesetz setzt sich es sich gerade über die sukzessive Setzung von Preisen durch, über repetitive Konstanten, die eben die der Durchschnittsbildung sind. Deswegen könnte die Formel P = c + v + m zwar nicht auf der Ebene des Einzelkapitals, aber tendenziell in Hinsicht auf dessen Beitrag zum gesellschaftlichen Gesamtwarenwert der Kapitale greifen, dem potenziell objektiven Reichtum im Kapitalismus insgesamt. (Ebd.: 290) Die Formel der allgemeinen durchschnittlichen Profitrate (P / C + V) ginge dann in die Preisformel des Einzelkapitals folgendermaßen ein: P = c + v + durchschnittliche Profitrate P. Und diese Formel bleibt schließlich auf W = C + V + M bezogen, der Formel der allgemeinen Wertzusammensetzung auf der Ebene des Gesamtkapitals, was nichts anderes heißt, als dass vor jeder Aufteilung des Profits immer schon potenziell profitbringende Waren produziert worden sein müssen, womit man Ausgleichsbewegungen je schon als die von j produzierten Gütern zu verstehen hat. Allerdings muss man den Preis nicht auf Wertquanten (nicht auf Gesamtwarenwerte als sog. kristallisierte abstrakte Arbeiten) beziehen bzw. müssen Profite nicht auf Arbeitswerte zurückgeführt werden, denn dies zöge tatsächlich die absurde Konsequenz nach sich, dass Unternehmen mit niedriger Produktivität und hohem Arbeitsaufwand die höchsten Profite im Gesamtzusammenhang der Kapitale erzielen könnten. Produktionspreise als die Preise von realisierten Waren verweisen stattdessen eher auf Virtualisierungen und Nivellierungen des Werts in den Virtualisierungs-/Aktualisierungsbewegungen von Geld und Preis in der Zirkulation.

Es wird des öfteren behauptet, wie z. B. auch von Georgios Stamatis, der das Gesetz des tendenziellen Falls der allgemeinen Profitrate mit aller notwendigen mathematischen Präzision dargestellt hat, dass Marx u. a. aus Gründen der theoretischen Vereinfachung oder der notwendigen Komplexitätsreduzierung meist auf der Wertebene argumentiere, wobei das Gesetz, wenn man es denn als eine historische/singuläre und notwendige Tendenz verstehen wolle (wie eben auch die Tendenz zur Herstellung der Durchschnittsprofitraten) immer auf der Ebene der wirklichen Produktions- und Marktpreise statt habe. (Vgl. Stamatis 1973: 221ff.) Und Stamatis präzisiert dahingehend, dass die Gleichsetzung von Gesamtmehrwert und Gesamtprofit Folge einer künstlich herbeigeführten Normierung sei, welche noch keinen Beweis dafür liefere, dass der Profit dem Mehrwert entspringe. Dieser Beweis sei aber von dem japanischen Ökonomen Okishio erbracht worden, der die für die Existenz einer positiven Profitrate notwendige Bedingung in der Existenz einer positiven Mehrwertrate herausgearbeitet und damit die Existenz von Mehrwert nachgewiesen habe. Die theoretische Entscheidung Wert und Preis gleichzusetzen lässt sich weiterhin nur dann vornehmen, wenn gilt, dass bei allen Produktionsprozessen Profitrate und Nominallohnsatz gleich hoch sind, und was erschwerend hinzukommt, bei Produktionsprozessen muss die Struktur der verbrauchten den eingesetzten Produktionsmitteln entsprechen. (Ebd.: 273) In Hinsicht einer konsistenten Darstellung des Gesetzes wäre weiter vorauszusetzen, dass die Summe der Kostpreise, die als individuelle Größen eines einzelnen Kapitals von sog. durchschnittlichen Werten abweichen, auf der Ebene des Gesamtkapitals mit der Summe der Werte übereinstimmt. Auch das Verfahren, individuellen wertorientierten Kostpreisen der Einzelkapitale jeweils eine wertorientierte allgemeine Durchschnittsprofitrate zuzuschlagen, die sich aus der Berechnung der Wertgrößen (m), (c) und (v) ergibt, um dann schließlich Produktionspreise zu erhalten, wäre tatsächlich ein tautologisches Verfahren, denn eine in allen Sektoren identische Profitrate setzt ja immer schon Produktionspreise voraus, die aber hier gerade durch die Bestimmung der durchschnittlichen Profitrate qua Wert errechnet werden sollen. Wir hätten es mit umgekehrten Voraussetzungen wie oben zu tun, als die Produktionspreise den Durchschnittsbildungen vorausgesetzt wurden. In der rein preisorientierten Sichtweise neoklassischer Provenienz existieren Werte nur als Preise, weil die Preisfixierung je schon an durch Nachfrage und Angebot strukturierten Märkten geleistet wird. Dies inhäriert eine spezifische Bestimmung des Begriffs »ökonomischer Markt«, nämlich der Fixierung von Ordnungsstrukturen der fraktalen Fragmentierungen von kapitalistischen Kapital- und Unternehmensformen, in denen vom industriellen Kapital über das Kreditkapital bis hin zum spekulativen Kapital multi-lineare Stränge der Strategemisierung in zeitlicher Hinsicht zusammenlaufen, deren Resultate nun stets Gleichgewicht auszeichnen soll. In bestimmten Fällen beharrt man darauf, nach einer einheitlichen Allokationsregel zu suchen, die das Preissystem dem Wertsystem homolog setzt. Das Marktgleichgewicht qua Meta-Subjekt, dem sog. Auktionator von Walras, herzustellen, womit die Interdependenzen der Akteure an den Märkten reguliert werden könnten, weil der Auktionator immer die richtigen Preise vergibt, zu denen Angebot und Nachfrage sich decken, ist aber nicht mehr als stupider Utopismus. Der Auktionator, der für den abwesenden Universalalgorithmus steht, welcher Einheitlichkeit und Stabilität des Gleichgewichts garantiert, ist Teil einer imaginären Struktur, die zudem noch mit intentional und rational handelnden Akteuren bestückt wird-

Auf der Ebene des Einzelkapitals hängt die Frage, ob der aktuelle Preis der Waren über oder unter dem sog. gesellschaftlichen Wert liegt, vor allem davon ab, ob das jeweilige Kapital von geringer oder hoher organischer Zusammensetzung ist (organische Zusammensetzung als Verflechtung von technischer Zusammensetzung und Wertzusammensetzung des Kapitals c/v, insofern letztere erstere widerspiegelt, wobei hier jeweilige Preis-/Wertwechsel von c und v zu berücksichtigen sind.) Doch schon bei der Bestimmung der organischen Zusammensetzung des Kapitals muss man, wie wir schon gesehen haben, die Preise von Kapitalelementen voraussetzen, obwohl Produktionspreise doch bekanntlich erst aus wertbasierten Zusammensetzungen entspringen sollen. Sollte das Argument stimmen, so fänden wir bei Marx tatsächlich ein gewichtiges Problem vor, wobei allerdings die Kritiker von Marx meistens davon ausgehen, dass wir es je schon mit dem Austausch von Äquivalenten zu tun haben. Wenn sowohl das angewandte Kapital wie die Outputs in Preisen ausgedrückt sind, dann sind Preise wie auch die Durchschnittsprofitrate im Verhältnis zum Wert durchaus als different/ extern zu verstehen, was kein Problem für die Werttheorie darstellt, wenn man den Wert als anwesend-abwesend behandelt, gerade weil er als strukturelles Problem insistiert. (Es wäre in der Kritik sämtlicher Positionen von reinen Preistheorien gerade dies zu zeigen.) Es geht hier um die uns schon bekannten Virtualisierung/Aktualisierung-Verschaltungen oder um die Virtualisierung von Wert, der ja als Quantität gar nicht angeschrieben werden kann.

Kommen wir an dieser Stelle wieder auf die Problematiken der Zeit, der Gleichzeitigkeit und der Verzeitlichung zurück, die in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle spielen. Marx unterscheidet zwischen »Voraussetzung« und »Resultat« der Produktionsprozesse und verweist damit auf die Faktoren Kausalität und Zeit als gültige Konstitutionsbedingungen, die den neoklassischen oder den neoricardianischen Gleichgewichtstheorien in dieser Form nicht geläufig sind. Sraffa hat als neoricardianisch positionierter Theoretiker in diesem Zusammenhang zumindest immer wieder auf das neoklassische Dilemma hingewiesen, das darin besteht, dass die Profitrate rein aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage für den Faktor Kapital bestimmt werden soll, obwohl doch die Profitrate in die Fixierung der Preise (Angebot) von sog. Sachkapital mit eingeht, insofern sie von den Erwartungen über zukünftige Erträge beeinflusst wird. Einerseits bestimmt das Kapital die Profitrate, andererseits wird es seiner Größe nach von der Profitrate bestimmt. (Vgl. Schefold 1976: 163f.) Sraffa stellt sich deswegen die Frage, wie es unabhängig von den subjektiven Faktoren, die in die Relation Angebot und Nachfrage eingehen, objektive Austauschverhältnisse von ausgepreisten Gütern geben kann, die die Reproduktion des ökonomischen Systems unter gegebenen technischen Produktionsbedingungen und Verteilungen ermöglichen. Und es ist Aufgabe eines Systems von relativen Preisen, das als Voraussetzung eine ganz bestimmte Profitrate und eine ihr entsprechende Lohnrate besitzt, diese Reproduktion zu ermöglichen. Marx operiert bei ähnlicher Fragestellung im Gegensatz zu Sraffa mit nicht-simultanen Reproduktionssystemen, er argumentiert eben auf kausal-zeitförmiger Basis. (Ebd.: 184f.) Wie Kant besteht Marx auf der Verbindung von Kausalität und Zeit, auch wenn es bei vielen Phänomenen so scheint, als würden hier Ursache und Wirkung zusammenfallen, insofern Verzeitlichung nicht einsichtig wird. Marx stellt hinsichtlich kapitalistischer Produktionsprozesse zunächst die temporale Verbindung in den Vordergrund, insofern Zeitverhältnisse (in Produktionsprozessen) eine dynamische Verknüpfung von Ursache und Wirkung herstellen. (Vgl. Büttner 2013) Gleichzeitig konzentriert sich Marx auf die simultanen makroökonomischen Relationen des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, aber entgegen der simultanen Gleichungssysteme neoricardianischer Spielart, die die Inputs und Outputs der Produktionsprozesse simultan bestimmen (die physische Verflechtungsstruktur der Inputs und Outputs ist Bedingung der Berechnung von relationalen Produktionspreisen), berücksichtigt Marx eben bei den diversen Produktionsprozessen zugleich eine zeitliche Differenz: Der Input gilt als eine bereits größenmäßig feststehende Bedingung für das Einzelkapital, wobei es zu bedenken gilt, dass die Produktionspreise der Outputs nicht innerhalb desselben Zeitintervalls wie die Produktionspreise von Inputs zu berechnen sind. (Vgl. Mandel 1991: 213)

An dieser Stelle eliminieren nach Auffassung von Ernest Mandel bestimmte Gleichgewichts- bzw. Simultantheorien die Prozesshaftigkeit bzw. Verzeitlichungsstruktur der Produktionsprozesse, während man die Bewertung von Inputs und Outputs doch gerade als kausale Prozesse in der Zeit verstehen sollte. Mandel schreibt: »Mit anderen Worten: Zulieferungen (inputs), Käufe in laufende Produktionszyklen sind Daten, die am Beginn dieses Zyklus bereits gegeben sind, und sie haben während dieses Zyklus keinen Rückkoppelungseffekt auf den Ausgleich der Profitrate in den verschiedenen Produktionszweigen. Es genügt zu unterstellen, daß sie ebenfalls in Produktionspreisen und nicht in Werten berechnet sind, aber daß diese Produktionspreise sich aus der Ausgleichung der Profitrate während des vorangegangenen Produktionszyklus ergeben, um Ungereimtheiten verschwinden zu lassen.« (Ebd.: 214) Es wird hier also eine zeitliche Trennung der Inputs, deren Preise bereits übersetzte Werte einer vorhergehenden Produktionsperiode sind, von den Outputs vorgenommen, die durch laufende Produktionsprozesse organisierte Verwandlungen durchgemacht haben, welche eben in neuen Produktionspreisen resultieren, um im nächsten Zyklus die »Wertverhältnisse« erneut zu beeinflussen. Büttner hat daraus geschlossen, dass die Problematik um sog. Rückkoppelungseffekte im Rahmen der Simultanmodelle dazu führen würde, die Produktionszeit der Outputs als Nullzeit zu setzen und kausale Relationen zwischen Inputs und Outputs schlichtweg zu verneinen. (Vgl. Büttner 2013) Sog. Rückkoppelungseffekte würden damit das Paradoxon implizieren, dass resultierende Größen vor ihrer Herausbildung auf sich selbst Einfluss nehmen könnten, während doch Wertsystem und Produktionspreissystem unterschiedliche temporale Stadien der Produktion und Zirkulation anzeigen würden. Zudem würde man damit die genuine Eigenschaft der Arbeit, nämlich Prozess in der Zeit zu sein, sowie die Tatsache, dass man Produktionsmittel und produzierte Güter datieren muss (erstere vor, letztere nach dem Arbeitsprozess) nicht berücksichtigen. Produktionsprozesse als Wertschöpfung zu beschreiben hieße, jene stets in Zeit und Raum zu verankern. Allerdings muss man auch in diesem Fall entgegen der Intention von Büttner nicht auf die Arbeitswerttheorie bzw. auf Wertquanten zurückgreifen, denn die stets in Geldgrößen ausgedrückte Differenz von Arbeit und Arbeitskraft verweist auf die Differenzialisierung des Werts selbst. Darin ist Arbeit per se in eine semiotische Struktur eingefasst.

Mandels Argument, dass die ständig stattfindenden Zulieferungen von Datenströmen in einer laufenden Produktionsperiode eines Unternehmens keinen Einfluss auf Durchschnittsbildungen der Profitrate hätten, weil es genüge, zu unterstellen, dass die aktuelle Produktionspreise des Unternehmens auf Ausgleichsbewegungen der Profitraten der vorangegangenen Periode beruhen würden, unterschlägt, dass sowohl die Daten über diese Zulieferungen als auch die Informationen über die jeweiligen Zusammensetzungen der Einzelkapitale stets unvollständig sind, womit unter der Ägide Ungewissheit die Aktualisierungsprozesse von Werten je schon an eine Grenze stoßen, i. e. sind jegliche Bildungen von durchschnittlichen Profitraten von daher als Tendenz (eines Gesetzes) zu verstehen. Bewegungen in Richtung Durchschnitt – letzterer Begriff wird von Marx als unmöglicher Begriff angeschrieben – sind nicht mit den empirischen und faktischen Ausgleichsbewegungen einer Ökonomie identisch zu setzen. (Strauß 2013: 199) Damit wäre nämlich in der Tat auch jede Tendenz zur Entropie eliminiert und dies auf Grundlage vollständiger Informiertheit der Unternehmen. (Ebd.: 292) Auch hier ist eine Lücke aufgetan, die sich aufgrund des Fehlens vollkommener Transparenz (in der Zirkulation) gerade als Spielraum für neue Strategien der Produktivitätssteigerung in den einzelnen Unternehmen bzw. auf der Ebene der Organisation artikuliert. Es sind die Differenzierungsverfahren der verschiedenen Kapitale auf der Ebene des Kapitals als Gesamtkomplexion, die über Realisierungsprozesse qua Durchschnittsbildungen und zugleich über die Erlangung von Extraprofiten die jeweiligen Niveaus der Preisbildung bestimmen, im Spiel der Zeitigung der Zeit (Simultaneität) und der Verzeitlichung (Sukzession), wobei die Niveaus der Preise in der Darstellung so behandelt werden, als würden Wertschöpfungsprozesse auf Basis der Daten aus der Vergangenheit sich weitgehend unproblematisiert bzw. linear durchsetzen können, was sich wiederum diskursiv nur in all seiner Nachträglichkeit erfassen lässt. Durchschnittsprofitraten zeigen für Marx immer eine gewisse Nachträglichkeit an, als ob Profitraten unmittelbar auf Mehrwertraten beruhen würden. Und der Term Tendenz nimmt hier bei Marx eine exakte Bedeutung an, insofern die differenzielle Akkumulationsdynamik mit ihrem Drive zu Durchschnittsbildungen immer in ihrer Abhängigkeit zur Kapitalstruktur als Gesamtkapital zu betrachten ist, d. h., es wären die Auswirkungen der ökonomischen Struktur in ihrer Unilateralität als Tendenz zu analysieren, die als Konstante (Idempotenz) eine Determination von spezifisch repetitiven Rhythmologien beinhaltet, mit der man allerdings nicht nur die Wirkungen, sondern auch die Gegenwirkungen bezüglich des Gesetzes zu erfassen hat. So sind z. B. die Gegenwirkungen gegen den tendenziellen Fall der allgemeinen Profitrate keinen externen Umständen zuzusprechen, sondern gerade in ihrer Negativität bleiben sie immanent auf das Virtualisierungspotenzial der Kapitalstruktur bezogen, das sie einschränken oder eben erweitern.

Kommen wir auf das Problem der Rückführung von Preisen auf Werte bzw. Arbeitswerte zurück (Werte als Bestimmungsfaktoren, mit denen sich noch die avancierteren marxistischen Ansätze wie die von Heinrich/Schlaudt herumschlagen, die in ihrer Betrachtung jedoch immer vom Einzelkapital ausgehen.) Die direkte Fundierung der Werte in (konkreter) Arbeit bzw. Arbeitszeit zöge in der Tat, wie wir dies schon gesehen haben, die absurde Konsequenz nach sich, dass z. B. ein Produzent, der zehn Stunden Arbeitszeit für ein Produkt benötigt, den doppelten Wert gegenüber einem anderen Produzenten schaffen würde, der für die Herstellung des Produktes nur fünf Stunden Arbeitszeit benötigt. Es ist deswegen immer von der Gesamtkomplexion des Kapitals auszugehen, womit aus makroökonomischer Perspektive die Metamorphosen der Kapitale und ihrer Umschlagszeiten als je schon stattfindende quantitative Aktualisierung der Virtualisierung von Wert zu verstehen sind, der in Aktualisierungen wiederum eigentümlich nivelliert wird. (Ebd.: 291) Die Bestimmung der gesamten Warenwertmasse ex post ist als eine reine Simulation zu begreifen, als ob ein (imaginäres) Wertquantum seiner Aktualisierung vorausgegangen sei. Dies führt zu der Vermutung, dass wir es in den Ausgleichsbewegungen, die zu preisfixierten, durchschnittlichen Profitraten führen, nicht mit Umverteilungen von Werten zwischen den Einzelkapitalen zu tun haben, sondern die Zirkulation wäre hier tatsächlich selbst als eine setzende Instanz zu verstehen, wobei damit die Tatsache, dass Schöpfung von Wert in der Produktion stattfindet, nicht tangiert ist. Kapitalistische Produktion muss zur Realisierung von Gütern als Waren in der Zirkulation führen, ohne dass Unternehmen in der Lage sind, die jeweiligen Quantitäten der Unternehmen im Voraus zu bestimmen, während umgekehrt die Zirkulation über die Wirkung ökonomischer Matheme an das Volumen der Produktion gebunden bleibt. Dabei bezieht sich die Zirkulation als Möglichkeit der Austauschbarkeit stets auch auf physische Mengen, i. e. Gebrauchswerte. Die Aktualisierung einer virtuellen, nicht-quantitativen Wertdimension bezeichnet Harald Strauß als die Verdichtung des Werts als Differenzianten, wobei mit ihm auch die Differenz von Arbeit und Arbeitskraft aktualisiert würde. (Ebd.: 286f.) Auch die Herstellung der Durchschnittsprofitrate sei als Effekt des Differenzianten Wert zu verstehen, der physische Mengen in die semiotische Ebene der Preisform einschreiben würde.

Was steckt also hinter der Idee von Marx, dass der Gesamtmehrwert auf verschiedene Einzelkapitale qua Durchschnitt »aufgeteilt« wird? Es wird zum einen vorausgesetzt, dass die pluralen Kapitale Mehrwert nur mit Hilfe der Lohnabhängigen als Aggregat extrahieren und realisieren, die Teile dessen zurückkaufen, was sie produzieren, zum anderen, dass der Mehrwert für die Einzelkapitale als unsichtbar (er ist eine quasi-transzendentale Bedingung) erscheint. Wenn man nun wie im Falle der linken Ricardianer annimmt, dass der Mehrwert ausschließlich das Resultat einer Extraktion ist, die dem Produktionsprozess eines Einzelkapitals entspringt, und der Profit das Resultat korrespondierender Umverteilungen auf der Ebenen des Gesamtkapitals ist, dann handelt man sich natürlich sofort folgendes Problem ein: Einzelkapitale mit hoher organischer Zusammensetzung und relativ geringen Arbeitsinputs würden an den Märkten »unfair« hohe Profitraten realisieren, und hier ist der Punkt, an dem Marx eine Erklärung für notwendig hält, die schlicht und einfach in der Darstellung dessen besteht, dass die Profite, die Einzelkapitale erzielen, das Resultat der aus differenziellen Akkumulationsprozessen notwendig entspringenden Aufteilungen und Setzungen sind, die sich über Durchschnittsbildungen in der Konkurrenz vollziehen, wobei die Zirkulation das Prozedere um Profite zwar setzt, aber eben nicht Mehrwert hervorbringt. Und Mehrwert wie Gesamtmehrwert sind nicht-quantitative abstrakte Bestimmungen, sodass es unmöglich erscheint, Wertquanta umzuverteilen, vielmehr affirmiert die Zirkulation qua semiotisch organisierter Preisbildungsprozesse die Aktualisierungs-Virtualisierungs-Verschaltungen des Werts, sodass die Analyse je schon die Prozesse der differenziellen Akkumulation auf der Ebene der Gesamtkomplexion des Kapitals im Blick haben muss. (Gesamtkomplexion unterteilt sich hinsichtlich der besonderen Kapitale in folgende Abteilungen des Kapitals: Produktions-, Konsum- und Luxusgüter; Branchen innerhalb dieser Abteilungen und einzelne Unternehmen.) Mit der Herstellung von durchschnittlichen allgemeinen Profitraten wird immer Mehrwert von einem Sektor in einen anderen transferiert, und dies ist im Marx’schen Sinne dahingehend zu lesen, dass Einzelkapitale mit hoher organischer Zusammensetzung des Kapitals in der Tendenz den Mehrwert der Kapitale mit niedriger organischer Zusammensetzung absorbieren. In Unternehmen, in denen jeder Part der Produktion automatisiert und der Einsatz des variablen Kapitals gegen Null und damit auch die Mehrwertrate gegen Null tendiert, wird dennoch eine durchschnittliche oder gar überdurchschnittliche Profitrate erzielt, weil der virtuelle Mehrwert des Gesamtkapitals auf der Basis der oben dargestellten Produktivitätsströme (beat-the-other im Zuge des Verkaufs von Waren der dominanten Kapitale über ihrem individuellen und zu oder unter dem gesellschaftlichen Durchschnittswert) zwar nicht umverteilt, aber in der Zirkulation unter dem Horizont der Virtualisierung des Werts bei Strafe des Untergangs des gesamten Kapitals so und nicht anders aktualisiert wird. Hochprofitable Unternehmen mit relativ wenigen Angestellten, man denke z. B. in die heutigen Informations- und Investmentindustrien, extrahieren den Mehrwert nicht direkt, sondern immer nur indirekt.

Dabei steht die immanente Prozesshaftigkeit der Kapitalisierung tatsächlich immer in Beziehung zu einer keineswegs statischen Kapitalstruktur, sondern einer virtuell zirkulierenden Kapitalstruktur, die entgegen der Annahme einer autopoietischen Schließung des Systems zudem je schon gerissen und gespalten ist (wie das kantianische transzendentale Ich je schon gespalten und gerissen ist). Differenzielle Kapitalakkumulation erschließt sich aus dem topologischen Nebeneinander (symbolisierbarer »Raum« als geregelte Ordnung des Nebeneinanders, Ko-existenz) und der Gleichzeitigkeit, i. e. Zeitigung der Zeit, und sie hat sich zu aktualisieren. (Simultaneität/virtuell zirkulierende Kapitalstruktur und Verzeitlichung/virtuell fixierbare Kapitalzirkulation sowie permanente Aktualisierung). (Vgl. Schwengel 1978: 305) Kapitale sind also nicht IN DER ZEIT, sondern in der Zeit, i. e. die vom zeitlichen Ereignis ablösbare Zeit ist eine (notwendige) transzendentale Fiktion, die dann ihren Dogmatismus ausweist, wenn man die ablösbare Zeit als Raum, sei es den der reinen Anwesenheit oder den einer Fiktion der leeren Stelle (Vaihinger) identifiziert. »Netzwerkförmige Strukturen« hieße dann in diesem Kontext, dass man Strukturen mit ihren Merkmalen der endlichen, nicht-qualifizierten Relation und der unspezifizierten Elemente als operationale Mengen auffasst, die ohne inhaltliche Qualifikation oder ohne ontologische Einheit bestimmte Auswirkungen und Funktionen der Relationen anzeigen (Bourbaki). Die dementsprechenden Determinationen sind daher rein an Verknüpfungen zu orientieren, und zwar als Deduktion, Induktion, Analogie, Reziprozität, Reversibilität, peer to peer, kybernetische Feedbackprozesse etc. Netze sind komplizierte, komplexe Bildungen, die eine instabile Machtsituation und die entsprechenden Mobilitäten formal darstellen, und dies, um Modellkonstruktionen zu organisieren, die im Vergleich zu anderen Modellbildungen quasi das Inhaltliche der formalen Struktur bilden. Michel Serres hat diese Logik aufgenommen und nicht nur einen radikalen Pluralismus, der die völlige Unabhängigkeit der Elemente oder Teilmengen denken will, sondern auch einen Universalismus verworfen, der die Eigenlogik der Teilmengen einem globalen Gesetz unterwirft; was uns wiederum auf die Frage des »Wertgesetzes« zurückwirft, das seine eigene Invarianz immer wieder durch Repetition ausweisen muss: Quasi-Transzendentalität des Kapitals wäre als die Wirkung von Wirkungen zu denken, die Ergebnisse der sich wiederholenden Aktivitäten der Einzelkapitale bedeuten, deren strukturelle Relationen vor allem zu interessieren haben. Vor allem im zweiten Band des Kapital hat Marx die strukturelle Problematik des Kapitals unter den Gesichtspunkten der Stabilität des einfachen und des erweiterten Reproduktionsprozesses behandelt. (MEW 24: 107ff.) Wenn Marx in diesem Zusammenhang davon ausgeht, die Analyse der Reproduktion nur in ihrem Resultat zu betrachten (das of course Wirkungen hervorruft; Quasi-Transzendentalität), dann besteht er auf der Notwendigkeit der Konstruktion eines Systems von synchronen Relationen, um aber die diachrone Bewegung bzw. differenzielle Akkumulation nicht aus dem Auge zu verlieren. Althusser/Balibar sprechen bezüglich der Synchronie von einer fiktiven Gleichzeitigkeit aller Bewegungen. (Vgl. Althusser/Balibar 1972b: 356) Tatsächlich besteht Marx ja in vielen Textpassagen auf dem Begriff der Synchronie als der korrekten begrifflichen Konzeption einer spezifischen Gliederung, Verflechtung und Organisation der Elemente und Relationen innerhalb der Kapitalstruktur, wenn er etwa von der Verschlingung der Kreisläufe der Einzelkapitale und deren Integration auf der Ebene des Gesamtkapitals spricht, das als struktureller Zusammenhang Wirkungen zeitigt. (MEW 24: 353f.) Gleichzeitig hebt er gegenüber der Simultaneität aber auch auf das sukzessive Moment der Reproduktionsprozesse ab, weil u. a. die Voraussetzungen des Reproduktionsprozesses zumindest auf quantitativer Ebene nicht identisch mit ihrem Resultat sind. Die Outputs können nicht simultan mit den Inputs vorliegen, vielmehr finden verzeitlichte, kausale Produktionsprozesse statt. Und sicherlich kann das Verhältnis von Synchronie und Diachronie, von Geltung und Genesis, nicht allein historisch-empirisch aufgeschlüsselt werden, sondern hier stellt sich mit Harald Strauß die Frage, wie eine zeitlose Transformation des Werts (Synchronie) eine Veränderung zeitigt, i. e. Realisierung von Kapital stattfindet, die die jeweiligen Wert- und Kapitalformen qua Geld gelten lässt. (Vgl. Strauß 2013: 304f.) Wenn die semio-ökonomischen Synthesen bzw. die ökonomischen Matheme das »Wertgesetz« lediglich bezeugen, dann stellt sich immer das Problem, wie dieses Gesetz sich aktualisiert (Diachronie), indem es den ökonomischen Semiosen quasi erst Geltung verleiht. Und Aktualisierung zeitigt, wie wir schon gesehen haben, différance oder die aufgeschobene Präsenz des Kapitals, in ihr zeigt sich aber auch an, dass es eines Ausdrucks schaffenden »Prinzips« bedarf, d. h., der Quasi-Transzendentalität des Kapitals, welche die Regelmäßigkeiten erst konstituiert, und dies im Rahmen einer Zeitlosigkeit, die der Begriff als die »Vorzeitigkeit« des Gesetzes anzuerkennen hat. Andererseits sind sowohl die Geltungsbedingungen als auch die Geltung nicht ohne Aktualisierung möglich, wobei dieser diachronische Aspekt wiederum auf die Empirie verweist. Wenn nun aber die Addition von empirischen Fällen längst kein Gesetz hervorbringt, weil das Gesetz allen Fällen »zugrunde« liegt, aber selbst ohne die Aktualisierung buchstäblich nichts ist, dann tut sich hier eine Kluft auf, deren Schließung der Begriff nur simulieren kann, insofern er schließlich (be)sagt, dass er das Gesetz selbst sei.

Gegen Marxens Beschreibung der Transformation von Wert und Preis erhoben sich schon früh Einwände, z. B. argumentierte Bortkiewicz damit, dass die Marx’sche Art der Darstellung des Problems nicht funktionieren könne, weil Marx einen grundlegenden Fehler innerhalb seiner Analyse von Anfang an insofern begangen hätte, als die Hypothese, dass sich Werte der Waren auf Basis der Annahme eines durchschnittlichen Profits ohne Weiteres in Produktionspreise verwandeln lassen, schließlich voraussetzen würde, dass von vornherein die Werte des ursprünglichen Investments in Produktionspreisen auszudrücken seien. (Vgl. Büttner 2013) Deshalb könne Marx keinesfalls mit der Behauptung aufwarten, dass die gesamte Wertproduktion bzw. die Gesamtwarenwertmasse mit dem Produktionspreissystem (auf Gesamtkapitalebene) identisch sei und damit der Gesamtmehrwert mit dem Gesamtprofit. Bortkiewicz hatte dagegen sein eigenes Modell unter der Voraussetzung konstruiert, dass alle Waren bzw. Kosten, die in den Produktionsprozess eingehen, sich simultan in Produktionspreise umrechnen lassen, wobei er weiterhin voraussetzt, dass der gegenwärtige Preis der Inputs vollständig in den zukünftigen Preis der Outputs eingeht. Wir können an dieser Stelle die Diskussion um die daran anschließenden neoricardianisch beeinflussten Gleichgewichtsmodelle à la Sraffa nicht aufnehmen. Wir verweisen nur kurz darauf, dass der amerikanische Ökonom Andrew Kliman in diesem Kontext zu zeigen versucht hat, dass es keinerlei Zwang gibt, die sog. Werte der Inputs, die in die Produktionsprozesse eingehen, überhaupt noch einmal in Preise zu transformieren, da sie schließlich immer schon auf Preisen von Outputs basieren. Bortkiewicz, so argumentiert Kliman, arbeite sich an einem Scheinproblem oder bestenfalls imaginären Problem ab (imaginär, insofern verschiedene bzw. disparate Problemstellungen auf eine Frage hin konzentriert werden), da bei Marx Wert sui generis in Geld/Preis ausgedrückt sei. (Vgl. Kliman 2006) Greift man z. B. den Verkauf einer Maschine auf, die als Resultat einer Produktion gemäß den Kosten der verbrauchten Rohstoffe, dem Fixkostenanteil, den Löhnen und dem Profit einen Preis besitzt, dann braucht es, wird sie nach dem Verkauf in einem weiteren Produktionsprozess eingesetzt, zu keinem erneuten Auspreisen zu kommen, weil diese Maschine per se schon mit monetären Mitteln erworben oder gemietet wurde. (Ebd.) Der »Wert« der Elemente des konstanten und variablen Kapitals ist je schon monetär zu verstehen, was mit dem Kauf von neuen Produktions-Inputs affirmiert wird. Es sind hier jedoch »Voraussetzung« und »Resultat« der Verwertungsbewegungen des Kapitals zu unterscheiden. Marx schrieb im zweiten Band des »Kapital« in seiner Kritik an Bailey, »dass Wert nur als Kapitalwert oder Kapital fungiert, sofern er in den verschiedenen Phasen seines Kreislaufs, die keineswegs contemporary sind, sondern nacheinander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst verglichen wird.« (MEW24: 110) Wertorientierte Kostpreise sind zu Beginn des Produktionsprozesses quantitativ determiniert und unterliegen im Lauf des Produktionsprozesses keinerlei Umbewertung, sei sind selbst Resultate von Produktionsprozessen und gelten damit zu Beginn einer Produktionsperiode als Voraussetzung für weitere Produktionen. Kliman und die sog.n TSSI-Autoren verstehen den Kostpreis als eine temporal konstituierte und für das Einzelkapital zugleich invariante Größe, die mit der zu Beginn des Produktionsprozesses verausgabten Investition in die Produktionsmittel schon festgesetzt ist. Dieser Kostpreis wäre in Hinsicht des Einzelkapitals als eine »exogene Größe« zu verstehen, er tritt als Konstituens an die Stelle der physischen Mengendaten der simultaneistischen Modelle à la Bortkiewicz und Sraffa, wobei die wertbasierten Kostpreise aber keine vor einem Profitratenausgleich ausgelegten Werte darstellen, sondern sie sind eben bereits das Resultat einer Durchschnittsbildung von Profitraten. (Vgl. Büttner 2013) Die Produktionsmittel, die den Kostpreis ausmachen, werden mit Geld gekauft, und dies wird von Kliman analog der Wertformanalyse verstanden, i. e. die in Produktionsmittel investierte Geldsumme gilt als »geldförmiger Ausdruck von Arbeitszeit«, als quantitative Verbindung von Geldform und Wertsubstanz. Marx hätte nach Kliman im KapitalBd.1 mit der Wertform zugleich die Entstehung der Geldform nachgewiesen und hier schon angemerkt, dass das Geld in seiner ersten Funktion als Maß der Werte die notwendige Erscheinungsform (äußeres Maß) des immanenten Maßes abstrakte Arbeit bzw. der in den Waren inkorporierten abstrakten Arbeitszeit sei, sodass es tatsächlich keinerlei Anlass gäbe, von einer unzulässigen Transformation der Arbeitswerte in Tauschwerte/Preise überhaupt zu sprechen, wie dies z. B. auch die Ökonomen Bichler/Nitzan in ihrer Marx-Kritik tun (Vgl. Bichler/Nitzan 2009: 31). Aufgrund der Existenz der Waren als Resultate von Kapital resultieren kapitalistische Produktionsprozesse immer schon in Preisrelationen (unter der Voraussetzung den Wert als Bestimmungsfaktor zu betrachten). Dies wäre eine Argumentation, die sich auf die Darstellungen von Heinrich/Schlaudt zu Wert und Preis beziehen lässt, während Kliman doch wesentlich forcierter noch auf das Moment der Verzeitlichung der kapitalistischen Produktionsprozesse, auf die Sukzession der Kapitalbewegungen auch hinsichtlich der Bildung der Durchschnittsprofitrate abstellt. Es gibt für ihn in zeitlich/sukzessiver Hinsicht keinerlei Notwendigkeit, die Werte der Inputs, die in die kapitalistischen Produktionsprozesse eingehen, in solcherlei Preise zu transformieren, die auf den Outputs basieren. Die Preise, die für Güter bezahlt wurden, die in die Produktion eingehen oder für diese notwendig sind, verändern sich eben nicht simultan mit den Preisen der Outputs, die nach der Produktion von Gütern aufgerufen bzw. realisiert werden. Kliman wirft den sog. Simultaneisten u. a. vor, die Preise der Inputs und Outputs identisch zu halten. (Vgl. Kliman 2006) Weil bei Kliman & Co ein zeitförmig-kausales Verständnis der Transformation von Wert und Preis vorherrscht, das an jedem Punkt der Kapitalreproduktion die Relation von Wert- und Preisebene aufweisen will, wird dieses Modell »Temporal Single System« (TSS) genannt. Temporalität bezieht sich auf den kausal-zeitförmig zu verstehenden Reproduktionsprozess des Kapitals und »Single System« bezeugt die Ablehnung des Dualitätsparadigmas von Gleichgewichtsmodellen, die von streng getrennten Wert- und Preisebenen ausgehen. (Vgl. Büttner 2013) Konstantes und variables Kapital bedueten für Kliman rein monetäre Größen, als in Geld gekaufte und damit im kommenden Verwertungsprozess quantitativ invariante Investitionsgrößen, womit notwendigerweise Outputpreise keine simultanen Rückwirkungen auf Inputpreise einer bereits abgeschlossenen Produktionsperiode haben, sondern erst in der folgenden Periode die Inputpreise bestimmen.

Lineare Modelle zur Erklärung der Reproduktionsfähigkeit des Kapitals, wie die von Sraffa und Bortkiewicz, weisen sich als Gleichgewichtsmodelle aus, während Marx die Herausbildung eines Gleichgewichtszustandes aus einem Ungleichgewichtszustand untersucht, vice versa. Die jeweilige Wertschöpfung einzelner Kapitale lässt sich als ein Ungleichgewicht fassen, das sich über die Konkurrenzmechanismen in ein neues Gleichgewicht verwandelt, das wiederum durch neue Strategien der Einzelkapitale gestört wird. Konkurrenz setzt dabei den Prozess der Angleichung durch, indem Wirkungen in einer ganz spezifischen Rhythmik hergebracht werden, ohne dass damit allerdings das jeweilige Niveau der Produktion schon festgelegt ist. Dies zeigt Marx im Rahmen der Analyse einer synchronen Struktur, die jedoch selbst eine innere Zeitlichkeit besitzt. (Vgl. Althusser/Balibar 1972b: 388) Kliman interpretiert Marx dahingehend, dass dieser die Wechselwirkung zwischen der ungleichgewichtigen mikroökonomischen Produktion von Mehrwert (individueller Profit) und der makroökonomischen Nivellierung (Gleichgewicht im Durchschnittsprofit) exakt berücksichtigt hätte. Die Argumentation besäße ihre Stärke genau darin, dass sie den Prozess der Verwandlung von Ungleichgewichten (Wertsystem und Wertschöpfung) in Gleichgewichte (Preissystem und Zirkulation) analysiere, während die simultanen Modelle eben nur Gleichgewichtszustände kennen würden. (Vgl. Büttner 2013) Wenn man Marx vorwirft, dieselbe Ware einerseits als Wert (soweit sie im Kostpreis auftaucht) und andererseits als Produktionspreis (soweit sie das Resultat eines Produktionsprozesses ist) hinsichtlich verschiedener quantitativer Bewertungen zu beschreiben, so folgt diese Kritik Kliman zufolge immer einer simultaneistischen Perspektive. Wir haben dazu schon Stellung genommen.

Man nehme, um Klimans Gedankengang noch einmal zu illustrieren, z. B. zwei Waren an, zu deren Herstellung dieselbe Menge (direkter und indirekter) Arbeitszeit notwendig ist, aber das Geldkapital, das man in die Ware A investiert, wird schon nach einem Jahr, dasjenige der Ware B erst nach drei Jahren realisiert. Wenn man nun Ware A gegen Ware B austauscht, dann würde der Geldkapitalbetrag, der in Ware A investiert wurde, in den drei Jahren größeren Profit erzielen als derselbe Betrag, den man in Ware B investiert hat, weil man die progressive Erhöhung der Zinsen auf das Geldkapital der Ware A zu berücksichtigen hat. Im Fall einer identischen Profitrate der beiden Sektoren müsste die Ware B sich, um Gleichgewicht zu realisieren, einfach häufiger austauschen, womit man hier schon sieht, dass eine allzu banal angelegte Arbeitswerttheorie noch lange zu keiner korrekten Preistheorie führt. Denn das Problem besteht hier u. a. darin, dass man den Parameter Durchschnittsprofitrate benötigt, um die Preise zu bestimmen, und umgekehrt die Preise, um die Durchschittsprofitrate zu definieren. Wenn bei Kliman nun die Outputpreise von den Inputpreisen differieren und das einzelne Kapital in der nächsten Produktionsperiode mit stets neuen Outputpreisen zu kalkulieren hat, so erscheint es ziemlich klar, dass sowohl die Preise der Waren A und B als auch die identisch gehaltenen Profitraten sich von Periode zu Periode verändern. Kliman führt also mit einfachen arithmetischen Methoden Berechnungen für zwei Waren vor, indem er am Anfang jeweils arbiträre Preise für die Faktoren Kapitalinvestition, Löhne und Surplus annimmt, wobei er gleichzeitig eine konstante Konvertierung von wertbasierter Arbeitszeit in Preise voraussetzt, um dann bei identischen Profitraten die unterschiedlichen Preise in einem wertorientierten und zugleich hoch temporalen System zu berechnen. Und schließlich lässt sich an dieser Stelle das Verfahren der Iteration anwenden, womit man bei Annahme durchschnittlicher Profitraten und der Verwendung der Outputpreise als neue Inputpreise für die nächste Produktionsperiode zu dem Ergebnis kommt, dass irgendwann Output- und Inputpreise konvergieren und sich damit die Profitraten für beide Sektoren auch ganz real angleichen und stabilisieren werden. Interessanterweise wären solche iterierten Preise irgendwann dieselben wie bei einem statischen System, bei dem man relative Preise und Profitraten simultan errechnet. Man startet also mit arbiträren Preisen, setzt als grundlegende Bedingung eine identische Profitrate für mindestens zwei Sektoren sowie eine identische Konversion von abstrakter Arbeitszeit in Preis voraus, um dann das System der Produktionspreise durch mehrere Perioden hindurch iterieren zu lassen, solange bis eine weitere Iteration eben keine weitere Veränderung der Variablen mehr erzeugt, um damit die Notwendigkeit einer durchschnittlichen Profitrate zu belegen. Der amerikanische Ökonom Anwar Shaikh nimmt an, dass Marx wahrscheinlich genau diese Methode im Blick gehabt hätte, um die Profitratenbewegung darzustellen, aber wohl schon nach der ersten Iteration den Prozess beendet hätte. (Vgl. Shaikh 192) Und Kliman würde dann ganz ähnlich wie Marx unterstellen, dass das, was er da selbst rein im Medium einer theoretisch kalkulierenden Maschine berechnet, auch tatsächlich in der realen historischen und singulären Zeit einer realen Ökonomie ablaufen müsse.

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