die taz und das unsichtbare komitee.

“„An unsere Freunde“ (Nautilus Verlag, April 2015) ist erneut die ideale Lektüre für Potenztölpel und Dorfdeppen. Für wildgewordene Kleinbürger …“, schreibt Andreas Fanizadeh, Ressortleitung Kultur, in einem taz-Blog.

Man darf getrost davon ausgehen, dass die wildgewordenen Kleinbürger heute eher in der Redaktion der taz sitzen als in irgendwelchen Landkommunen in Frankreich. Wildgewordene grüne Kleinbürger, die allerdings jeden Tag mächtig kulturelle Tranquilizer schlucken und deswegen vielleicht so zahm sind, um jedem aus der Hand zu fressen, der ihnen einen Job in der Chefetage oder ein Ministeramt anbietet. Die Grünen fressen nämlich nicht nur gerne BIO (am liebsten natürlich das hochwertige Bio aus der de-industrialisierten Landwirtschaft, das von sog. Dorfdeppen hergestellt wird), sondern sie fressen eben alles, was sie nach vorne bringt. Und Kultur heißt dann das Nach Vorne mit dem Hoch zu verbinden, und irgendwie ist es so ziemlich unmöglich, diese Art der Vertikalitätsspannung hinzukriegen, wie Sloterdijk irgendwo trocken resümiert.

Die also, die konsequent die Simulation des Dorfdeppen betreiben, wenn sie Tag ein und aus von Netzwerken faseln, Ökologie immer noch für die beste Antwort auf die systematische Kolonialisierung der Natur halten.

Die Potenztölpel, die am phallischen Fetisch, der heute für Demokratie steht, hängen, wie der Junkie an der Nadel. So Badiou: “Die umbarmherzige nackte Nacht, die uns zerstört, lässt sich von allen erkennen und sogar lieben, sobald sie sich mit dem Wort „Demokratie“ bedeckt, ebenso wie der Polizeipräfekt sich das Begehren aller erhofft, wenn er als aufgerichtetes Glied erscheint.“ Ein Elend, das laut Badiou, sich in einem einzigen Wort zusammenfassen lässt: Mittelschicht.

Die so an ihrer Bequemlichkeit und Zufriedenheit hängen, dass man den Broker, der an die 24-Stunden Monitore angeschlossen und mit dem Hyperpuls kontingenter und unvorhersehbarer Hochs und Tiefs verdrahtet ist, für eine wirklich revolutionäre Figur halten muss. Kürzlich hat sich in Frankfurt ein Broker auf seinem Computer einen Voice-Synthesizer mit einer “sexy” Frauenstimme installiert, die ihm alle Marktpositionen detailliert auflistet. In diesem realen Modell des monetären Cybersex sind die grünen Kulturpolitiker aus Berlin schon längst zum Duschen geschickt worden.

Die eigentlich keine phrasenhaften Dokumente mehr schreiben mehr müssten, weil sie längst selbst die leibgewordene Phrase sind. Die am liebsten im Einkaufszentrum „Hans im Glück“ auf ewig flanieren würden, sie haben jetzt ja in der taz schon eine halbe Ewigkeit durchgehalten – sie sind jetzt schon leibgewordene Tradition, Folkore und kulturelles Erbe in einem.

Die als die Simulation des Flaneuers im Einkaufszentrum rumwandeln und noch nicht mitbekommen haben, dass sie Teil eines Flüssigfernsehers geworden sind, der ihr Begehren, ihre Ideologien und ihre Bequemlichkeiten in einen Mikroschaltkreis einspeist.

Die jene Form des Esoterischen als Kultur verkaufen, die Sloterdik mit neo-buddhistischen ready-mades nur ansatzweise auf den Punkt bringt.

Noch nicht einmal eine grüne Revolution ist aus der taz geworden, sondern nur „eine Papierschleuder im Dauerbetrieb.“ (Wolfgang Pohrt) Allenfalls noch eine nörgelnde Frequenz im montonen Grundrauschen des Kulturbetriebs.

Denen man gerne noch mal irgendwelche Winzer, die bei Narbonne mit ihren Jagdflinten auf CRS-Bullen schossen, oder zumindest Schafzüchter, die damals aus einer Kaserne auf dem Larzac-Plateau Dokumente klauten, ins Büro schicken würde, damit deren Schafe die grünen Schreibtische vollpissten.

Ach so, nein um das Unsichtbare Komitee ging es in der Kolumne nicht, und hier auch nicht.

der taz Text hier

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