Durchgeknallte Maschinen: Kapital, Staat und Faschismus. (Buchveröffentlichung)

Erscheint im Oktober im Laika Verlag. Laika/Non.Derivate003

Die hier publizierten Essays stehen in einem untergründigen Zusammenhang. Im ersten Essay wird mit der Zeichnung von wenigen abstrakten und weitläufigen Linien versucht, jenes eigentümliche Objekt »Staat« zu konstruieren, ohne dabei der Versuchung zu unterliegen, auch im Ansatz nur diejenigen Diskurse zu reproduzieren, die in endloser Wiederholung vom Staat selbst hervorgebracht werden. Der Staat, der seine Doxa, sein Benennungsprivileg sakralisiert hat und wie ein Zeichen seiner Auserwählung vor sich her trägt, als sei er der Standpunkt aller Standpunkte, sodass jede Frage nach der Legitimität seines Standpunktes sich erübrigt, hat sich in für die Bevölkerungen qualvollen Jahrhunderten als eine säkularisierte Hyper-Kirche etabliert. Aber man darf nie vergessen, dass ohne die Vereinnahmung des allgemeinen Reichtums durch das sich selbst reproduzierende Kapital der Staat niemals in der Lage wäre, seine exekutiven, administrativen und gouvernementalen Funktionen auszuüben. Diese Gemengelage führt uns direkt in den zweiten Essay hinein.

Ab einem gewissen Zeitraum in der Historie des Kapitalismus war das Kapital nicht mehr zufrieden damit, mit dem Staat und seinen Kriegsmaschine eine gleichberechtigte Allianz aufrechtzuerhalten. Die Konstruktion einer eigenen Kriegsmaschine durch das Kapital integrierte den Staat, seine politische, militärische und symbolische Souveränität und all seine administrativen Apparate und modifizierte sie unter den Imperativen des finanziellen Kapitals. Die Ausdehnung der Kapitalisierung auf den ganzen Planeten, leichtgläubig »Globalisierung« genannt, tendiert heute zum Zusammenbruch der staatlichen Souveränität, zumindest drängt sie zu einer globalen Governance ohne Souveränität, ohne dass aber die Staaten von der Bildfläche verschwinden würden. Auf internationaler Ebene kann die USA ihre dominanten Funktionen des globalen Sheriffs, globalen Bankers und Treibers der Kapitalakkumulation immer weniger dominant wahrnehmen. Auf nationaler Ebene muss der Staat, der zwischen den Funktionen eines teils auch gegenüber den Bevölkerungen großzügigen ideellen Gesamtkapitalisten und der eher repressiven sozialen Polizei oszilliert, letztere Funktionsweisen ausbauen, indem er – seit der Finanzkrise des Jahres 2008 – einerseits die Austeritätspolitik weiter verschärft, andererseits die Interventionsbreite seiner sozialen Polizeien erheblich ausweitet. Damit gleiten wir in den dritten Essay.

Der kommende Faschismus, der als solcher in Anführungszeichen zu setzen ist, wird durch die staatliche Politik des proaktiven Krisen- und Risikomanagements forciert, das, angetrieben von Präventionspolitiken und hypertechnologisierten Paranoia-Aggregaten, einen Systemfeind oder das Chaos überall und nirgends vermuten und deshalb mit immer drastischeren Mitteln eingreifen muss, um das nach Ansicht des Staates Schlimmste zu verhindern. In Engführung mit den globalen Kriegsmaschine des Kapitals adressiert der Staat längst nicht nur die Terroristen als Feinde, sondern in der Gestalt eines Unternehmens sowie einer motorisierten Exekutivmaschine von Direktiven fungiert er als ein Instrument der Ausbeutung, der Kontrolle und der Disziplinierung einer längst globalisierten Arbeitskraft. Und es kommt, was kommen musste: Die nach der Finanzkrise von 2008 vom Staat selbst institutionalisierte Klaviatur der Rassismen und Nationalismen wird heute immer stärker von den rechtspopulistischen Bewegungen bespielt, welche die Staatsfaschisierung in Richtung eines offenen Bürgerkrieges treiben wollen, der als seine primären Feinde die Flüchtlinge, Muslime und generell die Fremden definiert, um schließlich im engen Schulterschluss mit dem Staat einen derart hochexplosiven Zustand zu erreichen, sozusagen einen Kipppunkt, an dem die Politik der Gefühle um des eigenen Glücks willen den Genozid an der Surplus-Bevölkerung im Süden einfordert.

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