Für das kommende Wochenende mobilisieren die Gilets Jaunes anlässlich des ersten Jahrestages des Beginns ihrer Bewegung landesweit nach Paris. Angekündigt sind Aktionen auf den Champs Elysees, Besetzungen, spontane Demos,…
Gelang es im Nov/Dez letzten Jahres den Staatsapparat wiederholt zu überraschen, Schneisen der Verwüstung in den nobelsten Vierteln der Innenstadt zu schlagen, Luxusgeschäfte und Juwelierläden zu plündern (allein bei Dior wurde Schmuck im Wert von 2 Mio entwendet), und an vielen Stellen Bulleneinheiten in die Flucht zu schlagen, dürfte der Sicherheitsapparat an diesem Wochenende wesentlich besser vorbereitet und aufgestellt sein. Hier nun die Übersetzung der Überlegungen einiger Gilets Jaunes, die ursprünglich auf Paris Luttes Infos veröffentlicht und von mir übersetzt wurden.
Die Dekrete der
Präfektur wurden seit Samstag, dem 9. November, erneut aktualisiert,
und die Demonstrationsverbote werden sicherlich im Gebiet des
westlichen Paris wieder in Kraft treten. Wir stehen vor zwei
Problemen: Der Mobilisierung der repressiven Kräfte und dem, was
daraus folgt. “Präventive” Kontrollen, zahlreiche
Verhaftungen, Überwachung der Umzüge…. Das andere Problem dürfte
die Zusammenführung der diversen umherschweifenden Gruppen zu einer
echten Demonstration darstellen.
Am 21. September (1)
gelang es mehreren Gruppen von Demonstranten, die Champs mehr oder
weniger zahlreich zu erreichen, ohne dass es gelang, sich in eine
große Masse zu verwandeln. Die ultra- aggressive Strategie der
Präfektur erlaubt es uns nicht mehr, an einem statischen Ort zu
bleiben, während wir darauf warten, dass die Ansammlung von
Kleingruppen zu einer echten Demonstration wird. Die permanente
Mobilität der Demonstranten spiegelt sich zunehmend in der Flucht
aus dem Zugriff des Dispositiv des Polizeiapparat wider, ein
Phänomen, dass durch die Schwankungen in der Anzahl der
Demonstranten auf der Straße verstärkt wird.
Wenn wir am
Samstag, den 16. November, in Paris die reichen Bezirke sukzessive
von der Polizei beherrschten Bezirken aus infiltrieren wollen, müssen
wir die Form der Polizeibesetzung, d.h. die Taktik des polizeilichen
Besatzungsprozesses, der Konzentration von großen Einheiten an einem
Punkt in Betracht ziehen. Wir können sie nicht zerstreuen, indem wir
sie direkt angreifen, sondern nur, indem wir sie
entflechten.
Angenommen, die Notwendigkeit, die Champs zu
erreichen, ist zu einer defensiven Logik geworden. Seit dem neuen
Polizeipräfekten und seiner Taktik, die seit Mitte März praktiziert
wird, dürfen wir nicht mehr versuchen, eine festgelegte Position zu
sichern oder zu verteidigen, sondern dürfen nicht länger darauf
warten, umzingelt zu werden, bevor wir Gegenmaßnahmen ergreifen.
Angesichts des taktischen Grundrisses der strategisch wichtigsten
Orte muss unsere Technik auf Belästigung, Entmutigung und Ablenkung
der Polizei basieren.
Mittlerweile wird
jeder angekündigte Treffpunkt vollständig von der Polizei
kontrolliert: Deshalb wäre ein Treffpunkt in einem nicht zentralen
Bereich zu unserem Vorteil. Wir müssen von Orten aus vorgehen, die
nicht polizeilich untersagt sind, um so viel Kraft wie möglich zu
konzentrieren. Um diesen Vorteil zu haben, ist es notwendig, dass man
von Beginn des Morgens an in der Lage ist, die Macht, die sie mit
einer hohen Anzahl von Polizisten ausüben, aufzuweichen, sie aus
ihren statischen Kontrollpunkten zu locken und sie so schnell wie
möglich in die Verantwortung zu bringen, in den Stadtteilen für
aktive Ordnung zu sorgen, für die sei selber alle demonstrativen
Aktionen untersagt haben. Wenn dieser Effekt massenhaft greift, ist
diese Strategie nur allzu praktisch und wird sich je nach den
Umständen weiter entwickeln.
Lasst uns so viele
Überlegungen wie möglich über die möglichen Umgehungen der
polizeilischen Vorbereitungen anstellen. Denken wir darüber nach,
die Beteiligung der voltigeurs (2) zu minimieren und die CRS
Einheiten dazu zu zwingen, zwischen den Positionen hin und her zu
wechseln, mit dem Ziel der Desorganisation. Lasst uns die Feuerwehr
nutzen, um die Wellen der Polizei zu brechen, schaffen wir die
Löschfahrzeuge an die vorderste Front um es den mobilen Einheiten zu
erschweren in unsere Reihen einzudringen (3). Wir werden Momente der
Schwäche, der Panik aufgrund des Einsatzes des Arsenals der Waffen
der Polizei und auch der Auflösung von Gruppen erleben.
Wir müssen aber einen Weg finden, uns trotz der andauernden Verfolgungsjagden der Polizei neu zu formieren. Um den Fluss der Demonstranten aufrechtzuerhalten, wäre es je nach Umfang der Demonstrationen notwendig, andere Viertel für Versammlungen am frühen Abend vorzuschlagen. Dies würde es uns ermöglichen, unsere Motivation auf der Straße zu bleiben, zu stärken und am Samstag mehrere Phasen, mehrere Kampfabschnitte zu realisieren. Um nicht aufgerieben zu werden und um eine Fortsetzung unserer Anstrengungen zu ermöglichen. Die Vielzahl der Momente, die dieser Tag hervorbringen wird, wird die Weigerung hervorrufen, einfach zu gehen. All dies auch, um nicht den ganzen Tag über außer Atem und ohne Perspektive zu sein!
– Lasst uns am Samstag in mehreren Etappen kämpfen
– Eine Phase am Morgen, einen am Nachmittag und eine am Abend.
– Gönnt Euch Momente der Ruhe, um bis spät in die Nacht widerstehen zu können.
Eine weitere Woche, um unsere Taktik zu überdenken, oder zumindest um der Vielfalt unserer Handlungsweisen entsprechend den verschiedenen Situationen Rechnung tragen zu können. Eine Woche, um so viele Menschen wie möglich mitzubringen!
Einige Gelbe Westen unter vielen anderen
(1) https://non.copyriot.com/paris-am-21-september-ein-rueckblick-auf-den-acte-45/
(2) Ein historisierender Begriff, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Voltigeure
(3) Ob sich dies auf das Equipment der Feuerwehr bezieht, oder von einer Beteiligung der streikenden Feuerwehrleute ausgegangen wird, erschließt sich dem Übersetzer nicht. Auf jeden Fall haben sich die Pariser Feuerwehrleute jüngstens ordentlich mit den Bullen angelegt.