Geld und Symbol

Wie »wird« Geld? Indem es zu etwas wird, das Geltung besitzt. Dieses Etwas, das gilt, lässt sich dafür einsetzen einem anderen Aktanten, von dem man etwas will, das Begehrte zu entgelten. Und diese Geltung wirkt nicht nur auf Aktanten, sondern sie kennzeichnet das Begehren selbst, wobei das Symbolische des Geldes diese Geltung anzeigt. Das Geld setzt sich mit seiner Geltung an Positionen, die das Begehren allein nicht zu besetzen vermag und bewirkt damit erst Stabilität, Resonanz und Redundanz, ja selbst die Ökonomisierung des Begehrens. Seine Geltung verschafft sich das kapitalistische Geld als eine symbolische Markierung, die Kaufkraft darstellt, durch den Verweis auf die unterschiedlichsten Waren/Dinge (Konvertabilität/Tauschbarkeit), die ihm als sämtliche Inhalte gegenüberstehen, und damit sind diese Dinge eben nicht Geld und Geld nicht sie. Und schließlich steht das Geld zu anderem Geld in Beziehung, es wird Währung, es bezeichnet als Zeichen andere Zeichen. Damit ist kraft seiner objektiven Geltung mit Geld potenziell »alles zu haben«, es ist gewissermaßen Kaufkraft an sich, pure Monströsität, was u. a. seiner Positionierung gegen alle anderen Waren entspricht, die wiederum durch ihre Verweisungen auf Wert (Gleichwertigkeit) im Symbolischen des Geldes »das Medium selbst zur Geltung bringen.” Dabei kommt Geltung nicht an sich, sondern immer für Anderes zur Wirkung, d. h., die Geltung des Geldes expliziert »die Struktur der Vertretung eines Abwesenden« (ebd.: 20), es gilt (durch all seine Formen hindurch, in erster Linie als Selbstverwertung) als die primäre Vertretung eines Werts, der stets abwesend oder Leerstelle ist, doch, wie noch zu zeigen sein wird, in seiner Abwesenheit absolut notwendig bleibt. Man sollte hier anfügen, dass es kein Geltungsverhältnis des Werts geben kann, als ob der Wert sich erst noch an etwas anderem als an ihm selbst bewähren müsste, vielleicht sogar an der intersubjektiven Verfasstheit der Bewusstseine von Aktanten (ein subjektives Wertschätzungsverhältnis im Rahmen der Verständigung von Kommunikationen und transindividuellen Interaktionen). Und das Geld stellt eine symbolische Markierung der kapitalistischen Waren auch insofern dar, als es in seiner Funktion als (äußeres) Maß der Werte die erst im Verkauf von Produkten realisierte (abstrakte) Zeit in spezifischer Weise repräsentiert (Imago des Werts) und misst. Und durch den Termin wird die Markierung wiederum markiert, »er ist die Grenze oder Kadenz einer Fälligkeit. Er impliziert mithin die Zeit, das Intervall, das die Entgegennahme von der Rückgabe trennt.« (Derrida 1993: 56)

Wenn Oliver Schlaudt mit Marx folgenden Syllogismus vorführt – 1 Rock ist 2 Euro, 20 Ellen Leinwand ist 2 Euro, also ist 1 Rock 20 Ellen Leinwand wert – dann fungiert Geld in dieser logischen Relation als Mittelterm eines dreigliedrigen Schlusses, ohne selbst in der Konklusion noch zu erscheinen. (Vgl. Schlaudt 2011: 276) Und Schlaudt schreibt daraufhin zusammenfassend: »Dies ist der Sinn der Marx’schen Rede vom Geld als einem Medium, wobei die logische Bedeutung als Mittelterm des Schlusses (tertium medius) wie die praktische Bedeutung als Vergleichsmittel (tertium comparationis) hier ganz gewiss zugleich bemüht werden.« (Ebd.: 276) Die logische Bedeutung des Geldes als Medium ist hier mit der praktischen Funktion des Geldes als Vergleichsmittel qua materiellem Symbol (und eben nicht als Recheneinheit) gekoppelt, und dieses Zusammenspiel erlaubt eine numerische Bestimmung quantitativer Verhältnisse, d. h., Geld realisiert Waren als Resultate der Kapitalproduktion immer auch qua Messung. Geld funktioniert als messende Messung, insofern es ein externes Maß gibt. Das Geld in seiner Funktion als Vergleichsmittel korreliert hier also mit der Bedeutung, die im Syllogismus dem Mittelsatz zukommt, insofern die Mitte (im Wortsinn Meditationen, Medien) den Obersatz mit dem Schlusssatz koppelt, ohne darin zu erscheinen. Mit Medium ist hier stets Mittigkeit, Barre oder Differenz zwischen zwei Seiten gemeint, und eben nicht die eine oder andere Seite. (Vgl. Fuchs 2001: 151) Und ähnlich wie in die Bedeutung des Satzes eine Differenz eingeschrieben ist, die jede Bedeutung zu sich selbst auf Abstand hält (die Bedeutung des ersten Satzes wird durch den zweiten Satz ausgesagt), so schlägt sich im Medium des Geldes eine Differenz nieder, die ein Spiel der symbolischen Verweisungen und Verkettungen anzeigt, ein Spiel der Möglichkeit der Aktualisierung von Produkten als Waren, das sich trotz der unaufhörlichen Realisierung von Waren durch Geld in der Zirkulation letztendlich nicht beherrschen lässt, und nichts weiter zeigt schließlich das Wort »Krise« ansatzweise an. Das Geld als Mittel/Medium ist nicht Ausdruck einer Abstraktion, vielmehr wird diese durch das Mittel/Medium erst realisiert, sodass Geld seinerseits die Funktion eines symbolischen Supplements einnimmt, das sich ad hoc durchsetzen muss, wobei, wie Marx in den Grundrissen schreibt, es eben nicht ausreicht, dass die Ware ihren Gebrauchswert im Austausch mit einer besonderen Ware realisiert, sondern sie muss mit einem Dritten ausgetauscht werden, dem Symbol, das selbst nicht besondere Ware ist, sondern das »Symbol der Ware als Ware.« Wo innerhalb der Wertformen und -gleichungen nur Verschiebungen stattfinden, die sich entweder im Unabsehbaren verlieren oder sich in Widersprüchen auflösen, muss ein stabiler Zusammenhang – Gesetz oder Allgemeinheit – at once hergestellt werden, ein Gesetz des Symbolischen, welches auf die Relationalität und Kombinatorik der Ware-Geld-Transaktion verweist. Geld geht also dem Allgemeinen voran, insofern es auf einen Schlag ankommt, wie es je schon zu spät kommt, wenn es Gestalt annimmt, womit hier auf Virtualisierungkapazitäten angespielt wird, die darin bestehen, dass das Geld simultan in allen Waren repräsentieren muss, was niemals sich in den Wertausdrücken anschreiben lässt, nämlich der Entzug des Un-jekts Wert, der immer aus-steht, immer das Differente zu jeder Eigentlichkeit ist. (Vgl.Lenger 2004: 84f.)

Geld ist auch Mittel, mit dem die Vergleichbarkeit des Verschiedenen hergestellt wird (Vergleichsmittel), es trägt in sich als Symbolisierung die Differenz (Medium), indem es die Bahnung der selbstbezüglichen Dynamik des Kapitals realisiert, dessen Ausgangspunkt und Ziel das Geld ist. So könnte man das Medium auch als Differenzial des Zeichens auffassen. Als Differenzial inhäriert dem Medium ein Zeichen-Operator, der selbst nur als Effekt des Präspezifischen des Un-jekts Wert zu verstehen ist, der wiederum wegen seiner operativen Unbestimmtheit einem Milieu von Aktualisierungsbedingungen, einem Potenzialraum, entspricht. Und dieser wird durch das Kapital als Gesamtkomplexion aufgespannt, ein einhüllendes Milieu, das eben dasjenige des Kapitals ist. So zeigt sich, dass das Geld weder Teil eines signifikativen Systems ist, insofern es ja aus dem Warenuniversum auch ausgeschlossen ist, noch ein jenseitiges Regulativ, weil es immer in Relation zum Warenuniversum steht, vielmehr symbolisiert es ein Drittes, das den Wertausdruck, den es ermöglicht, und das Zeichen selbst durchläuft. (Vgl. Lenger 2004: 81/Strauß 2013: 224) Das Geld ist nämlich selbst aus Teilungen und Differenzen hervorgegangen, womit sich das Symbolische des Geldes je schon als das Produkt einer nicht-symbolischen Differenzialität erweist, die wiederum auf ein symbolisierbares Nicht-Zentrum verweist, das selbst nur ein Zusammenhang oder ein Verhältnis sein kann, nämlich das des Kapitals zu sich selbst.

Gleichzeitig muss das Geld als Symbolisches sich in der Ökonomie Geltung verschaffen können, was über eine nicht arbiträre Materialität geschieht, wobei das Geld spezielle Materiaturen annimmt, die von der Münze bis zum digitalen Geld reichen.

Das Geld ist somit das Resultat einer Wirkung, nämlich der Immanenz des Kapitals als Gesamtkomplexion, und eben nicht das Resultat einer Voraussetzung, womöglich der dialektischen Entwicklung der Wertformen von der einfachen über die allgemeine Wertform bis hin zur Geldform. Das Geld als Symbolisierung einer nicht-symbolischen Differenz dient der Stabilität des Kapitals, wobei das logisch Dritte die Geltung des Geldes erst hervorbringt, das logisch Dritte, das nicht etwa die Arbeit oder die Arbeitszeit, sondern die quasi-transzendentale Struktur des Kapitals betrifft, ohne die keinerlei gesellschaftliche Gültigkeit hergestellt werden kann. Und die Gültigkeit, die vom Geld mit seiner spezifischen Geltung at once hergestellt wird, besteht in der zwingenden Relationalität zwischen Waren und Geld, die durch die differenzierende Performativität des Geldes vermittelt wird, sowie einer entsprechenden Kombinatorik. Inspiriert vom Denken des Differenzials in der Mathematik lässt sich die Differenz, die selbst keinen positiven Wert hat, über Relationalität operationalisieren. Die Differenz selbst ist, wie wir mit der Darstellung von Deleuzes Differenzialkalkül noch zeigen werden, nicht wegen aktueller Werte von Interesse, sondern rein wegen der Relationalität, obwohl Werte doch aktualisiert werden müssen. Wie Leibnizens dy/d generiert die Differenz Wert nur durch die Herstellung eines systemischen Zusammenhangs, in dem sie als Medium zugleich Aktualisierung im Rahmen einer Metrik oder Kombinatorik erfordert. Dieser Zusammenhang wird vom symbolischen Geld at once als Relationalität der Waren zu Geld und der entsprechenden Kombinatorik repräsentiert. Marx schreibt in den Grundrissen: »Dies Symbol repräsentiert die aliquoten Teile der Arbeitszeit; den Tauschwert in solchen aliquoten Teilen, als sie fähig sind durch einfache arithmetische Kombination alle Verhältnisse der Tauschwerte untereinander auszudrücken. Dies Symbol, dies materielle Zeichen des Tauschwerts ist ein Produkt des Tausches selbst, nicht die Ausführung einer a priori gefaßten Idee.« (MEW 42: 79)

Die Geldproblematik drückt sich im Symbolischen aus, das den Spalt von Simultaneität (Geld stellt Geltung at once her) und Nachträglichkeit (Geld ist Resultat des quasi-transzendentalen Zusammenhangs des Kapitals) ausweist. (Vgl. Strauß 2013: 227) Und die Geltung des Geldes stellt sich nicht über so etwas wie Transport her, sondern vollzieht sich sozusagen als Quantensprung, wobei at once Aufteilung der Tauschwerte nach Regeln, die diejenigen der Quasi-Transzendentalität des Kapitals sind, organisiert wird. Dabei führt die (begriffliche) Ausdrücklichkeit der Wertformen mit ihren jeweiligen Übergängen eben nicht direkt zum Geld, bezeugt eher die Unausdrücklichkeit des Werts, der als differenzielles Zugleich von An- und Abwesenheit in der differenziellen Akkumulationen des Kapitals als Gesamtkomplexion persistiert. (Ebd.: 223f.) Die Simultaneität, die sich im Geld anzeigt, wird als Zeitigung von Zeit in der Zeit permanent ge- und unterbrochen, etwa durch die verschiedenen Produktionsphasen, den zeitlichen Sequenzen, Perioden, Metriken und Tempi der Kapitalmetamorphosen von der Kreditaufnahme über die Investition bis zur Realisierung von Produkten qua Verkauf. Die Verwertung von Kapital ist daher stets schon als prekär anzusehen. Damit ist aber auch Geld als das ökonomische Mathem im Kapitalismus infrage gestellt und bleibt nach Harald Strauß auf eine virtuelle Wertsphäre verwiesen, deren Aktualisierungen niemals endgültig terminierbar sind, womit die diskursiven Darstellungsweisen der Transformationsprozesse des Kapitals und des Geldes gegenüber den Aktualisierungen je schon zu spät kommen. Hinsichtlich der Realisierungsweisen des Geldes geschieht hier laut Strauß Folgendes: »Das Symbol Geld wird im Realisierungsakt, der das Ding in Warenform und seinen Wert in Preisform aktualisiert, selbst in seiner Funktion als Symbol aktualisiert. In der diskursiven Darstellung bestätigt sich die Idee des Wertes als konstitutives Apriori des Waren- wie des Geldbegriffs, real aktualisiert sich die Virtualität des Wertes im Geld.« (Ebd.: 240) Konsequent ist es hier, wenn man Virtualität als Seinssphäre betrachtet, von einer Idee des Werts zu sprechen, die sich real als Virtualität in Geld aktualisiert. Aber die Zeitigung der Zeit impliziert, wie wir gesehen haben, Virtualisierung und eben nicht Virtualität. (Vgl. Nozsicska 2009: 295) Wir hatten das schon problematisiert.

Und die Funktionalität des Geldes bedarf eines spezifischen Materials, auch wenn dieses Material ständig wechselt. Im materiellen und zugleich symbolischen Geld ist aber keinerlei Wert inkarniert oder gespeichert, sondern im Zuge der Virtualisierung/Aktualisierung von Wert je schon eine Anweisung auf zukünftige Verwertung inkludiert, je schon verschobene Präsenz. Akkumulation von Reichtum ist die Akkumulation von Geld als Kapital, während Produkte ohne Realisierung durch Geld dem Müll anheimfallen, Produkte ihren Warenstatus gar nicht erst erlangen. Es ist die Akualisierung/Virtualisierung-Operationalität des Werts in der Zirkulation, die die Geltung des Geldes affirmiert. Alle Dinge erscheinen jetzt als potenziell austauschbar und geld-gleich, sie haben einen Preis, insofern sie dem exterioren Maß der Werte, dem Geld, zugeordnet sind. Dabei zeigt sich, dass es immer verschieden flexible bis äußerst unflexible Preispolitiken gibt, insofern vor allem bei Letzteren die Reproduktionen des Kapitals gerade nicht über die Herstellung von Gleichgewichten an den Märkten erfolgen, die aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage resultieren. Damit ist zugleich angezeigt, dass der Preispolitik zumindest bei klassischen Industrieunternehmen oder bei oligopolisierten Märkten nicht die Bedeutung zukommt, die ihr die Neoklassik zuschreibt, vielmehr zeigt sich das Phänomen der Konkurrenz und der entsprechenden Preispolitiken an oligopolisierten Märkten eher daran, ob Eintrittsschranken so durchlässig sind, dass überhaupt noch neue Unternehmen an die Märkte gelangen können. Die Preise von klassischen Waren besitzen heute bei sog. unvollkommenen Märkten, die Preise weniger als Daten behandeln, über die Anbieter und Nachfrager verhandeln, eine gewisse Stabilität, eine Situation, die sich erst wieder radikal an den sog. Derivatmärkten ändert, wo das Virtualisierungspotenzial der Preise, um Fluktuation oder Volatilität zur Geltung zu bringen, voll durchschlägt, aber auch dies überhaupt nicht im Sinne der Herstellung von Gleichgewichten, wie man dies in der Neoklassik bis hin zur stochastischen Finanzmathematik immer noch annimmt. Auch an den sog. Derivatmärkten ist der Preis mit seinem Virtualisierungspotenzial und das Geld mit seiner Fähigkeit zur Aktualisierung als Form der unmittelbaren Austauschbarkeit je schon durch die quasi-transzendentale Struktur des Kapitals gekennzeichnet, und diese als die Ebene des Gesamtkapitals, mit der die Potenzialität aller Tausch- und Verwertungsprozesse durch die Konkurrenz und ihre Korrekturmechanismen hindurch gesetzt ist.

Wenn das kapitalistische Geld ein rein gesellschaftliches Daseins-Verhältnis impliziert und ein rein gesellschaftliches objektives Geltungsverhältnis expliziert, wie lässt sich dann in diesem Rahmen das ökonomische Mathem überhaupt bestimmen? Im Zuge des Foucault’schen Konzepts des Referenzials wollen wir an dieser Stelle folglich nicht das Theorem, sondern das Mathem des Geldes problematisieren, das u. a. das Problem der Zahl betrifft. Sicherlich muss an dieser Stelle auf die Erkenntnisse der symbolischen Algebra zurückgegriffen werden. Mit der Zahl lässt sich das Unvergleichbare vergleichbar machen, lässt sich das singuläre Objekt zum Exemplar einer Menge modifizieren, womit die Verdopplung in Objekt und Zahl statthaben kann. Schon im Ritus ist das Opfertier eines von vielen und damit ist der Bezug auf Name oder Zahl angezeigt. Wie wir wissen, wurde im Verlauf der historischen Entwicklung die Zuordnung des Zeichens/Zahl zum bezeichneten Objekt entkoppelt. Ohne feste Zuordnung zwischen Zahl und Objekt ist jedoch eine gewisse Maß- und Haltlosigkeit zu konstatieren, womit sich nicht entscheiden lässt, ob wir es bei den entstehenden Inkongruenzen mit einem Mehr/Weniger an Zeichen/Zahl oder einem Mehr/Weniger an Objekten zu tun haben. (Vgl. Bahr 1983: 392f.) Wie die Historie gezeigt hat, werden Zahlen schließlich nicht mehr mit Bezug auf eine Referenz, die Abzählbares beinhaltet, sondern rein als logische Symbole definiert. (Wenn nun auch der Name sich als Leere erweist, die durch x-Beliebiges ausgefüllt werden kann und damit beim Namen im Gegensatz zum Eigennamen immer weitere Ausfüllungen durchaus möglich sind, dann lässt sich auch hier eine Relation zum Symbolischen herstellen.) Es existiert also keinerlei strukturelle Ähnlichkeit zwischen Objekt und symbolischer Form mehr, vielmehr werden Zahlen als Elemente von Mengen begriffen, die durch Regeln der Abbildung als Glieder einer Reihe anzuordnen sind. Zahlen werden damit rein durch ihren Stellenwert innerhalb eines symbolischen Ordnungssystems bestimmt. Und heute können wir hinsichtlich des Konstruktion des Symbolischen folgende weitere Differenzierung vornehmen: a) Die Dimensionen der Grammatik zeigen jene Proportionalitäten an, mit denen man Denkformen, Aussagen und Diskurse zu geformten Einheiten, zu Sätzen komponiert; b) die Dimensionalität des Logischen verweist wiederum auf Proportionalitäten, in und mit denen man Sätze in allgemeine, teilbare Relationen transponiert; c) die Dimensionalität des Mathematischen zeigt jene Proportionalitäten an, mit denen sich die Teilbarkeit der allgemeinen Relationen konstruieren, deklinieren und komponieren lässt. Die symbolische Algebra wäre somit weder als Sprache noch als Zahl oder Form zu verstehen, vielmehr stellt sie nun als ein mehrdimensionales offenes Mathem Möglichkeiten bereit, um gegebene Symbolisierungen in eine explizierbare, interpretierbare und kalkulierbare Relation zu anderen Symbolisierungen zu setzen.

Mithin siegt historisch die reine Operationalität des Symbols und im Zuge dessen kann erst das Rechengeld entstehen, dessen allseitige Vermittlungsfunktion qua spezifischer Regeln der Rechengröße bedarf. Schon Marx hat die Entstehung der Rechengröße Geld in symbolischen Kontexten beschrieben. Gold besitzt mit seinem intrinsischen Gewichtsunterschied ein Maß seiner Teilbarkeit, wobei die Fixierung des Maßstabs historisch von Anfang an ein Spiel von Fälschungen ins Werk (Gewichtsmanipulationen) gesetzt hat. Und schließlich ist es die Zahl als Maßeinheit, die die Kommunikabilität (Verteilbarkeit und Vergleichbarkeit) von Waren und Geld zu vermitteln hilft, wobei die monetäre Verständigung über singuläre, über qualitativ völlig verschiedene Dinge und Objekte gerade insofern möglich ist, weil diese ja als je spezifische Größen/Mengen qua diverser Maße (Raum, Zeit, Gewicht, Zahl) schon identifiziert sind, gemessene Objekte, die wiederum über das Geld als allgemeines Maß in Beziehung gesetzt werden. Dabei entspricht das numéraire des Geldes einer Signifikationsmatrix, einer Quantifizierungsmaschine, die in einem bestimmten algebraischen und eben nicht in einem diskursiven Modus rotiert. (Strauß 2013: 37)

Hans-Dieter Bahr schreibt in diesem Kontext, dass gesellschaftliche Größenmaße stets zwei Funktionen aufweisen: a) rationale Bestimmung des Umfangs der ökonomischen Erscheinungen (räumlich-zeitlich-materiell) und b) Zuweisung des sozialen Anteils an diesen Erscheinungen, die sog. Ration. (Bahr 1983: 406f.) Vorausgesetzt sind dabei immer Mengen, die über die vier Maßeinheiten – Raum-, Zeit-, Gewichts- und Zahlenmaße – bestimmbar sind, was man schließlich durch gesetzliche Vorschriften geregelt hat, um die Kommunizierbarkeit von Dingen, Objekten, Maschinen und ökonomischen Prozessen in Permanenz zu gewährleisten. Was jedoch nach der Auffassung Bahrs aus der »rationalen« Bewertung der Dinge innerhalb der kapitalistischen Ökonomie meistens herausfällt, ist die Bestimmung der Menge als Ration, die den Umfang und die Relation der Dinge weniger fixiert als beständig offen und flüssig hält; diese Art der qualitativen Bestimmung der Menge kann somit für einen monströsen oder grotesken Tausch, für Transport, Geschenk, Besteuerung, Verausgabung, Werbung, Spektakel oder was auch immer sonst stehen. Gerade die ökonomischen Wissenschaften versuchen Bahr zufolge die Gesetze der Quantifizierung auch für die Rationen derart harsch zu fixieren, dass sich durch alle Schwankungen hindurch als Norm immer Gleichgewicht einstellen soll, wobei als »gemeinsamer Nenner« sowohl des rationalen Umfangs der Dinge und Erscheinungen als auch der sozialen Zuteilung das Geld als sog. Recheneinheit dient. Bahr fügt hinzu, dass es sich dabei um eine reine Fiktionalität handele, mit der die vielfältigen Arten von Geldfunktionen erst gar nicht als Untersuchungsgegenstand in den ökonomischen Wissenschaften auftauchen würden.

Für Bahr wird die rechnerische Bestimmung von Produktmengen als Preisgrößen heute durch die vielfältigen Operationen der »Rechengeldmaschinen« gewährleistet, die relativ unabhängig von etwaigen sozialen Bestimmungen (Verträge, Gewalt, Kämpfe, Gesetze etc.) ihre Rechengeldfunktionen erfüllen, um die reine Kommunizierbarkeit der Produktmengen über Preispolitiken, die Bahr als Kriegsmaschinen qualifiziert, herzustellen, und dies als flexible monetäre Quantifizierung, womit man bei den Rechengeldmaschinen im rein formalen Sinn auch von (kriegerischen) Kommunikationsmaschinen (ebd.: 409) sprechen könnte. Es gilt zu beachten, dass Codes/Schemata, mit denen Operationen rein als solche behandelt werden, als Einschreibungen in ein fluides »Medium« erfolgen, dessen »Gesetzlichkeit« mit seiner zeitlichen Vor- und Nachträglichkeit dem quasi transzendentalen Zusammenhang des Kapitals auf Gesamtebene geschuldet ist. So nimmt es nicht wunder, dass dort, wo die ökonomischen Wissenschaften von Zeit sprechen, meistens die fluiden Rechengeldmaschinen gemeint sind, die temporale Operationen ausführen, wobei Fluidität hier auch anzeigt, dass wir es hinsichtlich der Preisfestsetzungen an Märkten u. a. mit Virtualisierung zu tun haben, insofern Preise eben nicht nur gemessene Zeit/Arbeitszeit nachträglich »spiegeln«, sondern die Zeit als virtuelle Anweisung auf künftige Realisierung und Verschiebung von Größen und Relationen, i. e. Volatilität vorstellen, was am markantesten in den Preisbewegungen der Derivate zum Ausdruck kommt. Verkauf und Kauf von klassischen bis synthetischen Waren qua Geld stellen dabei die entsprechenden Aktualisierungen vor. Und der Preis bedeutet Zeitlichkeit der Ökonomie als Zahl und zugleich mathematische Operationsregel, er verweist wiederum auf den Code, insofern dieser in seiner reinen Inhaltslosigkeit und Indifferenz an die Operationen und Technik der Rechengeldmaschinen gebunden bleibt. Unter Code ist entweder ein Wahrscheinlichkeitssystem zu verstehen, das die Regelmäßigkeit gleichwahrscheinlicher Ereignisse ausweisen soll, wie wir es etwa bei der Anwendung stochastischer Modelle im Derivatehandel finden, oder eben ein binäres Schemata, mit dem man Verweisungen bzw. Operationen zunächst rein als solche behandelt, wobei deren Spezifik in ihrer Funktionsnotwendigkeit besteht, unabweisbar unausdrückliche »Gesellschaftlichkeit« abzusichern. (Vgl. Strauß 2013: 74f./ Fuchs 2001: 159f.)

Unter den Wirkungen der Rechengeldmaschinen, die an dieser Stelle eins mit dem ökonomischem Mathem sind, werden die besonderen Arbeiten scheinbar als reiner Effekt des Geldes gesteuert, gemessen und codiert. Mag das ökonomische Mathem auch mit der normativen, herrschaftlichen Festlegung der Tauschrelationen qua Gewichtsrelata des Metallgeldes historisch seinen Anfang gehabt haben, so wird es ab einem bestimmten historischen Zeitpunkt selbstreferenziell qua Code und Operationsregeln die Tauschrelationen, die Verträge und den kapitalistischen Handel integrieren und damit die Geltung des Geldes bezeugen. Man kann dies leicht an den Staaten festmachen: Obwohl Staaten Metallgeld prägen, erlangt das Geld seine Geltung nicht durch diese, vielmehr erfolgt die staatliche Prägung gerade aufgrund der Geltung des Geldes, was vor allem auch die Außenhandelsbeziehungen der Staaten zeigen, wo ihre Macht über das Geld schnell erlischt. Geld als Symbol perpetuiert den Code, der als Wahrscheinlichkeitssystem die Anzahl der gleich wahrscheinlichen Austauschrelationen nicht nur erhöht, sondern auch verringert (bestimmte Austauschrelationen sind nicht vorgesehen oder nur bestimmte werden realisiert). Die Regeln, das Spezifische des ökonomischen Mathems, wäre also nicht aus dem Code selbst abzuleiten, denn hier handelt es sich um Vorgaben, mit denen der Code ohne selbst einen Blick auf die Inhalte zu werfen zu rechnen hat. (Strauß 2013: 77) Selbst der Marx’sche Begriff des Geldes vermag jenes algebraische Mathem nicht ganz zu erfassen, vielmehr wirkt das Mathem des Geldes jenseits der vielen Veränderungen des Geldbegriffs im Marxismus ungehindert weiter. Darüber hinaus zeigt die Analyse der Wirkungsweise des Mathems, dass begriffliche Festschreibungen des Geldes geradezu ihrer Geltung enthoben werden können, wie es heute an den Finanzmärkten ständig geschieht. (Ebd.: 82)

Laut Bernhard Vief ist dem Äquivalenzprinzip die Analogie eigen, wobei dem Ana-logon eine Schablone entspricht, die man über zwei verschiedene Objekte legt, um sie anzugleichen, und womit natürlich sofort die Frage aufgeworfen wird, was denn nun diese Schablone als sog. tertium comparationis anbieten könnte, um überhaupt einen Vergleich zwischen zwei völlig verschiedenen Objekten zu ermöglichen. (Vgl. Vief 1991: 138) Marx kann sich mit der Fixierung des Dritten auf das Metallgewicht des Geldes qua vergegenständlicher Arbeit, wie das Adam Smith und David Ricardo noch getan hatten, nicht zufrieden geben, stattdessen setzt er auf das Axiom »abstrakte Arbeit« oder »abstrakte Arbeitszeit«, für das er aber wiederum keinen objektives Maß anbietet (was heißt abstrakte Arbeit als immanentes Wertmaß?), weshalb Vief bei Marx selbst einen infiniten Regress eröffnet sieht. Deshalb nimmt Vief an dieser Stelle eine Verschiebung vor und fundiert zumindest das Digitalgeld gleich in der reinen Differenz, was, wie er behauptet, die Abwesenheit eines jeglichen Wertmaßes anzeige, das heute durch den Binärcode ersetzt worden sei, sodass das Geld eben kein allgemeines Äquivalent mehr darstelle, sondern einzig und allein durch Differenz gekennzeichnet sei. (Ebd.: 139) Abgesehen von der fragwürdigen Annahme, Differenz mit Digitalität gleichzusetzen (für Deleuze z. B. gehört die Differenz dem Analogischen an), ist es tatsächlich die Digitalität qua Binärcode, welche heute als mediale Basis der elektronischen Geldform erscheint, sodass das Geld in erster Linie auf bedeutungslosen Daten beruht, die jedoch nach wie vor bedeuten (und verweisen) müssen, und of course benötigen die Geldströme im Raum des Symbolischen, in dem sie zwischen Prozessen und Stasen oszillieren (übertragen und speichern), Materie/Energie, denn schließlich kann die res cogitans ohne res extensa nicht auskommen. (Wenn das Symbolische, obwohl es keine Referenz zum Objekt bzw. zur Arbeit aufweist, dennoch nur am Material stattfinden kann, das dem Kontinuum der Zeit entrissen wird, Operationen daher vornehmlich im Raum des Symbolischen stattfinden, womit die Zeitachse gewissermaßen entmächtigt ist, so brauchen Operationen als instantane Prozesse doch so marginal wie auch immer Zeit, wenn diese auch nicht vergleichbar irreversibel wie die Zeiten außerhalb des Symbolischen ablaufen.) Wie Oliver Schlaudt stellt also auch Bernhard Vief – allerdings in anderer Gewichtung – die Frage nach dem Verweis des Geldes auf ein Drittes. Während Vief jedoch keinerlei Notwendigkeit mehr sieht, auf abstrakte Arbeit überhaupt noch Bezug zu nehmen, führt Schlaudt diesen Verweis als die besondere Leistung der Arbeitswerttheorie an, mit der Marx abstrakte Arbeit als immanentes Wertmaß ausgewiesen hätte. (Vief 1991: 135f./Schlaudt 2011: 265f.) In der Tat stellt sich hier für Marx eine entscheidende Problematik, die wir in den Kapiteln zu Wert und abstrakte Arbeit diskutieren wollen.

Wenn Deleuze/Guattari konstatieren, dass erst mit der Heraufkunft der Form des Geldes die Herrschaft der Quantitas fundiert sei (Deleuze/Guattari 1974: 291) , dann sollte man noch hinzufügen, dass Marx als erster Theoretiker in der Geschichte der ökonomischen Wissenschaften die Rationalität der Herrschaftspraxis des Kapitals auch in messtheoretischer Hinsicht systematisch untersucht hat. In diesem Zusammenhang analysiert Oliver Schlaudt in seinem Essay Marx als Messtheoretiker die Begriffe »Gebrauchswert – Ware – Wertgröße – Wert – Tauschwert« auf ihre quantitativen Bestimmungen und Relationen hin, wobei er folgende Unterscheidungen vornimmt: Wertgröße (abstrakter Größenzustand, den man einem Objekt zuordnet), Wert (virtuelle Größenart, unter der Größenzustände verglichen werden können) und Tauschwert (numerischer Ausdruck des Werts); dies sind Definitionen, die stets auf die Gebrauchswertdimension und das Objekt als materieller Träger des Werts bezogen bleiben.(Vgl. Schlaudt 2011: 260) Und es gilt diesen Bestimmungen noch hinzuzufügen, dass der Abstraktionsschritt von den numerischen Zahlen in der Arithmetik hin zu symbolischen Zahlen in der Algebra, welcher das Kalkül von Leibniz und Newton überhaupt erst möglich gemacht hat, in die Analyse miteinzubeziehen wäre. Dies auch im Hinblick auf heutige abstrakte Wertmaße wie die Volatilität. Die Berücksichtigung der kategorialen Verschiedenheit von Ding und Eigenschaft versteht Schlaudt als Voraussetzung für jede Art von Ökonomik, die Messungen vornimmt und damit ein messendes Maß erzeugt, mit dem Aktanten glauben, die soziale Welt formatieren zu können (im Gegensatz zur Etablierung der Statistik, der man das gemessene Maß zuordnen kann). Keine Quantität oder Größe wäre daher als ein Ding zu begreifen, sondern ist immer nur als der Teil eines Maßes vorstellbar, das man einem Ding zuordnen und damit von diesem dar- oder vorgestellt werden kann. (Ebd.: 258f.) Und Geld steht als Einheit (Medium und Mittel) dem Universum der Waren als virtuelle Werte gegenüber, indem es selbst zum materiellen Maß der Warenwelt gerinnt. Als äußeres Maß muss sich das Geld als Vergleichsmittel materialisieren, um so die Waren an ihr Maß zu halten. Als Vergleichsmittel aktualisiert das Geld ein gesellschaftliches Verhältnis, das vom messenden Maß reflektiert wird. Bei Schlaudt stellt sich die Explikation des Werts als gemeinsamer Eigenschaft (Größenart, Wert) einer Wertgröße quantitativ verschiedener Tauschwerte (numerischer Ausdruck) folgendermaßen dar: »Das Verhältnis«, so schreibt Schlaudt, »von Wert und relativen Wert, Tauschwert oder Preis wird […] als das einer Größe und ihrem mittels eines materiellen Maßes bestimmten numerischen Ausdruck sichtbar. Der hier berührte Zusammenhang ist mithin gerade der der Quantifizierung.« (Ebd.: 272) Schlaudt spielt darauf folgend auf Marx’sche Paradox des »absoluten Wertausdrucks auf relative Weise« an, wobei Größen, die nur relativ bestimmt werden können, auf eine sog. absolute Größe bezogen sind, die hier für die generelle Vergleichbarkeit von Größen steht. (Ebd.: 277) Zu fragen wäre jedoch hier schon, ob man sich nicht von dem Term absoluter Wertausdruck ganz verabschieden sollte, wenn man denn auf eine quantitative Wertdimension anspielt. Wird der Wert als Virtualität (Strauß) oder als Virtualisierung im Zuge des Kapitals als einem quasi-transzendentalen Zusammenhang verstanden, gleich wie, hierin liegt die Unmöglichkeit begründet, quantitative Werttheorie zu betreiben. Schlaudt spricht dies schließlich auch selbst an, wenn er die Lösung des Problems der Wertabstraktion weniger in einem ohnehin nicht zu erfassenden absoluten Wertausdruck sieht, sondern eine praktische Lösung vorschlägt, d. h., in den Relationen der Waren fundiert, insofern diese (von vornherein) auf standardisiertes (!) Geld bezogen sind, das von Schlaudt aber nach wie vor als eine Ware definiert wird, die als Maß der ökonomischen Werte selbst einen Wert besitzt. (Ebd.: 277) Schlaudt gelingt es damit nicht, die oben angesprochene Exteriorität des Geldes zu denken, wo ihn doch der Term »Geld als äußerliches Maß« (Marx) direkt darauf hätte stoßen müssen, sodass das Symbolische eben nicht auf den inkorporierten Wert einer Geldware verweist, vielmehr auf die ad hoc-Wert-Relationalität von Waren und Geld und ihre Kombinatorik. Zumindest macht Schlaudt deutlich, dass im Prozess der Messung von Tauschwerten das Geld sich auch als spezifisches Quantum aktualisiert. Im Gegensatz zur Auffassung, dass der Tauschwert rein ein Verhältnis der ausgetauschten Warenquanta ausdrückt, definiert Schlaudt den Tauschwert als »das Quantum einer anderen Ware, gegen das sich eine gegebene Ware tauscht«, d. h., der numerische Ausdruck der Wertgröße wird als Tauschwert bezeichnet. (Ebd.: 262) An dieser Stelle weist Schlaudt auf folgendes Marx-Zitat hin: »Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold u.s.w. der Tauschwerth von einem Quarter Weizen ist, müssen x Stiefelwichse, y Seide, z Gold u.s.w. durch einander ersetzbare oder gleich große Tauschwerthe sein.« (MEGA II/8: 69) Hier werden also die dem Quarter Weizen im Wertausdruck gegenüberstehenden Waren als Tauschwerte definiert, wobei der Pluralität der Tauschwerte eine spezifische räumliche und zeitliche Verkettung von Warenbeziehungen entspricht, sodass z. B. zu einem gegebenen Zeitpunkt x Ware A sowohl gegen y Ware B wie auch gegen z Ware C usw., wie auch dasselbe Quantum x der Ware A zu verschiedenen Zeitpunkten gegen verschiedene Quanten y, z derselben Ware C getauscht werden kann, womit man es hier, wie leicht einzusehen ist, mit einer doppelten Pluralität, nämlich der von Synchronizität und Diachronie zu tun hat, deren Nachweis Marx mit dem ausdrücklichen Ziel betreibt, darzustellen, dass »gültige Tauschwerte derselben Ware ein Gleiches ausdrücken, nämlich Wert.« (MEGA II/8: 69) Wir haben es also Schlaudt zufolge beim Tauschwert mit Prozessen der quantitativen Realisierung/Aktualisierung von Wert (abstrakter Arbeit) zu tun, der selbst eine Differenzierung in Größenart (Wert) Größenzustand (Wertgröße) und numerischer Ausdruck (Tauschwert) erfährt, während z. B. bei Strauß quantitative Aktualisierung auf eine nicht-quantifizierbare virtuelle Wertsphäre bezogen bleibt. Für Schlaudt konstituiert abstrakte Arbeit als immanentes Maß eine quantitative Vergleichbarkeit, wobei es des Geldes als äußerem Maß bedarf, um Größen realiter messen zu können. Trotz der enormen Unklarheiten, die die Übersetzung von immanentem und äußerem Maß beinhaltet, ist zumindest reflektiert, dass das ökonomische Mathem nicht mit den jeweiligen besonderen Arbeiten rechnet, sondern mit den Geld-Zeichen stets den gesellschaftlichen Durchschnitt, unsinnliche abstrakte Arbeit, ausdrückt. Vergessen bleibt aber weitgehend das von Marx selbst angeschriebene Paradox, dass (abstrakte) Arbeit das immanente Maß der Werte sei, aber wie das Geld (äußeres Maß) selbst keinen Wert besäße. Auch die Syntax des ökonomischen Mathems als Code wird bei Schlaudt kaum thematisiert, und was eben noch schwerer wiegt, es gilt hier zu bedenken, dass die Signifikanz von Geld/Preis generell nicht zum Signifikat führt, sei dieses als abstrakte Arbeit oder abstrakte Arbeitszeit angeschrieben. Deswegen ist es jetzt notwendig nicht nur »die Form jener nicht-inhaltlichen Un-Substanz Wert«, wie Eske Bockelmann schreibt, an Geld und Preis gedanklich zu explizieren, sondern die Un-Substanz Wert selbst genauer unter die Lupe zu nehmen.

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