Kapitallogik und Gangland

Nur als von den Sozialcharakteren auch Verschiedenes ist das Kapital ein Verhältnis. Ist das Proletariat aber rein als variables Kapital gesetzt, dann tritt das Kapital nur noch in Beziehung zu selbst, es ist als Begriff mit der Sache tendenziell identisch. Identisch sind aber nicht die Subjekte mit ihm, sondern es hat sich seiner entledigt. Kapitalisierung bedeutet die höchste Form des Kapitals als reine Reproduktion. Dies heißt auch, dass die Tendenz Alles und Jedes zu kapitalisieren, die Kapitalisierung der Kriminalität mit einbezieht, wie das eben Gary Becker in seiner Theorie des Humankapitals schon angedeutet hat. Man nehme aktuell das Beispiel der Großbank HSBC, die Milliarden mit Geldwäsche, Kriminalität und dunklen Geschäften umsetzt.

Es ist kein Zufall, dass Giorgio Agamben auch in Bezug auf den Niedergang der Politik vom Siegeszug der oikonomia spricht, einem reinen Regierungshandeln, das nichts anderes interessiert als die eigene Reproduktion. Die Verwaltung der Macht, die eins ist mit der Regierungsmaschine, zieht Formen der Desubjektivierung nach sich, die mit der totalen Subjektivierung kongruent sind. Es ist nun folgerichtig, dass sich die großen Unternehmen und der Staat, was die Repräsentation und das Personal anbetrifft, in eine Art Gangland verwandeln, während die Struktur umso brutaler herrscht. Je mehr Struktur, desto verrückter aber auch das Gangland. In der Nachfolge von Horkheimer hat Pohrt von Ökonomie und Staat gesprochen, die beide von rivalisierenden Banden oder Rackets beherrscht werden. Es ist aber anders  gekommen, nach wie vor beherrschen die Strukturen die Rackets, die ganz darauf verpflichtet werden, die Struktur und damit eben auch sich selbst zu reproduzieren. Dafür ist ihnen dann aber auch jedes Mittel recht.

Der Staat wird zu einer Exekutivmaschine verdammt, in der die Regierenden für ihr Handeln einen Persilschein bekommen, ähnlich wie dies bei den Banken der Fall, die too big to fail sind.  Gerettet werden muss nur die Struktur. Racket bedeutet Erpresserbande, und es war Canetti, der vom Staat nicht zufälligerweise als einer legitimen Erpresserbande gesprochen hat. Heute bedeutet Racket Erpresserbande, Therapiegruppe und Charity in einem, der perfekte funktionalisierte Psychopathenverein, der  sich um nichts mehr kümmert als um die eigene Reproduktion (und damit um die Reproduktion von Allem). Und wenn es dann noch gelingt, im Kontext von Promi-Light die Restpolitik in den Medien zu personalisieren und die gesamte Aufmerksamkeit der Bevölkerung inklusive der Linken auf dieses Spiel zu lenken, dann wird aus Gangland sogar noch Gagaland.

Foto: Stefan Paulus

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