On Wendy Brown

Wir verweisen hier auf McKenzie Warks Besprechung des neuen Buchs von Wendy Brown  Undoing the Demos: Neoliberalism’s Stealth Revolution (Zone Books, New York 2015). Neben einer erneuten Diskussion um das Thema Informationskapitalismus und vektoriale Klasse, die auch dem deutschen Leser seit dem Hacker Manifesto bekannt sein dürfte, kreist McKenzie Wark hier um eine  ganze Reihe von Themen, die für eine weitere Schärfung des Begriffs “Neoliberalismus” interessant sein könnten. Zum Beispiel die Transformation des homo oeconomicus in Humankapital oder den Unternehmer seiner Selbst, der den Wettbewerb auszuhalten und zu forcieren und sich zum Risikosubjekt umzugestalten hat. Die darin angesieldete Freiheit des Subjekts ist ökonomisch, nicht politisch:

…homo economicus, which is then rethought as ‘human capital.’ There are only kinds of capital competing with each other, and these are imagined on the model of finance capital, as an unequal field of speculative units attempting to accumulate and augment their value. Neoliberal ‘liberty’ is economic, not political. The old values of equality, liberty fraternity are displaced by human capital, which is not even a humanism any more.

Damit ist das so gestaltete freie Subjekt als Humankapital aber auch in einer ganz neuen Art und Weise disponibel:

Here I am curious as to in what sense neoliberalism is actually a neofascism, a petit-bourgeois culture in which the ruling class buys-off the middle class through the repression of those below it.

Das oft als rein flexibel, mobil und kreativ vorgestellte neoliberale Subjekt unterliegt, vor allem wenn es als Humankapital versagt, einer staatlich organisierten Repression von ungeheurer Dimension, man denke nur an das Paniklabor Hartz4.

Und damit kommen wir auch zum totalitären Moment der neoliberalistischen Perspektive auf das Verhältnis von Kapital und Arbeit. Wenn die Arbeitskraft zum Humankapital transformiert, dann ist das Verhältnis eben aufgelöst. Von nun an ist in der Tendenz alles Kapital. Dabei bedarf die neoliberale Konzeption der Wirtschaftswissenschaften wie die Einzelkapitale selbst keines Kapitalbegriffs, es wird lediglich mit dem Mathem der Ökonomie gerechnet (und das vergisst eine rein begrifflich diskutierende marxistische Ökonomiekritik allzu oft).

To see everything as capital is a petit-bourgeois worldview. Labor disappears as a category. It is Marx inverted: for Marx capital was dead labor. For neoliberalism, labor is extinct and there is only capital.

Die nachfolgende Diskussion um Foucaults Konzeption des Neoliberalismus kapriziert sich wieder auf einen überpolitisierten Foucault. Ich habe dazu einen abweichenden Beitrag vorgelegt, in dem ich behaupte, dass sich Foucault in seinen Gouvernementalitätsstudien durchaus der Ökonomisierung des Politischen bewusst war. Siehe hier

Achim Szepanski

McKenzie Warks Essay here

 

 

 

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