POST COVID RIOT PRIME MANIFEST (PART III)

Zwanzig notwendige Anmerkungen zu den gegenwärtigen Konfliktualitäten und Perspektiven.

Teil 3: Anmerkungen 11-15

Elf: Wenn wir also davon ausgehen, das der Kampf, der uns bevorsteht, grundsätzlich in dem Sinne ist, dass es um das Überleben geht, oder genauer gesagt, der Kampf um das (menschliche) Leben auf diesem Planeten überhaupt, ist es unabdingbar, sich genauer mit den Frontstellungen in diesem Kampf zu beschäftigen. Das heißt, sich einen Begriff davon zu erarbeiten, wie der notwendige Antagonismus beschaffen ist, und welche Repräsentanz er annimmt. Zuerst heisst es Abschied zu nehmen von all den Halbheiten und falschen Freunden. All den Kampagnen, Events, Klimazielen, all dem follow the science Quatsch, Abschied zu nehmen von all dem was uns daran hindern soll, den einzigen Prozeß in Gang zu setzen, der diesen dystopischen Wahnsinn ein Ende setzen kann. All diesen Figuren, Organisatoren und Grüppchen, die vorgeben, Alliierte zu sein, die aber nur ihre Agenda der Partizipation im Sinn haben. Aufstand oder Barbarei. So heißt es nun. Darunter geht es nicht. Alles jenseits davon ist ein selbstzerstörerischer Trip der sich mit den feigen Worten von Realismus und Machbarkeit tarnt. Der Kern der Macht muss zerstört werden, das ist unsere einzige Überlebensstrategie.

Zwölf: “Gegen dieses Dispositiv der Subjektivierung wird es jedoch möglich und notwendig sein, weiterhin antagonistische Subjektivitäten aufzubauen, die in der Lage sind, die gewaltige planetarische Krise, die sich abzeichnet, zu bewohnen und zu bewältigen. In den letzten Jahrzehnten haben radikale ökologische Bewegungen die Unschlüssigkeit der Politik des guten, alltäglichen Handelns angeprangert und das groß angelegte Handeln gefordert, durch das sich das Kapital das Leben aneignet und den Wert aus der lebenden Materie herauszieht. Heute, da die kontinuierliche und unvermeidliche Gewalt der grünen Übergangsphasen zur kapitalistischen Logik offensichtlich wird, ist das postpolitische Ideal der Umweltpolitik als ein Feld, das potenziell jenseits von Konflikten liegt, pazifizierend, neutral, endgültig gefallen” schreibt Alice Dal Gobbo in “La transizione ecologica tra comando del capitale, erosione del soggetto e nuovi antagonismi”. (3) Wie sie so schön sagt: zu bewohnen und bewältigen. Man könnte auch sagen, dass es deshalb nur ein aufständisches Leben als letzte und einzige Möglichkeit gibt, dass all diese Master- und Doktorarbeiten, als dieser soziologische Bullshit, die ganze “linke Presse”, die Event- und Projektmanager, die ganzen “linken und emanzipatorischen Grüppchen” als das bezeichnet werden müssen, was sie objektiv sind: Gegner. Die Gefährt*innen des Unsichtbaren Komitees haben das schon 2007 unmissverständlich geschrieben, aber immer noch wird mit diesem Gegner paktiert, selbst wenn er sich in der gesellschaftlichen Zuspitzung, die die Maßnahmenpolitik infolge von Corona war, unmissverständlich auf die Seite der staatlichen Macht geschlagen hat. Man darf sich wirklich keinerlei Träumereien hingeben. Die Corona Maßnahmen waren die Blaupause für die Agenda des grünen Faschismus, der an die Tür klopft. In Deutschland war die Zustimmung für eine möglichst restriktive Politik des Ausnahmezustandes unter den Anhängern der grünen Partei am größten, der grüne Landesfürst und ex- Maoist Kretschmann überholte alle rechten Populisten mit seiner Forderung man müsse “beim nächsten Mal” massivst in die Grundrechte eingreifen, ohne falsche Rücksicht auf verfassungsrechtliche Bedenken. Der Bundesvorsitzende der Grünen brachte die Governance des Ausnahmezustandes als “das Modell” für “die Gestaltung des Klimawandels” aufs Tablett, unverhohlen werden autokratische Staatsformen als erstrebenswert bezeichnet, wenn dies “höheren Zielen diene”. Nicht umsonst auch war die Begeisterung der #ZeroCovid Blase für die chinesische “Bewältigung der Pandemie” grenzenlos, es gilt wirklich nur genau hinzuschauen, alle und alles entlarvt sich selber, man muß nur den Mut aufbringen, die Härte der zukünftigen Konfliktualität, die aus diesen Bekenntnissen sich ergibt, anzuerkennen.

Dreizehn: Unsere Lage ist hoffnungslos. Daraus ergeben sich alle Möglichkeiten.

Vierzehn: Wir sind schon viel weiter. als uns zu glauben gemacht wird. Das gegen den George Floyd Aufstand durch die Staatsmacht keine scharfen Schusswaffen eingesetzt wurden, obwohl Polizeireviere gestürmt und niedergebrannt wurden, obwohl der Aufstand materielle Verluste in Höhe von 2 Milliarden US Dollar auf der Seite unserer Gegner generierte, verrät viel über die Angst unseres Gegners, das Terrain des sozialen Bürgerkriegs spontan und reaktiv zu betreten. Wenn wir die Welle der Aufstände, die in den letzten Jahren über die Welt fegten, betrachten, können wir mehrere Beobachtungen machen. Die Aufstände werden hartnäckiger, trotz hoher Opferzahlen unter den Aufständischen brechen die Revolte nicht zusammen. Die Aufstände ähneln sich immer mehr in den Erscheinungsformen und den eingesetzten taktischen Mitteln. Ein mittlerweile fast durchgängiges Merkmal ist, dass keine Forderungen erhoben werden, außer allgemeiner Art wie Würde oder Gerechtigkeit. Der Gegner musste z.B. innerhalb der George Floyd Revolte erst eine reformistische Gegenbewegung etablieren, dazu brauchte er Zeit, im Kern war der Aufstand spontan revolutionär. Niemand wollte die Polizei abrüsten oder ihre finanziellen Mittel beschneiden. Man wollte sie einfach zur Hölle jagen. Und ohne Bullen kein Staat.

Fünfzehn: Der generalisierte soziale Bürgerkrieg wird kommen. Er ist unvermeidlich. Für unseren Gegner. (Für uns sowieso.) Unser Gegner will ihn bloß vorbereitet und zu seinen Bedingungen beginnen. Ihn uns aufzwingen. Und nicht als Reaktion auf ein Irgendetwas. Dafür sind die Einsätze in diesem Spiel diesmal zu hoch. Ein todgeweihter Kapitalismus, der sich in einer Hybris der Machbarkeit verschanzt hat, der alle Reserven mobilisiert, der vor nichts zurückschrecken wird. Auch hier war und ist die Maßnahmenpolitik angesichts von Corona aufschlußreich für alle, die den Mut aufbringen, genau hinzuschauen. Ein Virus mit einer Letalität, die je nach Berechnung, zwischen dem Faktor 1,5 – 4 mal so groß ist wie bei einer der bisher bekannten Grippeviren. Italienische Gefährten fragten ganz am Anfang, was geschehen würde, wenn ein Erreger mit der Letalität von Ebola (die anfänglich bei 80% beim jüngsten Ausbruch in Afrika lag) hier in Europa aufgetreten wäre. Hätte man Atombomben auf die Städte geworfen, um die Ausbreitung zu stoppen? Man muss den Mut aufbringen, diese Frage mit ja zu beantworten. Die Klimakatastrophe wird ganze Landstriche unbewohnbar machen, Abermillionen von Menschen werden ihre Existenzgrundlage verlieren, sie werden verzweifelt versuchen sich in Sicherheit zu bringen und die Abschottungspolitik der wohlhabenden Staaten und Regionen wird unerbittlich sein. Ein System, dass es nicht einmal für nötig befunden hat, zumindestens alle Kinder aus dem Drecksloch Moria zu evakuieren, wird in der Zuspitzung, die unvermeidlich kommen wird, alles mobilisieren, um den Wohlstand der metropolitanen Eliten abzusichern. Koste es was es wolle. Die Verwerfungen, die Störungen der globalen Produktions- und Lieferketten, die zahlreichen Revolten des Surplus Proletariats in der Metropole selbst, die infolge der Zukünftigkeiten unvermeidlich auftreten werden, erschaffen die Tendenz zum generalisierten sozialen Bürgerkrieg. Die einzige Frage ist, wer das Terrain dieses Bürgerkriegs definieren wird. Sie oder wir. „Tiefes Wissen heißt, der Störung vor der Störung gewahr sein.“ Sun Tzu.

Teil 4 : Anmerkungen 16-20 folgt

Fußnoten des deutschsprachigen Lektorats:

3) “La transizione ecologica tra comando del capitale, erosione del soggetto e nuovi antagonismi” erschienen auf Effimira, erscheint auf deutsch: “Die ökologische Transformation zwischen dem Kommando des Kapitals, der Erosion des Subjekts und neuen Antagonismen” am 26.7.2021 in Sunzi Bingfa #26

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