Subjektivität und Maschinisierung. Von Adorno zu Deleuze/guattari

  1. Subjektivät bei Adorno und Anders

Das Dividuum ist der Hohn auf den Anti-Narziss. Es ist die Ausgeburt der Hyper-Dialektik. Eins teilt sich in Zwei. Kann sich der Narziss im Spiegelbild nur zweimal verlieren, indem die Ursache zur Wirkung und das Ganze zum Teil wird, so wird das Dividuum zur unendlichen Teilung gezwungen. Das Dividuum be- und versiegelt das Ende aller molekularen Revolutionen. „Die Revolution war molekular, die Konterrevolution war es nicht weniger“, erklären Tiqqun. Wir haben an anderer Stelle mit Bezug auf Deleuze/Guattari ausgeführt, dass Dividuen geteilte Existenzen sind, die einerseits in maschinelle Intra-Verhältnisse integriert sind, andererseits im Individuum ihren Doppelgänger besitzen. Der Anti-Narziss hingegen dis-individuiert sich in die generische Gemeinsamkeit der Alterität. Er ist ein Schamane, der zum Tier wird, nur um zu wissen, welche Dinge dieses als Sein sieht und um dann wiederum das Tier definitiv als Sein zu begreifen. Die Gemeinschaft der Anti-Narzissten ist eine von solchen, die nichts gemeinsam haben, oder Teile von keinem Teil sind. In diesem Kontext ist die kurze Anmerkung zum Begriff des Dividuums bei Günther Anders oder zur organischen Zusammensetzung des Menschen bei Adorno zu verstehen.

Günther Anders hat in seiner Schrift Die Antiquiertheit des Menschen Bd.1 im Kontext der Beschreibung der in den 1950er Jahren aufkommenden Unterhaltungsgeräten und ihren Techniken der Zerstreung auf Mechanismen hingewiesen, welche von nun an beim Individuum konstant verhindern, noch einen Punkt einzunehmen oder „bei sich selbst“ zu sein, stattdessen immer „ubique simul“, also letztendlich nirgendwo zu sein.

Von abhängig Beschäftigten, deren Arbeitsprozesse durch Charakteristika wie Zwang und Langeweile gekennzeichnet seien, könne man nicht mehr erwarten, dass sie in der Freizeit zu sich selbst zurück fänden, und auch wenn sie dies nur wollten würden ihnen die Massenmedien und das durch sie produzierte und gestreute Material (Nachrichten, Semiotypen, Bilder etc.) regelrecht entgegenstürzen – Geschwindigkeit und Nichtstun, Entspannung und Spannung würden sich auch in der Freizeit impulsiv ergänzen, und die derart mobil gewordenen Didividuen könnten schließlich nur noch das Jetzt, i.e jeden Augenblick wechselnde Zeitstellen bewohnen, was bei den Beteiligten zu einer Art artifizieller Schizophrenie führe.

Man kann dies nun als eine wirklich schwarze Vorahnung auf das heute zwischen Depression und ADHS oszillierende Dividuum lesen, das in verschiedene Teilfunktionen geteilt ist und auf einer Welle der leichten Aufmerksamkeit schwebend und/oder manisch inspiriert sich disparaten Beschäftigungen hingibt. Anders schreibt: „Der Mann im Sonnenbad etwa, der seinen Rücken bräunen läßt, während seine Augen durch eine Illustrierte schwimmen, seine Ohren am Sportsmatch teilnehmen, seine Kiefer einen gum kauen – diese Figur des passiven Simultanspielers und vieltätigen Nichtstuers ist eine internationale Alltagserscheinung.“  Und Anders schreibt weiter, dass es heute antiquiert sei, sich auf eine Sache noch zu konzentrieren, um sich darin sich oder etwas finden zu wollen. Somit ließe sich vom Subjekt längst nicht mehr sprechen, denn dieses bestünde nur noch aus verschiedenen Organen – Ohren, Augen und Gaumen -, die mit ihrer speziellen Funktionstauglichkeit an etwas kleben, nämlich am Radio, an Bildern und am chewing gum, und ein solchermaßen zerstreutes Subjekt sei eben das Dividuum oder, wie Anders schreibt, das Divisum. Das Divisum übertrifft in seiner Zerstreutheit bzw. funktionalen Geteiltheit in gewisser Weise noch das Dividuum, das Anders in seinen frühen Studien zur negativen Anthropologie erwähnt hatte, in denen es ihm um die prinzipielle Abgetrenntheit des Menschen von der Welt ging. Im Zuge der Konstatierung einer sich ständig ausbreitenden sozialen Arbeitsteilung kommt bei Anders später der Begriff des Divisums ins Spiel. Die Funktionalität eines Divisums findet man heute z.B bei Beatriz Preciado wieder, wenn sie den sexuellen Körper als das Produkt einer sexuellen Teilung des Fleisches bezeichnet, gemäß der jedes Organ durch seine jeweilige Funktion definiert wird.

Den neuen medialen Gerätenwelten korrespondiert Günther Anders zufolge ein an sie angeschlossenes und zugleich in zahlreiche Perzeptionen und Funktionen geteiltes Divisum, das in seiner affektiven, kognitiven und emotionalen Zersplitterung keine Singularität oder Identität mehr aufbringen kann. Zu diesem neuen Menschen schreibt Anders: „Zerstreut ist er also nicht nur (wie vorhin) über eine Vielzahl von Weltstellen; sondern in eine Pluralität von Einzelfunktionen.“ Dieser Aufteilung in Funktionen entspricht eine gewisse Bindungslosigkeit, die dazu führt, dass man sich schnell von bestimmten Objekten entwöhnt oder diese als reizlos emfindet, ohne allerdings die Gewohnheit selbst aufzugeben, die wiederum schnell Suchtcharakter annehmen kann, man denke etwa an das stundenlange Fernsehen, das im Modus des Zappings erlebt und durchgespielt wird. Durch den Arbeitsprozess daran gewöhnt in verschiedene Funktionen geteilt oder wahlweise in einem einzigen Aufgabenbereich anwesend und damit unselbständig zu sein, muss das Dividuum, da es kein organisierendes Selbst mehr herstellen kann, auch in seiner Freizeit zwangsläufig in einzelne Funktionen auseinanderbrechen und diese wiederum so gut es geht kombinieren. Die funktionellen Organe müssen bei Strafe ihres Untergangs (wäre eines nicht beschäftigt, würde die Leere oder Langeweile hereinbrechen) beschäftigt oder besetzt werden. Wenn nun die Besetzung nicht in Arbeit bestehen soll, dann ist man gezwungen zu genießen; jedes Organ insistiert in einer Funktion, die Konsum oder Genuss anzeigt, der allerdings längst kein positiver zu sein braucht, vielmehr geht er oft genug in das pausenlose oder das serielle Genießen über, für das besonders diejenigen Produkte geeignet sind, die die Gefahr der Sättigung nicht in sich bergen. Der Trieb nach Konsum heftet sich an den strukturierten Gebrauchswert und das strukturierte Bedürfnis, und diese schwarze Allianz führt schließlich dazu, dass die Simultanlieferung simultaner Elemente – bspw. durch die Matrizes des Fernsehens – für das Dividuum der Normalzustand wird. Anders resümiert: „Bis heute hatte die Kulturkritik die Zerstörung des Menschen ausschließlich in dessen Standardisierung gesehen; also darin, daß dem, in ein Serienwesen verwandelten, Individuum eine nur noch numerische Individualität übriggelassen wird. Selbst diese numerische Individualität ist nun also verspielt; der numerische Rest ist selbst noch einmal „dividiert“, das Individuum in ein „Divisum“ verwandelt, in eine Mehrzahl von Funktionen zerlegt. Weiter kann offenbar die Zerstörung des Menschen nicht gehen; inhumaner kann offenbar der Mensch nicht werden.“ 

Insofern wäre die vom Neoliberalismus propagierte Unternehmensform als eine besonders schizophrene Form zu kennzeichnen, erfordert sie doch gerade von ökonomisch abhängigen und geteilten Dividuen die unaufhörliche Investition ins eigene „Selbst“, immer darauf bedacht selbst noch beim Einkauf der neuesten Enhancement-Produkte sich flexibel zu halten, sich umzugestalten.

 Als bloßer Agent der Vergesellschaftung, das heißt in einen totalen Funktionszusammenhang integriert, was die Ersetzbarkeit aller durch alle bedeutet, hat auch für Adorno das Individuum zugleich  noch kreativ und flexibel zu sein. Aufgrund der Ersetzbarkeit aller durch alle ist das Individuum zwar objektiv bedeutungslos geworden, bleibt aber in seinem isolierten Für-sich-Sein eine Monade, die sich vor allem um die eigene Selbsterhaltung kümmern muss. Adorno spricht von der Monade der gesellschaftlichen Totalität, das heißt von einem Sozialcharakter, der einerseits bestimmte Leistungen zur Selbsterhaltung und -verwertung zu erbringen fähig ist (über eine gewisse Identität verfügt), andererseits als tendenziell schon prekarisiertes Individuum längst nicht mehr die ökonomische Selbständigkeit besitzt, die dem Bürger angeblich noch eine gewisse Ich-Stärke verliehen hatte, die zur Ausbildung der Monade notwendig ist („Was immer am Bürgerlichen einmal gut und anständig war, Unabhängigkeit, Beharrlichkeit, Vorausdenken, Umsicht ist verdorben bis ins Innerste. Denn während die bürgerlichen Existenzformen verbissen konserviert werden, ist ihre ökonomische Voraussetzung entfallen.“ Adorno, Minima Moralia) Aufgrund seiner Angleichung an die Funktion kann das Individuum die Rationalität eines identischen Ichs nicht mehr ausbilden und in seiner situativ wechselnden Adaption an das jeweils Notwendige kommt es schließlich zur Zerstörung des Selbst, um die Selbsterhaltung überhaupt noch zu sichern. Der Einzelne ist von nun an durch Eigenschaften wie psychische Diskontinuität und Inkohärenz geprägt, sodass sich die Gespaltenheit und Zerrissenheit des negativen Ganzen in der des Einzelnen verdoppelt.

Adorno stellt eine Beziehung zwischen dem Individuum als bloßem Agenten des Wertgesetzes und seiner „inneren Komposition an sich“ (Novissumum Organum) her. Der Begriff „innere Komposition“ verweist auf ein Individuum, das als ein geteiltes „Projekt“ ganze Bündel von Eigenschaften, Motivationen und Verhaltensweisen prozessiert. Diese Eigenschaften, von der Geste der Freundlichkeit über das Servicelächeln bis hin zum cholerischen Aussetzer werden einerseits eintrainiert, dienen andererseits der aktiven Anpassung an die jeweilige Situation. Schließlich sind diese Eigenschaften Adorno zufolge nur noch beliebig transportierbarer Stoff oder leere Masken der Empfindungen. (Hier spielt Adorno auf die Subjektivierung als einer Form der De- und Rekomposition des Bewussteins an. Das Bewusstsein impliziert die Wahrnehmung, die eigenen Leistungen des Gehirns blockieren zu können; es impliziert einen Aufmerksamkeitszustand, der die Aktivitäten des Gehirns fallweise begleitet. Alle geistigen Inhalte sind hier kontrafaktische Inhalte, vom Gehirn dargestellte Wahrscheinlichkeitsverteilungen, das aus Möglichkeiten oder Hypothesen wählt, die es im Moment über die Außenwelt und seinen eigenen Zustand hat. Handeln und Wahrnehmen sind hier identisch, nämlich der Versuch, Vorhersagefehler zu minimieren. Aufmerksamkeit wären dann ein generatives Modell des Gehirns, das permanent versucht, Unsicherheit zu reduzieren und Überraschungen zu vermeiden, indem es immer neue Vorhersagen erzeugt, testet und auf diese Weise die kausale Struktur der Außenwelt extrahiert.) Es kommt unweigerlich zur Pseudoindividualisierung: Je weniger Individuen es gibt, desto mehr Individualismus.

Wenn Adorno von der organischen Zusammensetzung des Menschen spricht, dann gelangt er sehr schnell zu den fremdreferenziellen Bedingungen der Subjektivierung, zur Einschreibung von psychologischen, ökonomischen, technologischen und kulturellen Komponenten, Meinungen und Codes in das Hirn des Individuums. An dieser Stelle sollten wir aber hinsichtlich des Begriffs „organische Zusammensetzung“ nicht auf das Wort „Organismus“ abstellen, vielmehr vermittelt der Begriff „organische Zusammensetzung“ ja zwischen technischer und Wertzusammensetzung des Kapitals. Adorno spricht, wenn er von organischer Zusammensetzung des Menschen spricht, also implizit schon die Technik- und Ökonomieabhängigkeit des Individuums an, ja er formuliert, dass Technik und Ökonomie sich unweigerlich über ihre Codes, Sprachen und Semiotiken in das Individuum einschreiben, wobei in diesen Prozessen der Subjektivierung (Intention, Perzeption und Imagination) bestimmte Eigenschaften geteilt und neu zusammengesetzt werden. In unsere Sprache übersetzt würde dies heißen: Das Dividuum ist in die kollektive Sphäre des Techno-Ökonomischen komplex und gespalten integriert, was im Mentalen permanent Resonanzen erzeugt, während umgekehrt die individuellen Stimmen Resonanzen im kollektiven Körper des Kapitals produzieren. Beide Subjektivierungsformen bleiben einbezogen in ein techo-linguistisch-semiotisches Dispositiv der Super-Kollektivität (des Kapitals), dessen serielle, automatische Ketten des Verhaltens nach den Mustern der Schwärme funktionieren, die wiederum durch spezifische Interfaces und Verkettungen vermittelt werden. Und diese werden durch syntaktische Regeln geshaped.

2) Die soziale Unterwerfung und das Individuum  (Foucault)

Beginnen wir diesen Abschnitt mit einigen kurzen Bemerkungen zu den Begriffen Individuum und Dividuum. [1]

In der Philosophie gilt das Individuum als einzigartig gegenüber allen anderen und damit  in sich selbst unteilbar. Es steht als Name also für Unteilbares, Unverwechselbares und Unveränderliches. Das Individuum ist ein Ganzes, eine Einheit, ein nicht beliebig Zusammengesetztes. Es ist etwas Eigenes. Es ist ein Atom im Sinne Epikurs, und dies nicht, weil keine weitere Spaltung in es hinein getrieben werden kann, sondern weil es sich der Analyse entzieht und damit keine vorangehende Einheit anbietet. Demzufolge muss das Individuum immer konstruiert werden. Es darf weiterhin als die Untergrenze des Teilbaren gelten, aber als das Einzige und Unersetzbare bleibt es nach Aristoteles in seiner Substanzialität kontingent und deshalb nicht definierbar, insoweit es Wissenschaft nur vom notwendig Seienden, vom Allgemeinen gibt. Viel später fasst Leibniz die Monade als das Einheitsprinzip der Substanz, womit das Individuum festgehalten und damit exakter definierbar wird. Unter dem Aspekt des je schon konstruierten Individuums wird dann nach seinen Relationen zu sich selbst, nach seiner eigenen physischen und psychischen Verknüpfungen sowie nach seinen sozialen Verkettungen, das heißt nach seinen Relationen zu den anderen Individuen gefragt.

Dividuen sind hingegen je schon geteilte Existenzen, die heute insbesondere passiv, aber auch aktiv in maschinelle Intra-Verhältnisse eingebunden sind, das heißt an ökonomische, technologische, biologische, politische und soziale Komplexe affektiv und kognitiv angeschlossen und in sie integriert sind, aber durch »Vielfachteilhabe« (Ott 2015) in den Medien und durch Aufteilungen und Streuungen ihrer mentalen Kapazitäten bestimmte Subjektivierungen, die allerdings meistens unter keinem guten Stern stehen, auch aktiv hervorbringen können. Das Dividuum ist eine von vielfältigen Strömungen durchlaufene Geteiltheit, die in spezifische Raumzeit-Dynamiken von maschinellen Konfigurationen eingebunden ist. Gerald Raunig hat in seinem Buch Dividuum den im zwölften Jahrhundert lebenden Theologen Gilbert von Poitiers als den radikalen Vordenker des Begriffs »Dividuum« ausgemacht. Demnach zeichne sich das nicht-universale Dividuelle a) durch die Eigenschaften der Geiteiltheit und der Trennbarkeit aus, und dies im Sinne einer Verstreuung, die auf kein Ganzes bezugnimmt, b) durch ein Singularisierendes,  das durch dieselbe Singularität, die in ihm ist, ist und c) durch Mit-förmigkeit, bei der die dividuelle Singularität immer mit anderen in Verbindung steht. (Raunig 2015: 80f.) Mit der Betonung des aktiven-libertären Moments der Dividuation, wie sie Michaela Ott und Gerald Raunig vornehmen, wird die im passiven Modus implizierte Gleichförmigkeit und Anpassung relativiert und stärker auf Mit-Förmigkeit, auf spezifische Übereinstimmung in der Form und das Teilen von formalen Komponenten umgestellt. Diese Mit-Förmigkeit, die zugleich Vielförmigkeit ist, so Raunig, konstituiere das Teilbare als Singularität, als »unum dividuum«. Singularitäten sind dann erstens) mehr als Individuen, zweitens in sich plural, von einer Mannigfaltigkeit von Komponenten konstituiert und drittens durch ihre Mit-förmigkeit offen für den variablen, freien Verkehr und die freie Verkettung. (Ebd.: 82f.)

Guattari schreibt, dass das Kapital heute in derselben Art und Weise Subjektivierungsmodelle lanciere wie die Automobilindustrie eine neue Kollektion von Automobilen. In der Tat korrelieren bestimmte Funktionsweisen des Kapitals – Finance und Marketing – eng mit der Konstruktion der Subjektivität, und dies bis zu einem Punkt, an dem es zu vielfältigen Überschneidungen, Überlappungen und Kreuzungen zwischen den beiden Produktionsweisen kommt. Wenn man aber, um das gleich vorwegzunehmen, Guattaris Hypothese, die aus den 1980er Jahren stammt, auf die gegenwärtige neoliberale Situation überträgt, dann darf man getrost davon ausgehen, dass es dem Neoliberalismus eben nicht gelungen ist, die Relation zwischen den beiden Ökonomien stabil und kohärent zu artikulieren. Die heutigen neoliberalen Governance-Techniken separieren das je schon designte Individuelle und das konstruierte Dividuelle, schließen es aber auch wieder zusammen. Die zeitgemäße Governance regiert also an der Kreuzung des (inszenierten) Individuellen und des Dividuellen. Dazu bedarf es einer ganz spezifischen Subjektivitätsproduktion, für die Guattari in seinem Buch Chaosmose folgende Komponenten anführt: 1) Signifikante semiologische Systeme wie Familie, Schule, Kunst, Popindustrie, Sport etc. 2) Mediensystem und Kino. 3) A-signifikante Semiotiken, die nicht mit der linguistischen Axiomatik übereinstimmen. (Guattari 2014: 11)

Die soziale Unterwerfung vollzieht sich in einem Feld, das innerhalb der sozio-ökonomischen Arbeitsteilung Rollen und Plätze bereithält, deren Besetzung durch eine Person mit der Übernahme von Merkmalen wie Identität, Ökonomie, Geschlecht, Beruf und Nationalität verbunden ist. Das, was Deleuze/Guattari soziale  Unterwerfung nennen, impliziert in gewissem Sinn auch das doppelt »individualisierte« Subjekt, nämlich das linguistische Subjekt der aktiven Äußerung und das der passiven Aussage. Dieses Subjekt ist durch ein doppeltes Ich gekennzeichnet, was im Französischen durch die Wörter »Je« und »Moi« als Bezeichnungen für das deutsche Wort »Ich« auch exakt zum Ausdruck gebracht werden kann: Einerseits das aktive spontane Ich (Je) der Äußerung, andererseits das durch die Aussage konstituierte passive Ich (Moi).[2] (Vgl. Deleuze 1992a: 119) Dieses sui generis dualisierte Subjekt kann jedoch weder als die Bedingung der Sprache noch als die Ursache der Aussagen gelten, denn was die Aussagen Deleuze/Guattari zufolge konstituiert, ist etwas völlig anderes. Es sind nämlich die »Mannigfaltigkeiten, die Massen und Meuten, Völker und Stämme, die kollektiven Gefüge, die uns durchqueren, die uns innewohnen und die wir nicht kennen« (Deleuze/Guattari 1976: 115). Die Mannigfaltigkeiten sind es, die uns sprechen lassen, und mit ihnen delirieren wir immer wieder neue Aussagen. Für Deleuze/Guattari gibt es, – und das wurde oft übersehen – insbesondere wenn es um die systemstabilisierende Seite des Kapitals geht[3], hauptsächlich kollektive Äußerungsgefüge, die unentwegt Aussagen und Äußerungen produzieren, und die entsprechenden Prozesse und Gefüge der Subjektivierung; kollektive Äußerungsgefüge, mit denen das individualisierte Subjekt erzeugt wird, man denke etwa an die Psychoanalyse und das familiale Subjekt, welches begehrlich das Unbewusste pflegt; man denke an den Liberalismus und das tauschende Subjekt, das Optionen besitzt und rationale Entscheidungen trifft; oder man denke an die Souveränität und das politische Subjekt, das sich als Inhaber individueller Rechte imaginiert. Die Konstitution des linguistischen Austauschs und der distinkte Sprecher erscheinen hier ko-existent zur Konstitution des ökonomischen Tauschs und des rationalen Agenten. Diese Art der Subjektivierung erlaubt mittels der Reduktion einer ganzen Reihe von Multiplizitäten die Etablierung verschiedener molarer Hierarchien und Dualismen wie die zwischen Mensch und Natur, Kultur und Mensch, Mann und Frau, Kind und Erwachsenen, Arbeiter und Kapitalisten etc. Im Prozess der sozialen Unterwerfung kommt es eben auch zur Personifizierung der Kapitalbeziehung: Der Kapitalist fungiert als personifiziertes monetäres Kapital, das heißt er inkorporiert eine Funktion in Abhängigkeit von den Geldkapitalströmen, während der Arbeiter personifiziertes variables Kapital darstellt, i. e. er verkörpert Funktionen, die von den Strömen des variablen Kapitals abhängig sind. Die soziale Unterwerfung mobilisiert hierfür eine Reihe von signifizierenden Semiologien, wobei die Sprache stets in Beziehung zum Einzelnen und dessen Bewusstsein steht, sodass Repräsentation (das linguistisch motivierte Zusammenspiel von Repräsentation und Repräsentiertem) und Subjekt unabwendbar miteinander verbunden bleiben. Wir können hier von einer semiologischen Triangularität sprechen: Referenz, Signifikation und Repräsentation. Eine Möglichkeit, sich der hegemonialen Identifizierung (Job, Geschlecht, Nationalität etc.) zu entziehen, bestünde vielleicht in der radikalen De-Individuation, die zu einer generischen Gemeinsamkeit der Vielen in der Alterität führt. Dadurch könnte man erst seine wirkliche Identität, egal wie sie denn nun im Einzelnen aussehen würde, wiedererlangen, und sie wäre zumindest unabhängig von den Infrastrukturen der Repräsentation, die sie bisher definiert und limitiert haben.

Es ist heute das finanzielle Kapital, das tief in die semiolinguistischen Geldkapitalströme eindringt und zugleich zum Austausch von Zeichen motiviert, i. e. Zeichen und Sprache werden durch die digitalen finanziellen Maschinen vereinnahmt oder, anders gesagt, die finanzialisierte Deterritorialisierung der Geldkapitalströme und ihre Effekte trennen die Sätze in gewisser Weise von ihren Referenten und das Geld bleibt entsprechend von den Waren getrennt. Obgleich das finanzielle Kapital damit eine techno-linguistische Governance ausübt, wie dies Bifo Berardi zurecht annimmt (Berardi 2011), benötigt es heute aber vor allem eine Governance, die sich a-signifikanter Semiotiken bedient. Das gilt es hinsichtlich der Subjektivierungsprozesse noch genauer zu zeigen. Zunächst lässt sich jedoch folgendes festhalten: Deleuze/Guattari sprechen hinsichtlich des ökonomischen Mathems, dessen wichtigster Operator nach wie vor das Geld (Preisform) ist, von a-signifikanten Semiotiken, welche die verschiedenen humanen Agenten, ihre Organe und ihre perzeptiven Systeme unmittelbar mit den ökonomischen Maschinen und deren Zeichen verbinden. Dabei funktionieren die humanen und nonhumanen Agenten als bewegliche Teile innerhalb der materiellen Praktiken der Konnexion von Geldkapitalströmen, die in maschinellen Netzwerken zusammen- und auseinanderlaufen. Geld, Aktienindizes und Arbeitslosenstatistiken, Algorithmen und wissenschaftliche Diagramme, Formeln und Modelle, Funktionen und Computersprachen – sie alle produzieren jenseits der Signifikationen (Sprache, Schrift) als a-signifikante Semiotiken weder Diskurse noch Narrative, sondern operieren und multiplizieren in einem abstrakt-mathematischen Modus die ökonomischen Semiosen und die produktiven Kräfte der Maschinerie und ihrer Netzwerke.

Kommen wir jedoch zunächst noch einmal auf das zurück, was unter einer äußerst fragilen Annahme als die Inszenierung des Individuums bezeichnet werden kann. Als eine der wesentlichen sozialen Subjektivierungsformen benennt die westliche Soziologie den »homo oeconomicus«, insofern hier der Begriff des Individuums, wie ihn etwa John Locke vorführt, auf die Einzelperson bezogen bleibt, aber zugleich als ein Typus stilisiert wird, nämlich als der des rational handelnden Subjekts. Darin west die Bestimmung von Fichte oder im Anschluss an ihn auch die von Georg Simmel weiter, die beide das Individuum als ein Vernunftwesen schlechthin beschreiben, aber nicht als dieses oder jenes Individuum. (Das Individuum oszilliert im bürgerlichen Kontext zwischen der Allgemeinheit, die die Einzelnen als prinzipiell gleiche Akteure setzt und der Besonderheit, der Einzigartigkeit des Einzelnen.) Allerdings hat im Neoliberalismus monetaristischer Spielart der »homo oeconomicus« gegenüber seiner Bestimmung im klassischen Liberalismus seine Form entscheidend verändert. Der klassische Liberalismus bestimmt den Tausch noch als die generelle Matrix der Ökonomie und der Subjektivität, indem er eine Homologie etabliert: So verheißen die Tausch-Relationen an den Märkten persönliche Freiheiten, die in einem Set von Rechten, Verträgen und Pflichten zum Ausdruck kommen, und diese Verbindung gilt bis heute gemeinhin als die Grundlage des modernen Individualismus. Der Neoliberalismus hingegen, so formuliert es zumindest Foucault, weitet die Prozesse der sozialen Unterwerfung dramatisch aus, indem er die ökonomische wettbewerbliche Aktivität, die stets auf Verwertung drängt, zur Grundlage aller sozialen, juristischen und politischen Relationen macht: Der Neoliberalismus legt somit den Fokus nicht mehr auf den Tausch, sondern auf den Wettbewerb. (Foucault: 2004b: 233) Er konzipiert den Markt als allwissenden Cyborg bzw. als ewig gültigen Informationsprozessor, der in Echtzeit die richtigen Informationen an die richtige Adresse sendet. (Mirowski 2015: Abschnitt 6. Kindle-Edition) Er gilt zwar weiterhin als Teil der Natur, aber einer komplexen, chaotischen und nichtlinearen Natur, wie so von der Chaostheorie und der Kybernetik konzipiert wird. Es gilt das Ideal zu realisieren, dass Individuen ausschließlich im Kontext ihrer eigenen auf den Wettbewerb ausgerichteten Interessen handeln, während sie gleichzeitig ihr Handeln auf der Ebene des allgemeinen, gesunden Menschenverstandes zu rationalisieren versuchen. Das Ideal einer individualisierten, apolitischen Idee von Gesellschaft verlangt deswegen nach einem politischen Projekt. Während der Tausch im Liberalismus noch als rein natürlich vorgestellt wird, wird der Wettbewerb im Neoliberalismus viel stärker als eine zu konstruierende Relation begriffen, die gegenüber jeder Form der wirtschaftlichen Monopolisierung und jeder zu intensiv werdenden Intervention des Staates permanent in Stellung zu bringen ist.[4] Der Shift vom Tausch hin zum Wettbewerb zieht laut Foucault einige weitere gewichtige Effekte nach sich: In der Tendenz soll nun alles und jedes, was die Menschen für sich zu realisieren gedenken, von der Heirat über das Verbrechen bis hin zur Ausbildung der Kinder, unter die rein ökonomische Perspektive der Kapitalisierung subsumiert werden, und dies gemäß den ökonomischen Verfahren der Kalkulation und der Optimierung von Kosten und Nutzen. Für den Neoliberalismus ist es also insbesondere die Ökonomie, die Modell, Objekt und Projekt in einem ist. Während der Liberalismus den Tausch, auch zwischen Arbeit und Kapital, sui generis als gleich ausgibt, führt der Wettbewerb, der sich über den Markt als überindividuellen Informationsprozessor vollzieht, zur effizienten Asymmetrie, zur Ungleichheit und damit zum Surplus. Einige sind in der Bearbeitung der Unsicherheiten, die der Markt mit sich bringt, die besser als die anderen und deshalb können sie nach Mehr verlangen. Folgerichtig intendieren und multiplizieren gegenwärtige neoliberale Biopolitiken die beständige Modulation des Risikos für den Einzelnen und die statistische Sortierung der Bevölkerung, nämlich in diejenigen, die in der Bearbeitung Risikos und der Maximierung der Interessen erfolgreich sind und solche, die es definitiv nicht sind – und nichts anderes heißt eben »at-risk« zu sein. Die Biopolitik besitzt die Aufgabe, den Einzelnen für die Signale des Marktes, der als ein netzwerkartiger Infrmatinsprozessor gilt, empfänglich zu machen. Entsprechend bewegt sich die neoliberale Governance von der geschlossenen Institution hin zum digitalen Netzwerk, von der Struktur hin zum Prozess, vom Befehl hin zur (repressiven) Selbstorganisation. Das Subjekt des Neoliberalismus wird über die Installierung des persönlichen Risikomanagements zur Freiheit aufgerufen, während es gleichzeitig in Information übersetzt wird. Das disziplinarische Panoptikum wird durch die Kontrolle von subjektivierten Informationsschatten erweitert, um schließlich eine vollkommen algorithmische Einschließung derselben zu erreichen. Die umfassende Überwachung und der aktive Genuss von Freiheiten bedingen sich gegenseitig, wie auch der alte Souverän der Überwachung in Netzwerke ökonomischer, technologischer und politischer Macht diffundiert. Dennoch verschwindet die disziplinierende und polizeiliche Form der staatlichen Organisation nicht.  Der Staat hat seine Anpassung an die Kapitalökonomie zu leisten, während er gleichzeitig seine Verwaltungs- und Repressionsapparate weiter ausbauen kann.

Die soziale Unterwerfung impliziert in diesem Kontext ein individualisiertes Subjekt, dessen paradigmatische Form das Humankapital oder der Unternehmer seiner selbst ist. (Foucault 2004b: 312) Diese Art der Subjektivierung, die als Humankapital gekennzeichnet wird, eine grundlegende Redefinition des Arbeiters als Produzent: Der Arbeiter wird selbst zum Humankapital, wenn Gehälter und Löhne zu künftig zu realisierenden Einkommensflüssen mutieren, und zugleich wird die Arbeit konsumiert, obgleich verstärkt noch permanente Investments in Skills, Kenntnisse und Fähigkeiten vorgenommen werden müssen; jede Aktivität, die zu höheren Einkommen führt – man denke etwa an die Cleverness, den Arbeitskollegen auszustechen –  gilt als ein Investment in das eigene Humankapital. Natürlich sind Teile des Humankapitals – Körper, Gehirn und Gene –  zunächst gegeben und können nicht ohne weiteres verbessert und effektiviert werden, jedoch, so argumentiert Foucault, könne man selbst noch diese Teile des Humankapitals durch bestimmte Technologien und Verfahren umwandeln: Plastische Chirurgie, neobuddhistische Mentalitätsentwürfe und genetisches Engineering konstruieren das neoliberale Individuum (ein Bündel aus Investitionen, Qualifikationen, Sozialeigenschaften und Körperteilen), damit es seine Investments immer weiter transformiert und effektiviert und damit sich selbst als Humankapital konstituiert. Ein solches Individuum ist aber in der Tendenz schon ein Dividuum.

Der neoliberale »homo oeconomicus« ist zum Zweiten ein Unternehmer, ein Unternehmer seiner selbst, er bewirtschaftet nicht nur das eigene Leben, sondern auch seine jeweiligen sozialen Beziehungen, Teilhaben und Vereinnahmungen und trägt damit seinen Teil zur Verteilung und Affirmation unternehmerischer Dispositive in den verschiedenen sozio-ökonomischen Feldern bei. (Ebd.: 333, 210-211, 246)  Es gilt die Beziehung zu sich selbst und zu den anderen zu kalkulieren, indem man zugleich von der Qualität der Dinge subtrahiert oder sie in einem einzigen finanziellen Projekt kondensiert. Dazu müssen die Aktionen »freier« Individuen mit den Erfordernissen des Kapitals, der Märkte und den Kommensurationen, die sie erzeugen, verlinkt oder vernetzt werden. Zudem muss der kalkulierende Unternehmer spezielle »Ideen« beachten, die notwendig sind, um mit den anderen zu interagieren, von der eigenen Entscheidungsfähigkeit über die Administration der Verantwortung bis hin zur Fähigkeit, die anderen zu führen. Und es müssen die Gefüge in den Unternehmen und in anderen Organisationen berücksichtigt werden, in denen die kalkulierenden Agenten intervenieren, schließlich auch die Territorien, die sie zu besetzen versuchen. Diese Territorien können physische Räume wie Fabriken oder Krankenhäuser sein, aber auch abstrakte Räume der Teilungen, der Profitzentren oder sogar der Fehler von kalkulativen Instrumenten, mit denen es zu Gestaltungen von Objekten und ihren Regierungen kommt. Nicht zuletzt geht es um die Art und Weise, wie die kalkulierenden Agenten oder Unternehmer reisen oder mobil sein können.

Laut Mirowski war es Foucault, der als erster seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Debatten liberaler und neoliberaler Think Thanks legte, angefangen von den deutschen Ordoliberalen bis hin zu der Chicago Schule um Milton Friedman, wobei er ausgrechnet dem Ziehvater der neoliberalen Friedrich Hayek wenig Bedeutung zumaß. Die Fragmentierung und Dividuierung der Identität vollzieht sich über die unternehmerische Gestaltung des Selbst, über eine Vielheit ineinander fließender Unternehmen. Die unternehmerischen Aktivitäten werden auf alle gesellschaftlichen Felder ausgedehnt. Nach Foucault betrifft das Modell des homo oeconomicus, der nun vollstädig regierbar wird, nicht nur den ökonomischen Akteur, sondern allgemein einen Akteur, der bspw. sein Liebesleben wie von eine Datingmaschine pflegt, der den Nutzen von Verbrechen kalkuliert oder seine  Freundschaften evaluiert wie er in einen Jobs evaluiert und bewertet. Er ist kein klassischer Unternehmer mehr, sondern ein Bündel mentaler Eigenschaften, wobei sein Interessenkalkül in eine äußerst geschwätzige Gefühlsökonomie eingebettet wird. Foucault begreift den Neoliberalismus zum Einen als ein neues Wahrheitsregime, als eine neue Art und Weise, die Leute zu wahrheitsfähigen Subjekten zu machen und zum Anderen als einen paradoxen Modus der Gouvernementalität, eine Methode, mit der die Leute regiert werden und sich zugleich selbst regieren. Als diese neue Form der Gouvernementalität muss man laut Foucault den Neoliberalismus tatsächlich in seiner ganzen Paradoxie begreifen: Er regiert, ohne zu regieren. Dafür muss dem Subjekt unbedingt ein gewisses Potenzial zur aktiven Teilhabe an sozialen Prozessen gewährt werden, damit es die Ausübung seiner Freiheiten selbst regeln kann, zumindest zwischen verschiedenen Strategien der Vielfachteilhabe an den ökonomischen Verkehrsformen und an den digitalen Medien, am reflexiven Konsum und an Jobs und Wissen wählen kann. Wenn nicht gar zur Multiplizierung der Freiheit aufgerufen wird, die im Wesentlichen in der Realisierung von Optionalität durch den Einsatz von Opportunismus und Zynismus besteht – gekoppelt an den Imperativ, die eigene Produktivität, komme was wolle, zu steigern, mitsamt dem Glauben an sich selbst, um trotz allen erlittenen Niederlagen nicht aufzugeben.

Die operativen Parameter dieser Governance sind weniger das Recht oder das Gesetz, sondern das Interesse, das Investment, die Normalisierung und der Wettbewerb. Dabei versuchen Staat, substaatliche Institutionen und privates Marketing/Design die Ströme der Interessen und der Wünsche ständig zu codieren oder zu kanalisieren, indem beispielsweise wünschenswerte Aktivitäten billiger und nicht wünschenswerte teurer gemacht werden, darauf vertrauend, dass die Subjekte ihre Interessen permanent richtig kalkulieren, um letzten Endes Marktgleichgewicht und ökonomisches Wachstum zugleich zu generieren. Die neoliberale Governance markiert dafür nicht mehr direkt die Körper durch die souveräne Macht und deren disziplinierende Maßnahmen, sondern sie wirkt insbesondere auf die Bedingungen ein, die die neuronal stimulierten Aktivitäten der Subjekte konstituieren und fordert die Subjekte gleichzeitig zur Eigenverantwortung, Selbstverwertung und Selbstkontrolle auf, fordert sie auf, als das Risiko kreierender und dieses zugleich bewältigende Unternehmer zu agieren. Dennoch wird diese Art des Individuellen heute je schon mittels statistischer Erhebung und Prognostik, qua rassistischer Teilungen und Risikomaterialisierungen ver- und gemessen und diese Vermessung weist den Einzelnen als Teil der statistisch erfassten Bevölkerung aus. Individualität heißt dann eben, dass die ökonomischen Risikopotenziale und die möglichen Krankheits- und Einkommenszustände der Einzelnen als Daten erfasst und in Information transformiert werden, um regelkonformes Verhalten herzustellen – zu prognostizieren, zu bewerten und zu kanalisieren. Es scheint, dass das Moment der Passivität, das darin besteht, dass Kommunikationstechnologien und Mediennetzwerke die Zeitabläufe der Einzelnen kontrollieren und optimieren, und das  Moment der Aktivität, das als Resultat die Produktion des konkurrenzfähigen Individuums ausweist, ineinander greifen. Es wird in zukünftigen Untersuchungen noch zu zeigen sein, dass neben den parallel verlaufenden Prozessen der Individualisierung und der Dividuierung eine Art Vernähung der beiden Prozesse stattfindet, die zu einem dritten Typus der Subjektivierung führt, nämlich dem dividuierten und zugleich individualisierten Risikosubjekt. Da Risikosubjekt soll als Träger des »Humankapitals« die Erträge seiner Handlungen optimieren (Selbstoptimierung), gerade indem es Richtlinien, Bewertungen und ökonomisch gesetzten Zielvorstellungen folgt, die von den Institutionen des finanziellen Kapitals formuliert und vorgegeben  werden. Dazu benötigt es ein Wissen, wie man unter Berücksichtigung bestimmter Regeln spart und/oder Schulden macht, Hypotheken aufnimmt und Kredite behandelt, ja das Leben selbst als ein zu optimierendes Geschäft führt. Diese Art der Subjektivierung wird gemäß der objektiven Imperative des Kapitals in Wert gesetzt, erschlossen und optimiert zugleich. Kreditbewertungsagenturen wie die US-Unternehmen Equifax, Experian und TransUnion nehmen die Bewertungen der Risikosubjekte anhand von Kriterien wie Zahlungsverhalten, Kredithöhe, Dauer, Kredit-Typ etc. vor, indem sie über das ganze soziale Feld inklusive der sozialen Medien hinweg das »behavioral scoring« in Gang setzen, die umfassende Kontrolle der Risikosubjekte, die alle hochleistungsfähige Kosten- und Profitzentren darstellen sollen.

Neoliberale Gouvernementalität folgt einem allgemeinen Trajektor der Intensifikation  der Arbeit, der Information und der Kommunikation. Und diesen Trajektor durchzieht ein fundamentales Paradox: Wenn die Macht weniger restriktiv regiert und weniger auf den Körper abzielt, so wird sie zugleich intensiver, das gesamte Feld der sozialen Aktivitäten und der Potenzialitäten von neuronal und mental fixierten Individuen sättigend. Aus dieser Perspektive heraus geht es darum, a) die Bedingungen der Ökonomisierung des Regierens und des Selbstregierens zu verbessern, b) einen performativen ökonomischen Diskurs, der sämtliche Arten nicht nur der Jobexistenz, sondern des alltäglichen Lebens durchdringt, herzustellen und c) einen common sense zu erzeugen, der jede Handlung, sei sie Verbrechen, Geständnis, Heirat oder Hochschulbildung, gemäß dem Kalkül der Kapitalisierung bewertet, i. e. der die Berechnung (Diskontierung) eines gegenwärtigen Werts (einer ökonomischen Einheit) der in Zukunft zu erwartenden Gewinne vornimmt. Noch stärker als das liberale Rechtssubjekt zeichnet sich das neoliberale ökonomische Subjekt durch den Anspruch auf absolute Hinlänglichkeit aus, sodass ihm scheinbar jeder Hauch der Unzulänglichkeit oder des Anspruchs auf ein anderes Leben abhanden gekommen ist. Ethisch gesehen ist das neoliberale Subjekt entgegen dieser ideologischen Disposition ein durch und durch verkommenes Subjekt, dem  François  Chatelet den Status des »Schweinischen« gegeben hat. [5] (Vgl. Chatelet 2014)

Dennoch findet im Zuge der neoliberalen De- und Reterritorialisierung der Subjektivität eigentlich keine neue Produktion der Subjektivität mehr statt. Laut Maurizio Lazzarato bleibt das neoliberale Subjekt weiterhin ganz und gar von den sozio-ökonomischen Strukturen abhängig, insbesondere abhängig von seinen Schulden – es ist ein zunehmend verschuldetes Subjekt. (Vgl. Lazzarato 2012) So kann die neoliberale Propaganda, die auf die ubiquitäre Unternehmensform abzielt, nicht verbergen, dass für die Mehrheit der Bevölkerung die Aufforderung, ein Unternehmer seiner Selbst zu werden, nichts weiter als den Zwang bedeutet, fallende Löhne und Einkommen, Prekarisierung, Flexibilisierung und Verschuldung hinzunehmen und dann diese wie die Bilanz eines Unternehmens zu managen. In diesem Kontext wurde die Begriffsfigur des heroischen Unternehmers (Schumpeter), dessen Genie, das im Potenzial zur kreativen Zerstörung und zugleich zur Innovation besteht und angeblich sogar die Massen inspiriert hat, längst durch die Figur des cleveren Financiers, Arbitrageurs und Hedgefonds-Managers ersetzt, der begehrlich und kontinuierlich, sekundenschnell und clever nach neuen Möglichkeiten zur Geld- und Kapitalanlage stalkt. Und diese Mentalitätskonstruktion impliziert die Aufforderung zur Selbstvorsorge und Eigenverantwortung, indem man sich als Teil einer »Masseninvestitionskultur« (Bischoff 2014: 41) geriert, wobei es heute im Wesentlichen die Finanzindustrie ist, die über die diversen Kredit- und Anlagegeschäfte den Zugang zu Konsumgütern, Immobilien, Bildung und Altersversorgung bereitstellt. Gegenwärtige finanzialisierte Biopolitiken inkludieren die beständige Modulation des sozial-ökonomischen Risikos und die statistische Sortierung der Bevölkerung. Es hat sich längst eine monströse finanzielle Industrie entwickelt, welche die Verantwortlichkeit und die »freiheitlichen« Strategien der Akteure gegenüber dem jeweiligen At-risk-Sein berechnet, behandelt und bewertet (von Konsumentenkrediten über privatisierte öffentliche Güter wie Schulen und Gefängnisse bis hin zu den profitablen Maschinen der Messung und der Überwachung des Geldkapitals). Sloterdijk hat dies trotz aller Metaphorik exakt auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt: »Was hier Konsum heißt, bezeichnet die Bereitschaft der Klienten, an kreditbasierten Genußbeschleunigungsspielen teilzunehmen – auf die Gefahr hin, einen großen Teil der Lebenszeit mit Tilgungsgeschäften zuzubringen.« (Sloterdijk 2006: 309) Und auch dies hat er registriert: »Diese Umwandlung (hin zu einer neuen Psychopolitik) ist nicht zu erreichen ohne eine weitreichende Entpolitisierung der Populationen – und damit verbunden: ohne den fortschreitenden Bedeutungsverlust der Sprache zugunsten von Bild und Zahl.« (Ebd.: 312)

  • Die maschinische Indienstnahme und das Dividuum (Deleuze/Guattari)

Die soziale Unterwerfung stellt jedoch nur eine Form, Strategie und Methode zur Konstitution des modernen Subjekts dar. Wenden wir uns deshalb der zweiten wichtigen Form der Subjektivierung zu, dem Dividuum. Diesen von der sozialen Unterwerfung differenten Prozess, der die Subjekte teilt, spaltet und neu zusammensetzt, sie fluider, flexibler und variabler macht und sie zu Dividuen transfomiert, bezeichnen Deleuze/Guattari als »maschinische Indienstnahme« oder als »soziale Unterjochung«, die nur mit Hilfe der neuen operationalen, nicht-repräsentativen und a-signifikanten Semiotiken funktionieren kann. Im Modus der maschinischen Indienstnahme lässt sich der/die Einzelne nicht länger als ein individualisiertes Subjekt, als ökonomisches Subjekt oder als Bürger verstehen, sondern er/sie muss als ein Teil oder als eine Komponente der Gefüge der Unternehmen, der finanziellen Systeme, der Medien und des Staates und seiner kollektiven Institutionen beschrieben werden. (Vgl. Lazzarato 2014: 23ff.) Deleuze hat im Postskriptum über die Kontrollgesellschaften sogar ein historisches Datum für die Entstehung der Dividuen gesetzt; er bringt dieses Datum mit dem medientechnologischen Umbruch vom Analogen zum Numerischen in Verbindung, dem Übergang von systematisch konturierten und gegeneinander tauschbaren Einheiten, die durch Normen reguliert werden, zu Kontinuen von Variationen im Numerischen selbst, dessen Kontrollinstrument die statistische Normalisierung ist. Das Medium der Kontrolle ist nicht mehr die Disziplinierung, sondern die Modulation, die von den Einzelnen unaufhörlich Verhaltensweisen wie Flexibilität, ununterbrochenes Lernen und Adaption an sozio-ökonomische Maschinen erzwingt. (Vgl. Deleuze 1993b)

Wurden die Arbeiter im Fordismus noch am Ort der Fabrik temporal festgesetzt und wie Zahnräder in die Fließbandmaschinen integriert, so ist deren Verkopplung mit den kybernetischen Maschinen eher als maschinelle Interpenetration zu verstehen, die häufiger denn je am Nicht-Ort des Unternehmens stattfindet, welches sich heute weniger durch Produkte als durch markante Geschäftsideen auszeichnet, die sich prinzipiell überall hin verbreiten, in verschiedene Produktionsprozesse geteilt und von flexiblen Arbeitsgruppen ausgeführt werden können. Diese Art der Verkopplung zwischen Maschine und Mensch bezieht sich auf die kybernetische Figur der Kommunikation, die den Verkehr zwischen Organismen und Maschinen regelt. Die Maschinen der Kybernetik dienen Deleuze/Guattari zufolge einem System, »das ein Regime allgemeiner Unterjochung wiederherstellt: rückläufige und umkehrbare ›Menschen-Maschinen-Systeme‹ ersetzen die alten, nicht rückläufigen und nicht umkehrbaren Beziehungen zwischen den beiden Teilen. Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine beruht auf wechselseitiger, innerer Kommunikation, und nicht mehr auf Benutzung  oder Tätigkeit.« (Deleuze/Guattari 1992: 635). Nicht zufälligerweise verwenden Deleuze/Guattari hier den Begriff »Kommunikation« und dies lässt sich zunächst in den Kontext dessen stellen, was man in der Systemtheorie als »strukturelle Kopplung« oder als »Interpenetration« bezeichnet. In der Systemtheorie spricht man davon, dass mit der Variation des Mediums (der Schrift), durch das Kommunikation und Bewusstsein gekoppelt sind, eine Veränderung der Strukturen der Kommunikation, mit denen das Bewusstsein interagiert, stattfindet. Für Deleuze/Guattari geht es jedoch nicht um die Interaktion von separat determinierten Systemen, sondern um die Ko-Existenz, die Ko-Produktion und die Ko-Variation der Menschen-Maschinen- Komplexe und der semiotisch-materiellen Apparate und Praktiken; ja es geht um heterogene und prozessuale Mischungen, gegenseitige Durchdringungen und konkrete Symbiosen. Die Apparate selbst bestehen aus spezifischen Anordnungen, die aus Einfaltungen, Schnitten und Ausschlüssen resultieren und zugleich Intraaktionen sind, die bestimmte Phänomene erzeugen. (vgl. Barad 2015: 92) Das Ko verunmöglicht hier den Verweis auf den Ursprung, auf das Zuvor und auf die einseitige Voraussetzung, insofern die die technischen Maschinen überformende »Gesellschaftsmaschine« (Deleuze/Guattari) selbst aus maschinellen Mischungen konstruiert ist. Damit bleibt die Frage der Determination ungeklärt, sodass die Gefahr einer zirkulären Konzeption nicht gebannt ist. Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist die Spezifizierung der Relation zwischen variablem und konstantem Kapital zu untersuchen (inklusive des Surplus, dessen Produktion in der Tendenz mit der Erhöhung der Kapitalintensität oder der organischen Zusammensetzung des Kapitals einhergeht: Der konstante Anteil nimmt gegenüber dem variablen Anteil zu). War, wie oben schon bemerkt, das Fließband, an dem die Arbeiter sich entlang einer Linie integrieren mussten, der Ausgangspunkt für die Entstehung des Operations Managements, so bekommen wir es bei den kybernetischen Maschinen mit den maschinellen Relationen zwischen Menschen-Maschinen und Maschinen-Maschinen-Komplexen zu tun, die ein noch wesentlich flexibleres Management im Verhältnis zur betrieblichen Ökonomie erfordern. Das kybernetische Management erfasst das Fließband weniger als einen statischen Kostenfaktor, sondern sieht es in seiner Dynamik bzw. als Potenzial der Fertigungslinien, um den algorithmisierten Verwertungsprozess endlos zu erweitern. Innerhalb dieser Relationen findet das bewegliche Entwerfen von Linien statt, wobei jede Komponente des Systems (inklusive des humanen Agenten) für die Optimierung der Prozesse der Kapitalisierung in Dienst genommen wird, und dies nicht in Hinsicht auf ein statisches Produkt, sondern auf die unaufhörliche Optimierung  der Linien selbst. (Vgl. Raunig 2015: 87ff.)

Die  maschinische Indienstnahme muss stets auf a-signifikante Semiotiken (Diagramme, Pläne, Schemata, Indizes, Währungen, Gleichungen, Software etc.) zurückgreifen, die weniger das Bewusstsein der Agenten ansprechen oder auf Repräsentation setzen und deshalb in letzter Konsequenz auch kein Subjekt als einen anzusprechenden Referenten benötigen. Generell zeichnen sich hier sowohl das Subjekt als auch das Objekt durch  Ambiguität aus, denn beide Begriffe lassen sich Guattari zufolge als Hybride, als Teile von Subjektivierungs-Objektivierungskomplexen auffassen, wobei Objekte ihre Objektivität und Subjekte ihre Subjektivität verlieren. Objektlose Objekte sind Teile von Vektoren, die  imstande sind, so etwas wie eine Art Proto-Subjektivität zu erzeugen, und dies heißt auch, dass Maschinen, Objekte und Zeichen den Dividuen bestimmte Aktionen vorschlagen, ermöglichen oder verbieten, diese dazu ermuntern und anstiften, womit wir es mit  Machtrelationen im Sinne von Michel Foucault zu tun haben, in denen Aktionen auf andere Aktionen einwirken. (Vgl. Lazzarato 2014: 39f.) Diese Machtbeziehungen drücken keineswegs intersubjektive Beziehungen aus, sondern inkludieren Aktionen auf Aktionen innerhalb von maschinellen Agencements, in dem Maschinen, Objekte und Zeichen nicht nur selbst wie Agenten auftreten, sondern zunehmend die Praktiken und Aktivitäten der Dividuen determinieren. Im Modus der maschinischen Indienstnahme bilden die Dividuen mit den Maschinen einen komplexen sozialen Körper. Hierzu aktiviert die maschinische Indienstnahme qua maschineller Prozesse eine Reihe prä-personaler, prä-kognitiver und prä-verbaler Kräfte (Perzeptionen, Sinne, Affekte, Wünsche) und bindet diese wiederum an supra-ökonomische Kräfte (Ökonomie, Wissen, Technik, Sozialität), die wiederum die verschiedenen Potenziale der Dividuen aufgreifen, regulieren und verwalten. Dabei werden die Dividuen stärker denn je an die Peripherie der technisch-ökonomischen Systeme gedrängt.

Deleuze/Guattari beziehen ihr Konzept der maschinischen Indienstnahme schließlich doch recht vage auf die Kybernetik und die Wissenschaften der Automation, im engeren Sinne auf das Operations Management oder die Governance aller Komponenten eines maschinellen Systems. [6] Die maschinische Indienstnahme ist zu verstehen als ein Modus der Verschränkung, des Anschlusses und der Kopplung, ja sogar des Verschmelzens von je schon biologisch geteilten Dividuen mit Maschinenkomplexen, die die Kontrolle und Regulation von Dividuen operationalisieren, wobei diese Art der Kopplung in der Tendenz ohne Repression oder Ideologie funktioniert, vielmehr der Techniken der Modulation und des Modellierens bedarf, um eine funktionsfähige Interpenetration zwischen Menschen und Maschinen zu garantieren. (Ebd.: 55ff.)  Im Modus der maschinischen Indienstnahme fungiert die Person nicht länger als ein unternehmerisches Subjekt (Humankapital oder Unternehmensform), sondern sie ko-existiert mit den Maschinen als deren funktionales Teil oder sie ko-variiert mit den Maschinen als eine variable Komponente der noch weitaus variableren maschinellen Gefüge. Diese Gefüge sind eben auch als Subjektivierungsmaschinen aufzufassen, welche die interpersonalen Beziehungen der Subjekte untereinander, die Familienkomplexe und die Teilhabeformen an den digitalen Medien funktionalisieren. Guattari verweist in diesem Kontext schon früh auf die Funktionsweisen der modernen Finance, auf Massenmedien und computergestützte Dispositive, aber auch auf die Referenzuniversen der Musik und auf Universen, die sich im Augenblick des Schaffens jenseits der chronologischen Zeit ausdrücken, und zwar als Singularitäten – es geht hier immer schon um technisierte Komplexe, die man als nicht-menschlich bezeichnet oder die das Menschliche an maschinelle Semiosen ankoppeln, an Ritornelle. (Vgl. Guattari 2014: 18)

Im Kontext der sozialen Unterwerfung bleibt das Individuum auf externe Objekte (Maschinen, Geld, Kommunikation) angewiesen, die es als Mittel oder Medium gebraucht, und dies im Rahmen einer humanen Subjekt-Objekt Logik. Im Modus der maschinischen Indienstnahme, den Deleuze/Guattari als eine unterschiedene und zugleich als eine der sozialen Unterwerfung komplementäre Logik einführen, braucht man sich hingegen nicht länger um die Dualismen des alten Humanismus zu kümmern. Die Funktionsweisen der maschinischen Indienstnahme kennen nämlich keine wesentliche Unterscheidung zwischen Menschen und Maschinen, zwischen humanen und nicht-humanen Agenten oder zwischen Subjekt und Objekt, Natur und Kultur etc. Es ist jetzt dringend angeraten, anstatt von Individuen von »Dividuen« zu sprechen, die der Maschine benachbart sind oder an sie angrenzen, ja vielmehr noch, die Dividuen und die maschinellen Komplexe bilden qua der Modi der Verkopplung, Verschränkung und Verschmelzung einen maschinellen Apparat (Verdichtung von materiell-semiotischen Praktiken), ein maschinelles Agencement.[7] (Ebd.:80f.) Es geht hier um eine ganz spezifische Setzung eines Verhältnisses oder einer Relation, die mit dem systemtheoretischen Begriff der »Interpenetration« nur unzureichend benannt ist, aber auch die Rede vom Anhängen oder vom Anschluss des Menschen an die Maschine trifft den Sachverhalt nicht ganz. Es geht bei der maschinischen Indienstnahme immer stärker um die Umhüllung des Dividuums durch ein maschielles Environment, das heißt einer spezifischen Abhängigkeit der Dividuen von den Maschinen, qua Teilung, Integration und Fusion, um einen maschinischen Magnetismus und dessen Anziehungskraft, die kombiniert mit einer Überwachungskraft, egal ob von Smartphones oder NSA-Netzen ausgehend die humanen Akteure unaufhörlich in Netzwerke, Clouds und maschinelle Apparaturen regelrecht hinein-saugt. Gerald Raunig spricht an dieser Stelle vom allgegenwärtigen Zugang zu den Datenzapfstellen, deren Protokolle und Ordnungen weitgehend unsichtbar bleiben.(Raunig 2015: 144)

Das Dividuum funktioniert als Geteiltheit in diesen Prozessen ähnlich wie die nicht-menschlichen Komponenten, seien es nun technische Maschinen, organisatorische Prozesse, Semiotiken etc. In diesen Mensch-Maschinen-Apparaten, in denen die Maschinenkomplexe zunehmend auch unabhängig von den humanen Akteuren untereinander kommunizieren, sind beide Komponenten wiederkehrende Teile der Produktion, Kommunikation und Konsumtion; Prozesse, die meistens auf die Herstellung von profitablen Inputs und Outputs abzielen. Die humanen wie die non-humanen Agenten (die  Agenten sind keine Personen und die Semiotiken sind nicht repräsentational) fungieren in den maschinellen Prozessen als (bewegliche) Punkte innerhalb der Konnexion, Konjunktion und Disjunktion von Strömen, die in Netzwerken fließen, seien es ökonomische, soziale oder kommunikative Netzwerke. [8] 

Ständig wechseln die Dividuen ihre Funktionen, nehmen in den maschinellen Gefügen wahlweise die Antriebs-, Übertragungs-, Transformations- oder Werkzeugfunktion ein, fungieren als Rohstoff und Produkt, als Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand zugleich. Dabei verhalten sich die Dividuen keineswegs statisch, vielmehr werden sie in den maschinellen Prozessen durch die Funktionsweisen des Loopings und des Samplings, ja selbst des Glitchs, transformiert und moduliert, und dies bezieht sich sowohl auf den Aspekt des passiven Operierens mit sich selbst als auch auf das Operieren-Lassen durch die Maschinen; bis zu einem gewissen Maß aktiviert das Dividuum diese Funktionen auch selbst. (Guattari 2014: 96f.) Man denke etwa an die Typisierung bzw. die selbst aktivierte Anpassung der eigenen Person an serienmäßig hergestellte Entitäten oder Profile. Insofern ist das Dividuum immer auch ein Typ von … (Bürger, Konsument, Patient, Produzent etc.) Dabei bleibt das Dividuum an ein maschinelles »Außen« angekoppelt, genauer mit den Kräften des »Außen« vernäht, wie etwa die verstreute Arbeit mit dem Silizium der kybernetischen Maschinen oder das Leben mit den exogenen Faktoren des genetischen Engineerings. Für Deleuze besitzt das Dividuum eine mosaikartige, eine rekombinante »Seele« – falls Seele überhaupt noch das richtige Wort ist, um sich in Relation zu den metastabilen Strängen der Unternehmen, der Bildung und der bioinformatischen Ökosysteme einigermaßen variationsreich zu formieren, zu informieren und zu reformieren. Das Dividuum muss heute mit sämtlichen Technologien und Techniken nicht nur ko-existieren, sondern auch ko-variieren.[9] Diese Vorstellung ist im Übrigen nicht so weit von Donna Haraways Cyborg Manifesto entfernt, aber das entscheidend Neue bei Deleuze/Guattari besteht einfach darin, dass hinsichtlich des Problems der Kopplung von Mensch und Maschinen der Diagrammbegriff eingeführt wird, und zwar als eine Superfalte, als eine doppelte Helix, als eine fraktale und keine einfach gefaltete Topographie.[10]

Eine weitere konstitutive Dimension des Dividuums besteht darin, dass es über diverse Affizierungen – Produktion des Bewusstseins, spezifischer Zeittechniken und Kognition – an die diversen Maschinen der Ökonomie, der Kommunikation und des Staates angeschlossen wird – Maschinenkomplexe, die heute allesamt von der Digitalisierung nicht zu trennen sind. Längst werden die Dividuen nicht mehr, wie im Taylorismus, durch direkte Überwachung, Kontrolle und wissenschaftlich organisierte Disziplinierung in die Maschinerie und deren Linien integriert, sondern sie werden über weitaus flexiblere und effektivere Methoden immer feinstufiger geteilt, an digitale Linien und binäre Codes gebunden und dadurch an die Maschinenkomplexe angeschlossen (Crowdsourcing, Online-Anwesenheit etc.). (Ebd.) Jedoch erzeugt diese Art des Anschlusses keineswegs nur passive Dividuen, vielmehr befördert sie eigenartige Subjektivierungen, um schließlich sogar die aktive Mobilisierung der Dividuen über ihre Vielfachteilhaben in den sozialen Netzwerken zu erreichen, die aber stets von den Codierungen des Kapitals und der Wissenschaft geprägt bleibt, sodass über die Optimierung der eigenen Selbstmodellierung die Optimierung des sozio-ökonomischen Systems zur eigenen Sache gemacht wird. Eine spezifische Sensorik der digitalen Apparate schließt sich an die Wahrnehmung, die Empfindung und das Denken an, verwächst sozusagen mit der neuronalen Mikrostruktur und leitet die Zeit- und Affektkompetenz, bindet die Dividuen qua Mail- und Telefonverkehr in die Relationen von Netzwerkumgebungen ein, die wiederum mit Objekten und Semiotiken gesättigt sind, die eine durchdringende und beschleunigende Konnektivität und Komplexität erzeugen. In diesem Zusammenhang spricht Luciano Floridi von einer »Hyperkonnektivität« (Floridi 2015:  43), die durch das »L-Gesetz« bestimmt werde, das den Nutzen der Komplexität eines Netzwerks erfasse (die möglichen Verbindungen zwischen einer Anzahl von Knoten plus die Geschwindigkeit; Wachstum des Nutzens proportional zum Quadrat der Zahl der Verbindungsknoten; ebd.: 42). Unter diesen technologischen Bedingungen entsteht der neue »Inforg« (ebd.:129), der in die Netzwerke als Modul eingebaut ist, wenn diese den Umweg über das Subjekt überhaupt noch benötigen, um operierende und kommunizierende Objekte modular zu prozessieren. (Netzwerkverschaltungsgeräte, die molekular geteilt sind, speichern und bearbeiten diverse digitale Operationen und antizipieren Ereignisse in Hinsicht auf ihre Verwertbarkeit.)

Dividuelle Funktionsweisen schließen nahtlos an die kybernetische Disposition einer neutralen Person ohne Innerlichkeit an – ein Ich ohne Ich -,  die vor allem durch durch ihre Äußerlichkeit, ihre Relationen und ihre Präpositionen konstituiert wird. Man denke an eine Person, die ausgerüstet mit der Apple Watch sekündlich ihr Verhalten und ihre Leistungen mittels des Lesens von Statistiken, die letztendlich jede ihrer Verhaltensweisen generierten, überprüfen kann. Man denke an ein quantifiziertes Ich, das seine Gesten, Affekte und Emotionen zu kontrollieren, zu messen und insbesondere zu optimieren versucht. Und nicht nur das, dieses »Ich ohne Ich« will sich permanent den Anderen mitteilen, um eine exhibitionistische Teilhabe in den Netzwerken zu generieren. Das »Unsichtbare Komitee« schreibt dazu: »›Ich‹ teile meinen Standort per GPS, meine Laune, meine Ansicht, meinen Bericht über das, was ich heute Unglaubliches oder unglaublich Banales gesehen habe. Ich bin gelaufen; ich habe meine Laufstrecke, meine Zeit, meine Leistungen und meine Selbsteinschätzung sofort geteilt. Ich poste ständig Fotos von meinen Ferien, meinen Partys, meinen Aufständen, meinen Kollegen, von dem, was ich essen und was ich aufs Kreuz legen werde. Dem Anschein nach tue ich nichts, und trotzdem produziere ich ständig Daten. Ob ich arbeite oder nicht, mein tägliches Leben bleibt als Informationsvorrat vollständig auswertbar. Ich verbessere dauernd den Algorithmus.« (Unsichtbares Komitee 2015: 109-110) 

Und selbst Funktionen wie Genuss, die bisher doch eher auf der passiven Seite des Konsums lagen, werden nun aktivitäts-postulierend in die Zirkulation des Kapitals eingespeist. Der Genuss beispielsweise wird mittels eines Konsumentenkredits zum Teil einer 24-Stunden-Spekulation auf das freie Leben mit dem Eigenheim als erstem Ziel und Preis. Wenn man nun die Zwänge, denen man unterworfen ist, als Freiheit zu feiern beginnt, dann ist das System der Freiheit ein perfides – man denke an das Self-Tracking von Leuten, die ihren Körper mit allen möglichen Sensoren ausstatten, um im 24/7 Modus ihren Blutdruck, Blutzuckerwert und Fettanteil zu messen und dann diese Daten ins Netz zu stellen. Derlei soziale Optimierungen, die Sloterdijk sarkastisch als »Modi der Vertikalitätsspannung« bezeichnet, funktionieren heute mittels Sensoren, die Messungen übernehmen, mittels Smartphones, die Daten zur Verfügung stellen, aufsaugen und visualisieren, und generell mittels Computern, die den in Terabyte gegossenen Selbstoptimierungen ein Gedächtnis geben – und diese Optimierungen organisiert man heute analog – und das ist nicht zu weit hergeholt –  zu den Prozessen der digitalisierten Securitization und der differanziellen Derivatpreisbewegung.[11]

Die Unternehmen heizen unaufhörlich den Wettbewerb zwischen den Dividuen an, indem diese nicht mehr nach Lohngruppen, sondern nach persönlicher Leistung bezahlt werden, sodass jeder Einzelne auf die Maximierung seiner Leistung bedacht sein muss, die mit der Adaption an neue Techniken und veränderten sozialen Konstellationen einhergeht. Diese Art der Subjektivierung wird durch monetär-technologische Maschinen exekutiert, die selbst noch die sub-individuellen, molekularen Ströme der Kognition, der Emotionen und der Sensibilitäten unaufhörlich gestalten, indem sie sie teilen. Die maschinische Indienstnahme arbeitet mit decodierten Strömen (abstrakte Arbeitsströme, Geldkapitalströme, Zeichen, Subjektivierungsströme etc.), die nicht um das Individuum und die humane Subjektivität kreisen, sondern enorme soziale Maschinen in Gang setzen, die die Verteilung der Körper, der Kognition, der Blicke und des Lichts diagrammatisch organisieren. Diese Art der Subjektivierung wird durch die Kapitalisierung homogenisiert, wobei aber gleichzeitig neue Differenzen und neue Vielfalten erzeugt werden; Nischenmärkte, die die Dividuen in immer kleinteiligeren Teilhabeprozessen affizieren (zielgenaue Adressierung der Werbung durch die Erstellung von Interessenprofilen, die angeblich Wunschpotenziale ausdrücken).

Am Beispiel des Mobiltelefons zeigt Agamben auf, was er »Desubjektivierung« nennt. Er schreibt: »Wer sich vom Dispositiv ›Mobiltelefon‹ gefangennehmen läßt, […] erwirbt deshalb keine neue Subjektivität, sondern lediglich eine Nummer, mittels derer er gegebenenfalls kontrolliert werden kann« (Agamben 2008: 29). Für Agamben gibt es gegenwärtig keinen Moment mehr, bei dem der Einzelne nicht durch irgendwelche Dispositive »geformt, kontaminiert und kontrolliert wäre.« Somit muss, gerade wenn Agamben diese Prozesse als De-subjektivierung bezeichnet, doch eher von Dividuierung gesprochen werden. Oder zumindest von simulierten Individuen, die von den Organisationen der Verwaltung und Überwachung hauptsächlich als statistische Größen und Risikofaktoren wahrgenommen werden, als Rebellionspotenziale und Adressaten einer biopolitischen Selbstsorge, als Prominenzderivate und Castingteilnehmer. Michaela Ott hat darauf hingewiesen, dass im Begriff des Subjekts immer schon das althussersche Unterworfensein mitschwingt, sodass De-Subjektivierung auch positiv als Ent-unterwerfung gelesen werden kann, und dies steht dann hier eben konträr zu Agambens ursprünglicher Intention. (Ott 2015: 27)

Das Dividuum bleibt auch bezüglich seiner präindividuellen Affekte, seiner Sensoriken und seiner Neuroplastizität geteilt. Schon Adorno sprach von der totalen Vergesellschaftung, die zu einer immer tieferen Schwächung des Ichs, zur Dekompositon des Individuums führe, i. e. das Ich falle als quasi schizophrenes Ich zurück in den Zustand der Dissoziation und Vieldeutigkeit.[12] (Vgl.  Breuer 1995:  95)

Die durchaus libertär gemeinte Aufforderung von Deleuze, neue Vermögen und Affekte, Denkweisen und Perzepte zu entwickeln, wäre im Falle des Dividuums nun tatsächlich auf die Adaption und den Anschluss an mediale Maschinen und Technologien reduziert –  bis hin zur Integration verschiedener digitaler Geräte in den Körper, den Anschluss der Smartphones an die Sinnesorgane, und das Verwachsen des Humanen mit seinen technisierten Wunschoperatoren. Hier kann von Konkreszenz gesprochen werden (vgl. Ott 2015: 31), wenn Dividuen weitgehend ungefiltert innerhalb der digitalen Medien Bilder, Texte und Sounds rezipieren, Werbetexte aufsaugen und sich widersprechende Informationen affirmieren, ja diese auf Dauer absorbieren. Es ist leicht einzusehen, dass die bisher beschriebene Art der maschinischen Agencements und ihrer a-signifikanten Semiotiken die Dividuen nicht nur als (geteilte) Teile benötigt, sondern sie förmlich zerreisst; zumindest kommt es fortwährend zur Teilung, was die Intelligenz, Kognition, Physis und das Gedächtnis der Dividuen anbetrifft, und daraus lässt sich ohne weiteres schlussfolgern, dass die Dividuen ein Ich als sie konfigurierenden Referenten nicht mehr benötigen und auch nicht mehr besitzen. Dennoch bedarf diese Art der permanenten Modulierung einer gewissen Kohäsionskraft der Dividuen, die allerdings nicht zur Zusammenfügung eines Individuums führt, sondern dieses allenfalls statistisch als ein maschinisiertes Dividuum neu erzeugt.

Während die Disziplinargesellschaften um die Relation zwischen dem Einzelnen und der Masse strukturiert waren, artikulieren sich die Kontrollgesellschaften durch die Dyade »Dividuen und Datenbanken«. Auf der einen Seite Institutionen der Einschließung, auf der anderen Seite Prozesse der Kontrolle, die in offenen Milieus operieren. Auf der einen Seite Signaturen und administrative Nummerierung, auf der anderen Seite Codes und Passwörter als Bedingungen für Zugänge. Es gibt inzwischen aber eine dritte Technologie, die sowohl die Signatur als Teil der politischen Semiotiken der Disziplin als auch die Codes in den  offenen Milieus bzw. Apparaten der Kontrolle nutzt. Diese Technologie ist eher auf »Individuen« fokussiert, die als unteilbare raumzeitliche Einheiten gefasst sind, die aber, wenn es um ihre Konstitution geht, auf die Mobilisierung eines dividuellen Materials angewiesen bleiben, das in Datenbanken aggregiert ist und algorithmisch prozessiert. Diese Technologien gehören somit weder ganz der Disziplinierung der Individuen noch ganz der Dividuierung durch Kontrolle an. Und hier befinden sich das Dividuelle und das Individuelle nicht in Korrelation oder gar Opposition zueinander, sondern können fortwährend miteinander kombiniert werden. Eine derartige Synthesis wird möglich, wenn geschäftliche Praktiken strukturelle Formen hervorbringen, die Quasi-Individuen adressieren, die wiederum in ein dividuiertes Ganzes integriert werden. Es geht hier um eine hochgradig strukturierte Individualität, die hauptsächlich aus statistischen Dividualitäten gewebt ist und in Strängen aus netzförmigen Aktivitäten ständig neu zusammengesetzt wird, sodass sie als distinkte Einheit von den digitalen Maschinen registriert und kontrolliert werden kann. In der quantified-self-Bewegung kommt es zu einer ständigen Selbstbewertung von Individuen und der Herstellung dividueller Daten, die in soziale Netzwerke eingespeist werden, um dort durch die verschiedenen Feedback-Mechanismen Kontrolleffekte bezüglich der Individuen zu erzeugen. (Raunig 2015: 163) Die Produktion dieser Form der Individualität gehört weder der Disziplin noch der Kontrolle an, sondern dem Targeting, dem zielgruppenorientierten und zielgenauen Zugriff, wie wir es heute etwa bei Polizei, Militär und Marketing vorfinden. In speziellen Testverfahren setzt man nun Methoden ein, mit denen sich das Verhalten anhand von »large-scale anomaly detection«-Programmen selektieren und steuern lässt. Die Ergebnisse dieser Tests sind davon abhängig, was gerade aktuell als normative Teilung oder Normalität definiert wird, wobei es nicht um normative Imperative, sondern um (empirische) Normalisierungen ohne Norm geht. Diese Art der Normalisierung  wird von den Maschinen quasi gelernt, und zwar durch die Analyse der Frequenzen und Wiederholungen innerhalb gegebener Sets von Aktivitäten (subjektgerichtete Werbung qua Statistik wie bei Amazon). Und die Normalisierung korreliert mit der dominanten Ideologie, die die individuelle Freiheit bestätigt sieht, wenn der Einzelne seinen Egopfaden durch das Leben folgt, wobei er aber durchaus der Gefahr ausgesetzt ist, gerade damit als verdächtig zu gelten. Die obigen Figuren der Normalisierung folgen keinem logischen Modell der Standardisierung oder der Uniformierung. Indem zeiträumliche Patterns benutzt werden, um das Verhalten zu filtern, besitzen die verschiedenen Instrumente keine bestimmten modellhaften Trajektoren mehr.

Die Dividuen oder die »neuen« De-Individuen inkorporieren heute also vornehmlich eine statistische Existenz, die von verschiedenen privaten Unternehmen, Meinungsinstituten und den Institutionen des Staates erfasst, kontrolliert und reguliert wird. Man klassifiziert die Dividuen als biopolitische und -genetische Existenzen mit Hilfe von statistischen Verfahren bzw. der Wahrscheinlichkeitsrechnung und ordnet sie in verschiedene Bevölkerungsgruppen ein. Gleichzeitig werden Risikoprofile, die die affektiven, körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Dividuen anzeigen, ständig neu generiert, rekombiniert und diversen Tests unterzogen. Die Dividuen existieren nun als Bündel von Eigenschaften, Verhaltungsmusteren und Relationen. Die daraus entstehenden Taxonomien erlauben die Modularisierung der Leistungen und zugleich die Teilhabe an ökonomischen und sozialen Verfahren – sie rufen zur Konstruktion von sogenannten  Risikosubjekten auf. Dabei bedarf die Registration der rekombinativen Potenzen des Lebens und des Sterbens, die man in den Statistiken als Risikofaktoren festhält, weder der Konstruktion eines sozialen Subjekts noch der sozialen Intelligenz. (Vgl. Braidotti 2014: 121) Baudrillard weist exakt in diesem Zusammenhang auf ein verstreutes Individuum hin, das sich qua Klonung in ständig getesteten und testenden Individualisierungslinien fortwährend verzweigt und vermehrt. (Baudrillard 1982: 45) Diese Interpretation zeigt vielleicht schon das neue statistisch-dividuell organisierte De-Individuum. Wenn wir an dieser Stelle aber weiterhin vom Dividuum sprechen, so muss ein solches als ein differenziertes und geteiltes Subjekt-Objekt durchaus zur Multiplizierung fähig sein, das heißt, es muss am Dividualismus partizipieren, muss es seine eigene Berechnung und Leistung als Risikofaktor aktiv betreiben, und zwar im Rahmen einer Determination, die das finanzielle Kapital in der letzten Instanz leistet. Als durchaus  aktiver Teil eines elektronischen Körpers existiert das Dividuum heute im »Sampler-Spektrum aus medialen Kraftfeldern, die (es) unter Mithilfe von Kommunikationssatelliten navigieren, die in Umlaufbahnen weit draußen im Weltall positioniert sind.« (Kroker/Weinstein 1997: 35). Im Kontext der Aneignung und des Konsums eines differenziellen Zeichensystems spricht Baudrillard von der Verortung der Einzelnen in einem Spinngewebe von negativen, positiven, uni- oder bilateralen Beziehungen (Baudrillard 2015: 250), wobei die Einzelnen angehalten werden, permanent flexibel und mobil zu sein, um optimale Soziabilität herzustellen, sodass sich ein Zwang zur Mobilität herstellt. Kompatibilität mischt sich mit Komptabilität. Weiterhin spricht Baudrillard von einem Individuum, das zur Rechengröße wird und sich in eine soziometrisches Rechenprogramm eingliedert. (Ebd.: 251) Dies macht gerade das Dividuum aus.

Die diversen Kontrollmechanismen, die der Stabilisierung der jeweiligen Subjektivierungsprozesse dienen, erfordern die Ankopplung der Dividuen an den Test, der sie als potenzielle Risikofaktoren permanent evaluiert – eine Technik, die Foucault als rassistisch eingestuft hat, insofern mittels der Technologien der Macht qua Statistik die Bevölkerung aufgrund ihrer genetischen Merkmale und ihrer körperlich-kognitiven Fähigkeiten auf spezifischen Skalen gruppiert wird. Ein Test, bei dem die Antwort schon durch die Frage erzeugt wird, stellt in Wirklichkeit gar keine Befragung mehr dar, sondern drängt, wenn diese mitunter noch im Rahmen eines binären Ja/Nein-Spiels durchgeführt wird, auf Skalierung: In biogenetischer Hinsicht führt der Test zur Einordnung und Skalierung der Dividuen (Träger von finanziell berechenbaren und verwertbaren Daten) in   jene, die das gesunde Leben und jene, die den Menschenmüll verkörpern, der jedoch als Ersatzteillager für die gesunden Bevölkerungsschichten absolut notwendig erscheint, um deren Leben zu gewährleisten.[13] Gegenstand des Tests ist heute das Dividuum, sein Resultat vielleicht sogar ein neues De-Individuum, das als Stichprobe nicht nur funktional gekennzeichnet ist, sondern Zeit seines Lebens, wenn es denn Tests ausführt, von den Maschinen aufgefordert wird, das Referendum oder das Ultimatum einzuhalten, dass es als ein statistischer Risikofaktor eben auch lebenswertes Leben, vor allem als Konsument, darzustellen und auszuführen vermag. Es fällt hier sofort auf, dass man die Prozesse der differenziellen Normalisierung und der Kontrolle mit Begriffen wie Wachstumsrate, Kostenfaktor, Opportunität und Freiheitsgrad indexieren kann. Die Integration der Dividuen in eine digitalisierte Systemarchitektur, deren grundlegende Operationsweisen probabilistisch und statistisch sind, ist anscheinend kaum noch aufzuhalten. Dabei kann im Prinzip jedes Teil mit jedem anderen verschaltet werden, wenn eine passende Norm oder ein passender Code vorhanden ist, um die jeweiligen Signale in einer gemeinsamen Sprache auszutauschen. Man ist nicht länger Konsument, sondern wird konsumiert. Die dividuellen und affektiven Relationen werden als Daten von ökonomischen Maschinen verarbeitet, die über spezifische Mapping- und Tracking-Programme verfügen. Diese Systeme kennen die Wünsche, die Affekte und die Dividualität der Einzelnen ganz genau.[14]  

Google und Facebook, soziale Datenbanken, die die User zu Datengeneratoren transformieren und ihnen gleichzeitig kostenlose Services anbieten, die wiederum über den Verkauf der von den User gelieferten Daten finanziert werden, sind heute wohl die aktuellsten und wirkungsmächtigsten maschinellen Komplexe, die Daten sammeln, teilen, selektieren und verwerten und damit zugleich Verhaltensweisen, Leseweisen und Freizeitpräferenzen, Geschmack, Kleidung und Meinungen der Dividuen regulieren und kontrollieren –  und dies qua Prozessen der Informationalisierung, in denen die Dividuen, deren Profile qua Algorithmen komponiert werden, selbst als Relaisstationen bzw. als Inputs und Outputs von Produktions-Konsumtions-Maschinen fungieren. Und man weiß schließlich, dass die Arbeiter heute nicht mehr an die Fabrikräume gekettet sind, vielmehr tragen prekär Angestellte oder Zeitarbeitskonsumenten ihre Ketten in Gestalt von Laptops, Smartphones, Tablets und deren Funktionsweisen mit sich herum. Diese Geräte sind notwendige Utensilien, auch wenn es darum geht, dass Zeitarbeit Nehmende, die man heute gerne als individuelle Arbeitnehmer schönredet, oft unterhalb ihrer Qualifikationen als Teile von mobilen Arbeitsgruppen je nach Bedarf an dieser oder jener Stelle eingesetzt werden und sich gänzlich im Niedriglohnsektor befinden, ohne Altersversorgung, Kündigungsschutz etc. Allerdings ermöglichen Smart Technologies nicht nur Kontrolle, sondern auch die Anstiftung zur Freiheit – sie sind als Materialisierungen der maschinellen Indienstnahme in den Gefügen zu verstehen, sie ermöglichen Prozesse der Deterritorialisierung und der Reterritorialisierung, sodass die Beurteilung dieser Technologien immer nur im Kontext eines spezifischen sozio-ökonomischen Gefüges erfolgen kann.

Die Dividuen werden heute zunehmend auf tippende Finger, spastische Körper und aufmerksamkeitsreduzierende und zugleich nervlich erschöpfende Informationsaufnahmen kondensiert, wenn sie mit ihrem kryptischen Surfen in den sozialen Netzwerken verzweifelt versuchen, mit den Informationsgeschwindigkeiten und -massen Schritt zu halten. Mit dem Begriff des Spasmus (Krampf), den Guattari in seiner letzten Schrift Chaosmose (Guattari 2014) verwendet, will er auf die exzessive und kompulsive Beschleunigung der Rhythmen des Ökonomischen, des Technologischen und des Sozialen hinweisen, auf eine forcierte Vibration sämtlicher Rhythmen in den alltäglichen Räumen der sozialen Kommunikation. Guattari bezieht sich hier insbesondere auf den Bereich der kognitiven Arbeit und  der mit ihr zusammenhängenden nervlichen Belastung, der die Dividuen in den maschinellen Netzwerken und Systemen gegenwärtig immer stärker ausgesetzt sind. Demzufolge ist der Spasmus als ein Effekt der gewaltsamen Penetration des Kapitals in das Feld der Kommunikations- und Informationstechnologien zu verstehen, die wiederum unablässig auf die Sphären der Kognition, der Sensibilität, der Neuronalität und des Unbewussten einwirken. Hier ist dann in der Tat a) der Begriff der Wechselwirkung zwischen Ökonomie und Technologie zu relativieren, insofern wir es mit dem Kapital als Determination in der letzten Instanz zu tun haben, und b) lässt sich von einer Onlife-Erfahrung sprechen, insofern die Onlinewelt immer stärker in die Offlinewelt eindringt (ubiquitäres Computing). (zu Letzterem Floridi 2015: 67)

Die Vibration, die im postfordistischen Kapitalismus durch die digitalisierte Beschleunigung der ökonomischen und sozialen Prozesse entsteht und einerseits zur Erhöhung der nervlichen Anspannung, andererseits zum Verlust von basalen Aufmerksamkeitskapazitäten  führt, die ist Bifo Berardi zufolge der Spasmus. In einem Cocktail, der zur Übererregtheit und Erschöpfung zugleich führt – angespannt und überspannt sein – wird es schließlich zur Lebensaufgabe, die jeweils aktuellen Elastizitäten zwischen den beiden Polen permanent auszutarieren und nach fiktiven Gleichgewichten zu suchen. Berardi ist sich vollkommen darüber im Klaren, dass die Semiotizer des sozialen Gehirns längst ihre Fähigkeit verloren haben, kollektive, gemeinsame Bedeutungen (ohne Universalien) in anderen Räumen herzustellen; die kollektiven Refrains können nicht mehr mit den infotechnischen Umgebungen schwingen, auch das ist der Spasmus. (Vgl. Berardi 2011)

Es wurde in der Neurobiologie schon häufig darauf hingewiesen, dass das menschliche Gehirn viel zu langsam prozessiert, um die exponentiell ansteigenden Mengen an Informationen, die durch die infotechnisch-semiotischen Maschinen strömen, noch sinnvoll verarbeiten zu können. Bifo Beradi hat mehrfach beschrieben, wie die Geschwindigkeiten des Kapitals die neuro-physikalischen Energien der Individuen permanent heraus- und überfordern, indem sie deren Kognition und Emotion auffordern, der aktuellen Netzproduktivität bedingungslos zu folgen. Der Cyberspace übersteigt als eine prinzipiell grenzenlose Sphäre die individuelle Cyberzeit; Letztere verstanden als eine Zeit der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der Imagination, die eben nur über begrenzte Potenziale verfügt.[15] Gegenüber den Informationsfluten und ihren Beschleunigungen stoßen menschliche Psychen und Hirne an ihre Grenzen, sodass es zu einer Oszillation zwischen qua Übererregung mobilisierten nervösen Energien und innerem Rückzug kommt.  (Ebd.) Allerdings geht es nicht allein um die Menge der Information, die durch eine neue kollektive navigatorische Intelligenz unter Umständen durchaus noch zu bewältigen wäre, sondern um den darin enthaltenen innovatorischen Mangel. Insofern kaschiert der Überfluss nur, wie inhaltlich erbärmlich ein großer Teil dessen ist, was da heute an Informationen produziert und konsumiert wird. Was wir erleben, ist mehr als  Krise des Neuen denn als Krise der Überflussproduktion an sich zu verstehen.

Neuere Forschungen in den Neurowissenschaften bestätigen, dass der unaufhörliche Imperativ zur beständigen Wahl, ja zur Aufforderung, zu wissen, zu wählen und zu entscheiden, die kognitiv-emotionale Leistungsfähigkeit der Einzelnen weit übersteigt und erschöpft. Und dies gilt gerade dann, wenn das verteilte und zugleich erschöpfte Gehirn, das ganz anders getaktet ist als die automatisch ablaufenden digitalen Prozesse, über das Smartphone auf Dauer an diese angeschlossen wird. Deshalb müssten, so Berardi, die Einzelnen angesichts des Stresses, der durch die beschleunigte Hyperproduktivität des Netzes erzeugt werde, irgendwann einfach kollabieren oder sich zumindest in Panikattacken verlieren, um dann die entsprechenden psychopathologischen Reaktionen anzuzeigen (Burnout, Depression, ADHS, Suizid etc.).[16]

Das erschöpfte soziale Hirn ist also das Resultat einer ganzen Reihe von Attacken, die Panik erzeugen. Kroker hat die Panik schon in den 1990er Jahren als die psychologische Grundstimmung der digitalisierten Kultur ausgemacht, »einer Melange aus Melancholie im Inneren, verschnitten mit einer Menge Wahnsinn an der Oberfläche.« (Kroker, Kroker, Cook 1999: 22) Panik, auf die wiederum depressive Einbrüche und/oder manisch-depressive Phasen folgen. Und selbst Quasi-Pathologien wie Internetsucht stellen noch eine Art Exzess her, bezüglich der Imperative der Produktivität, bei denen es allerdings nicht allein um den Zugriff auf künftige Verwertung geht, sondern um die Kolonisierung der Gegenwart. Die Gegenwart ist heute zudem überaus gesättigt von Vergangenem, sodass Vergangenheit als solche gar nicht mehr wahrgenommen wird. Das führt zur Verflachung der Zeit und komplementär zum Verlust der Vorstellung von einer Zukunft, die anders sein könnte als unsere Gegenwart. (Das Präfix »Hyper« steht sowohl für die Akzeleration als auch auch für die Erschöpfung: Hyper-akkumulation, Hypergeschwindigkeit, Hyperventilation, Hyperaktivität, Hyper-Burnout – hypervirtualisiert und zugleich überwacht, übermedikamentisiert, überhäuft, überkommuniziert etc.)

In den katastrophischen, ja apokalyptischen Visionen von Baudrillard, Kroker oder Bifo Berardi mag man eine Art und Weise erkennen, die aktuellen Prozesse der Subjektivierung neu zu denken, als die Abkehr von einer energetisch-affirmativen Subjektivierung, die noch die revolutionären Theorien des zwanzigsten Jahrhunderts inspiriert hatte, und als Hinwendung zu einer Theorie der Implosion, die sich auf Subjektivierungsprozesse bezieht, die in der Depression und Erschöpfung der Dividuen münden. Aber diese theoretische Operation, um noch eine Bemerkung zu einem schwarzen Deleuze anzuschließen, könnte auch den Weg für Strategeme freimachen, die auf ein neues Subjekt der kreativen Subtraktion abzielen, mit der der Austausch zwischen Leben und Kapital verabschiedet wird. Dahinter könnte sich eine autonome Macht andeuten, die keine Forderungen mehr stellt, und dies impliziert, dass über die Macht gar nichts mehr ausgesagt wird. Stattdessen wird eine Unterbrechung des Machtkreislaufs über eine politische Nichtteilnahme angestrebt, die die bunten und vielfältigen neuen (digitalen) Welten irrelevant macht, klebt doch die produktivistische Moderne mit ihrer Unterwürfigkeit unter den Imperativ des Neuen, auch wenn dies meistens, um es mit Adorno zu sagen, das Neue des Immergleichen ist, am Fortschritt der Produktivkraftentwicklung, an den steigenden Profitraten und den neuesten Gadgets. Man muss dieser Welt nichts mehr hinzufügen, vielmehr sollte man sich von ihr ganz aktiv im Kollektiv subtrahieren.

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[1] Die Prozesse der Individuation und Dividuation bleiben damit für uns damit ausgeblendet. (Siehe dazu Ott 2015: 168f.) Simondon hat den Begriff der Individuation in die Philosophie eingeführt, der komplexe und problematische Prozesse  bezeichnet, die den Einzelnen übersteigen, sei es, dass der Einzelne selbst komplex zusammengesetzt ist, sei es, dass er an sozio-technologische Komplexe angeschlossen wird, womit wir es eigentlich aber schon mit Prozessen der Dividuation zu tun haben.

[2] Die Unterscheidung geht bis auf Kant zurück, der zwischen dem denkenden Ich als Subjekt   und dem Ich als gedachtem Objekt trennt. Der epistemologische Bruch zwischen dem Denken und den Umständen durchzieht bei Kant noch das eigene Ich, während Hegel das Empirische mit dem Transzendentalen vermischt.

[3] Der Prozess der Konstitution des Subjekts ist bei Deleuze/Guattari wohl weniger einer des Werdens,  sondern einer des Nicht-Werdens. Damit wird ganz im Sinne von Laruelle die Gegebenheit-des-Gegebenen destruiert, und dies nicht durch die Vervollkommnung des Subjekts, sondern durch dessen Hass auf die Welt, wie sie jetzt ist.

[4]  Philip Mirowski zeigt, dass der Neoliberalismus eine Reihe von Konzeptionen zum Markt hervorgebracht hat (neoklassische, subjektivistische und informatorische), wobei dieser nach nach bestimmten Regeln konstruiert werden muss, aber gleichzeitig doch als ewig, natürlich und unentrinnbar gilt. (Mirowski 2015: Abschnitt 2. Kindle-Edition). Das Resultat sei ein hybrides Gebilde aus Artifiziellem und Natürlichem, das durchaus verschiedene Formen des Marktes zulasse. Der Markt müsse durch den Staat geschützt werden. Foucault hat dem Wettbewerb und dem Markt stärker eine eigene innere Logik und Struktur zugestanden, die sich als ein formales Spiel um Ungleichheiten entpuppt. (Foucault 2004b: 172f.9) Gerade weil der Wettbewerb für Foucault im Neoliberalismus nicht als natürlich gilt, müsse er von außen durch den Staat unterstützt und korrigiert werden.

[5] Ähnlich wie Boltansky/Chiapello geht Ulrich Bröckling davon aus, dass Eigenschaften wie Selbstverantwortung, Autonomie, Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und Wahlfreiheit zum neuen »unternehmerischen Selbst« dazu gehören, wobei die neuen Managementtechniken an dieser Stelle gerne auf die mediale Figur des kreativen Künstlersubjekts zurückgreifen, dessen Eigenschaften sich heute bis in die Kompetenzen des mobilen, quasi-selbständigen Managers oder des variablen Projektleiters fortpflanzen, dem es gelingt, seine Kontaktbörsen in den Netzwerken effektiv zu gestalten. (Bröckling 2007)

[6] Ein technologisches System managed Variablen wie Temperatur, Druck, Kräfte, Geschwindigkeit, Output etc., um die Kohäsion und das Gleichgewicht des Systems in Hinsicht auf die Funktionalität des Ganzen zu garantieren. Deleuze/Guattari haben hingegen ein Konzept der abstrakten Maschine entwickelt, in dem die Maschinen weder rein funktional noch als Universalien auftauchen, vielmehr sind sie unter dem Aspekt der virtuellen Montage von verschiedenen Ebenen, welche die Maschinen durchqueren, als virtuell-reale Potenzialmaschinen zu begreifen. 

[7] Gerald Raunig hat darauf hingewiesen, dass anstatt von »einem Dividuum« eher vom »Dividuellen« zu sprechen sei. (Raunig 2015: 157) 

[8] Félix Guattari zufolge ist derjenige Teil der maschinischen Indienstnahme, in die menschliche Arbeit (oder  Kommunikation) eingeht, als solcher nicht quantifizierbar. Hingegen sind Prozesse im Kontext der subjektiven Unterwerfung, die mit der konkreten Verausgabung von Arbeitskraft oder einer beliebigen sozialen Funktion verbunden sind, quantifizierbar. Man kann die Anwesenheitszeit eines Arbeiters messen, nicht aber das, was er in der maschinischen Dimension hervorruft. Man kann in gewisser Weise auch die Arbeit eines Physikers quantifizieren, zumindest die Zeit, die er in seinem Labor verbringt, nicht jedoch den maschinischen Wert der Formeln, die er ausarbeitet.

[9] Natürlich ist davon auszugehen, dass der Mensch mit seinen Sinnesorganen nur eine geringe Bandbreite der physikalischen Schall- und Lichtwellen registriert, wobei seine Rezeptionsfähigkeit allerdings, durch mediale makro- und mikroskopische Techniken, ökonomische Verhältnisse und Diskurse erweitert, werden kann. Die Weltsicht wird somit mit verschiedenen technischen und technologischen Optiken geleistet, sie dringt durch mikroskopischen Beobachtungsgeräte in Bereiche des unendlich Kleinen vor, während auf der makroskopischen sozio-ökonomischen Ebene durch den Anschluss an Informations- und Kommunikationstechnologien bestimmte Interessen stimuliert, Geldkapital produziert und simuliert und Handlungen koordiniert  werden.

[10] Deleuze/Guattari gehen davon aus, dass Diagramme eine Konjunktion zwischen deterritorialisierten Zeichen und deterritorialisierten Objekten herstellen und mit ihnen ein direkter Effekt auf die Dinge und Objekte ausgeübt wird, insofern sie eine materielle Technologie inhärieren und zugleich Teil einer komplexen Manipulation von (abstrakten) Zeichen-Maschinen sind. Diagamme zwingen bestimmten Materien bestimmte Funktionen auf, womit es zu singulären Anordnungen, Verfestigungen und Apparaten kommt. Sie resultieren in Verdichtungen, Interpenetrationen, Interferenzen, Fusionen und Kon-figurationen, in denen die Kräfteverhältnisse zwar heterogen und fließend bleiben und dennoch zu spezifischen Operationsweisen auffordern – trotz aller Instabilität und Diffusität bilden die Diagramme doch Kohäsionen und Kohärenzen aus, insofern sie heute vom finanziellen Kapital in der letzten Instanz determiniert werden. Diagramme sind heute ein wichtiger integrativer, funktionaler Modus der technisierten Informations- und Wissensproduktion des Kapitals, wobei sie als Darstellungsmedien Operationen ausführen und zugleich als gespeicherte Zustände von abstrakten Rechenmaschinen fungieren, die stets auf dem Sprung sind, operativ zu werden. (Miyazaki 2013: 30)

[11] Die Berliner Sparkasse stattet über 300 Mitarbeiter mit digitalen Schrittzählern aus, um daraufhin 10.000 Schritte als eine pro Tag zu erreichende Leistung vorzugeben, mit denen die Fitness gesteigert und die Krankheitsquote reduziert werden soll. Das Jobcenter in Brandenburg verteilt Schrittzähler zur Mobilisierung von Langzeitarbeitslosen. Sozialhilfeempfänger werden integriert, indem sie durch solche Aktivitäten eine Garantie zur Rückzahlung ihrer Alimente an den Staat geben, und dies eben nicht in der Form von Geld, sondern auch durch die permanente Abgabe von Aktivitätsprotokollen, der kontinuierlichen Anstrengung, die darin besteht, seinem Status als Schuldner scheinbar zu entkommen, indem man selbst noch die vageste Einsatzbereitschaft zu jeder Art von Beschäftigung affirmiert. Es geht hier um die permanente Bereitschaft zur freien Disponibilität, eine Art Vollzeitaktivität oder verkehrte Autonomie, die ihren Sinn darin findet, alle Zwänge auszuhalten, so zum Beispiel die konstante Beratung durch Coaching, E-Mails der Jobcenter und Fortbildungen – Maßnahmen, die im besten Falle so etwas wie die Erfahrung der Sinnlosigkeit hervorbringen.

Personen funktionieren in der Kybernetik selbst noch als Systeme, die wiederum mit komplexen Informationssystemen verbunden sind: transparente Personen, entleert und gereizt zugleich, durch die strömenden informationellen Flüsse elektrisiert und erstarrt, angeschlossen an technologische Umgebungen, deren Modell die intelligente Stadt ist. Intelligent, da sie dank ihrer vielfältigen Sensoren und Apparate, ihrer Verkehrsflüsse andauernd Informationen hervorbringt, deren Verarbeitung in Echtzeit zugleich ihre Verwaltung erlaubt. Diese Stadt erzeugt aber auch ausgesprochene Monumente kollektiver Dummheiten, Transit-Orte und »urbane Kollektoren« wie Einkaufszentren, Sportarenen, Museen, Messezentren und Hotelketten. (Sloterdijk 2005: 246) Die urbanen Kollektoren sind zudem mit vernetzten Büros, vernetzten Küchen, vernetzten Schlafzimmern, vernetzten Badezimmern und vernetzten WC-Anlagen verkoppelt, wobei man bei den letzteren von der Angst getrieben wird, von der unglaublich effizienten Unterdruck-Toilette selbst noch entsorgt zu werden.

[12] Adornos selbstlosem Selbst entspricht vielleicht sogar die Ansicht Thomas Metzingers, die Selbstmodellierung als einen kontinuierlichen Prozess zu begreifen, in und mit dem ein informationsverarbeitendes System die Eigenschaften seiner Selbst kontrollieren und in einem unifizierten Datenformat darstellen kann. In Metzingers Position fungiert das System als Selbstmodell, wobei das Selbst nicht als solches erlebt wird. Die Rede vom Selbst gilt Metzinger als paradox, weil es eine Person geben müsste, die das Selbst besitzt, und dies hieße ein Selbst hinter dem Selbst zu imaginieren. Das Selbst kann nicht in der Person sein, denn damit würde die Zeitrelation eines dynamischen Vorgangs so behandelt, als wäre sie ein Gegenstand oder ein statisches Objekt. Selbstmodellierung bleibt für Metzinger ein repräsentationaler Vorgang, der verschiedene Teile und Dimensionen eines Systems dynamisch zu einer höherstufigen Einheit verbindet. Metzinger spricht von der Einheit der Identifikation, die den Bewusstseinsinhalt bezeichnet, zu dem die Person sagt: »Das bin ich!«

Man muss hier aber unbedingt hinzufügen, dass die Selbstmodellierung im Rahmen einer ihr    vorausgesetzten maschinisierten Fremdbestimmung stattfindet. Luhmann spricht hier von einer mitlaufenden Selbstreferenz, weil es in erster Linie um die Operationalisierung fremdreferenzieller Prozesse gehe. (Vgl. auch Baecker 2014: 175) Baecker schreibt: »Das Selbst ist die sich selber bestätigende Disjunktion des Systems« (ebd.). Und System gilt hier als Triade von Organismus, Umwelt und Beobachter. Im Rahmen der Regelung des Systems Bewusstsein müssen vergangene und zukünftige Systemoperationen funktionalisiert werden, um so etwas wie Identität herzustellen. Aber entscheidend ist hier nicht das Faktum der Selbsterhaltung, sondern das Phänomen der Beobachtung im System. Wichtig bleibt für uns jedoch die Aussage Luhmanns, dass reine Selbstreferenz unmöglich ist und heute zunehmend durch Fremdreferenz ersetzt wird.

     Diese Fremdbestimmung, die ohne die Komunikationstechnologien nicht möglich ist, sucht MAN heute durch die »selbstbestimmte« Mitgliedschaft in digitalen Foren, durch Vielfachteilhabe an verschiedenen Gruppen und durch die Streuung der eigenen Kompetenzen zu reduzieren, und das darin inkludierte Multitasking soll die aufgezwungene Passivität weiter kompensieren. Aber gerade dadurch, dass alle versuchen den Durchschnitt zu umgehen, wird die abweichende Tätigkeit selbst wieder durchschnittlich. Dabei kommt es in den sozialen Netzwerken zu einer Zerlegung der Dividuen in Serien von Pseudo-Identitäten, wobei die jeweiligen Aktivitäten durch ganz bestimmte partizipative Technologien wieder zusammengeschraubt werden. Die Vielfachteilhaben an den technologischen Umgebungen bilden eine Art Vektor, der den Dividuen eine amorphe und fluide Gestalt gibt. Schließlich ließe sich der Prozess der Vernähung von Fremd- und Selbstbestimmung unter der Dominanz der ersteren wieder als Dividuation beschreiben, die Dividuen hervorbringt, bei denen es zu überlappenden Fremd- und Selbstaffizierungen kommt, zur Vernetzwerkung der Modi der Affirmation an die Kommunikationstechnologien und zu analogen Unterbrechungen, und dies im Rahmen einer Beweglichkeit und Elastizität, die zumindest kurzfristig bestimmte Kohärenzen und Identitätsserien bei den Dividuen zustande bringen muss. (Vgl. Ott 2015: 56)  Luhmanns letztendlich doch emphatische Überbetonung des Individuums, das als Transformator und Filter der Umwelt in der Kommunikation dienen soll, mutet angesichts der Determinierung der Dividuen durch ökonomisch-technologische Systeme geradezu naiv an. (Ebd.: 245) Techno-ökonomische Settings, die sich längst untereinander selbstreferenziell verschalten, reduzieren die Einzelnen auf größenvariable Mikrosubjektivitäten, die, um überhaupt noch die eigenen Leistungen halbwegs synchronisieren zu können, unterschiedlichste Anforderungen zur Herstellung eines fragilen Gleichgewichts erfüllen müssen, zeitliche (Communis/Arbeitsteilung) mentale (Leichtigkeit/Programmierung) und prognostische Fähigkeiten (Offenheit/Zielsetzung).

[13] Walter Benjamin hat die Operationen eines Chirurgen mit denen eines Kameramannes verglichen, deren beiderlei kennzeichnende Merkmale, wie Baudrillard wiederum bemerkt, denjenigen eines Tests gleichkommen, wenn bestimmte Verfahren der Manipulation und Taktilität benutzt werden, um Bilderfabriken zu sondieren und zu kontrollieren.

[14] Das Dividuum, als neuronaler Mensch eine reizbare kybernetische Maschine, kann die Komplexe der medialen Maschinen nicht mehr verlassen. Es fungiert als Relaisstation oder Synapse der Maschinen, wie z. B. der Fernsehmaschine, mittels derer Informationen, Daten und Zeichen das Gehirn in spezifischer Weise durchqueren. Dabei ist das Fernsehen selbst als ein Knoten innerhalb eines komplexen Ritornells zu verstehen, das existenzielle Territorien kristallisiert, wenn es die Dividuen an die Sehmaschinen angekoppelt, das heißt in einen Schnittpunkt versetzt hat, in eine perzeptive Hypnose, die auf a) der Lichtabtastung des Apparates durch das Auge, b) dem Nachvollzug des Inhalts der Sendung, c) den Umwelten und d) den Fantasien, die das Fernsehen des Dividuums begleiten, beruht. Gleichzeitig kommt es bei den Dividuen zu Prozessen der Identifizierung, die sich aus der Übereinstimmung mit dem Produkt Ansager oder Schauspieler ergeben: »Ich bin, was dort vorne ist,« schreibt Guattari (Guattari 2014: 28) hinsichtlich des Imaginären des Fersehzuschauers, ohne allerdings unerwähnt zu lassen, dass diese Art der Ankopplung an das Ritornell nicht nur darin besteht, Identifizierungen abzunicken und gleichzeitig die jeweiligen Komponenten in ihrer Heterogenität zu belassen, sondern auch immer neue Virtualisierungspotenziale freizusetzen.

[15] Man unterschiedet drei Arten der Aufmerksamkeit. Meist wird Aufmerksamkeit als Konzentration verstanden, als die Fähigkeit, bei einer Sache zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Die längere Fokussierung ist aber tatsächlich nur ein Modus. Eine andere Variante besteht darin, trotz ablenkender Reize die Aufmerksamkeit nicht abschweifen zu lassen, was man als selektive Aufmerksamkeit bezeichnet. Und die dritte Form der Aufmerksamkeit ist das Multitasking, das schnelle und konzentrierte Hin- und Herschalten zwischen verschiedenen Aufgaben. Man nennt dies auch alternierende Aufmerksamkeit.

[16] Der Anstieg von Depressionen, Burnouts, ADHS und Suizid geht in der Tat mit einer gesteigerten Verwendung von Psychopharmaka, Drogen, Anästhetika oder Aufputschmitteln einher, die – in Kriegen erprobt – auch zu Friedenszeiten zu äußerster Leistung befähigen sollen. Narkotisierung und Techniken, mit denen sich die eigene Leistungsfähigkeit als Selbstdarstellung inszenieren lässt, sind unverzichtbare Technologien einer Medikalisierung, mit denen die Kontrollgesellschaften ein mächtiges Instrument in der Hand halten. Und mit dem Design des Genoms und Proteoms kündigen sich neue Möglichkeiten an, die Praktiken von Körpern und Affekten zu regulieren. Sowohl für das Hirndoping als auch für verschreibungspflichtige Medikamente gilt, dass in dem Moment, in dem eine wirksame Substanz zur Steigerung der Intelligenz vorhanden ist, noch die strengsten gesetzlichen Kontrollen scheitern werden, um die massenhafte Anwendung abzuwenden. Es existiert mittlerweile eine große Anzahl illegaler Drogenlabors, die die entsprechenden Moleküle für den Schwarzmarkt nachbauen.

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– (1995): Die Falte. Leibniz und der Barock. Frankfurt/M.

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– (2008): Zorn und Zeit. Frankfurt/M.

– (2009): Du mußt dein Leben ändern. Über Anthrotechnik. Frankfurt/M.

Foto: Sylvia John

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