Force Inc – Ultrablack in Music

“Auch dort zieht der musikalische Strom entlang wie ein Sturzbach vom Rauschen zur Sprache, der an den Quellen des Unglücks entsteht und in Katarakten zur revoltierenden Befreiung hinschießt wie ein schwarzes Magnifikat.” Michel Serres.

Force Inc is back: www.force-inc.org

The abstract Force Inc. machine. There are all manners of sound in one sound. Ultrablack is the Outside. This outside is beyond the exteriority of the musical body. It constitutes the very limit of music.

Politische Musik ist eine Musik ohne Worte (im doppelten Sinn). Sie orientiert sich nicht an der Welt (sie hat kein Objekt in der Welt, das sie einfängt), noch ist sie eine Frage der Perzeption. Politische Musik indiziert eine Nicht-Welt der puren Auto-Impression. Sie ist radikal schwarz.Dieses Ultrablack steht für die raduikale Subtraktion von der Kapital-ÖKonomie und ihren Politiken und Kulturen. Dafür steht auch Force Inc.

Radikale Musik gleicht einer Art von Blackbox; sie ist eine Musikbox der und für die Blackness, und der Theoretiker und Konsument der Musik nehmen selbst einen Platz in der Blackbox ein und tretten nicht von außen an die Box heran. Es gibt eine nicht-musikalische Triangularität zu vermelden: Der (multiple) Produzent, der die Tranversalität des Schwarzen zum Klingen bringt; die schwarze Musikbox als ein unendliches Klingen des Nichtfassbaren/Schwarzen; der Konsument, der Teile aus dem Unendlichen der schwarzen Musikbox heraus hört. Die Unermesslichkeit dieser Triangularität ist wiederum Teil der Grenzenlosigkeit der Musik. In diesem Sinn ist das Schwarz der Musik die Basis für das Ultraschwarz. Produzent und Hörer teilen die Unvollkommenheit, die nur das Schwarz beglaubigen kann. Weder kann der Produzent davon ausgehen, dass seine Aktivität je beendet ist, noch kann der Hörer davon ausgehen, dass er je aufhört, Fragmente aus der Musik herauszureißen. Ultrablackness verweist dann darauf, weiterzumachen, die Suche jenseits des Schwarzen nie aufzugeben, das Ultraschwarze des Schwarzen suchen – während die schwarze Musikbox hyper-spielt und/oder still ist.

Anstatt gemäß den Vorstellungen der Phänomenologie in der Welt zu sein (auch Eshun verbleibt darin, auch wenn es die Welt von Black Atlantic ist), geht es um das Sein-in-Musik. Indem die Musik radikal immanent zu sich selbst prozessiert, wird sie politisch. Als solche ist sie erst fähig, sich im und mit dem Außen zu treffen (nicht zu verbinden).

Heute scheinen jedoch heute alle Fluchtmöglichkeiten verschlossen zu sein. Die Flucht scheint zumindest trostlos zu sein. Sie muss aber nicht trostlos sein, selbst wenn sie negativ ist, denn sie ist niemals aufregender, als wenn sie sich in den Straßen ausbreitet, wo das Vertrauen in die Erscheinungen und Worte, das Vertrauen in diese Welt in eine mobile Zone der Unwahrnehmbarkeit zerfallen. In diesen Momenten der Opazität, der Insuffizienz und des Zusammenbruchs bedroht die Dunkelheit am stärksten die Beziehungen, die uns heute noch an diese Welt binden. Was aber beinhaltet die Politik der Flucht, was sind die Taktiken der Unwahrnehmbarkeit und der Opazität, die unabhängig von den Kräften und Relationen des Kapitals erscheinen und nützlich für die Zerstörung dieser Welt sind? Die Zonen der Unwahrnehmbarkeit und der Opazität sind weniger Features der Realität, die in jeder Situation angewandt werden können, sondern sie sind Instrumente, die dazu da sind, diese Welt zu bekämpfen. Gerade in dieser Situation finden wir uns ermächtigt, uns mit den täglichen Rhythmen des Kapitals, die zum Teil auch die seiner Musik sind, und den Apparaten des Staates zu konfrontieren. Die Straße aufzugeben, weil sie der Gnade der Militärs ausgeliefert ist, und sie durch den Club oder den Rave ersetzen zu wollen, wie Eshun das fordert, heißt, den Aufstand zu simulieren, die cyberaktiven Kriegsmaschinen von Force Inc, Mille Plateaux, Underground Resistance oder Public Enemy nur zu genießen, während die logistische Cyberinfrastruktur des Kapitals und ihre Unterbrechung kein Thema ist. Zwar wird die Kommunikation unterbrochen oder derealisiert, wenn sonische Formen die Macht angreifen oder gar die Programmierer deprogrammieren, aber führt nicht gerade gegenseitige Speisung von Sound und Sonic Fiction zu Labelfiktionen, die inzwischen entweder untergegangen sind oder sich heute in den Spielhöllen der Unterhaltúngsindustrie suhlen?
Andrew Culp führt in seinem Buch Dark Deleuze die Konspiration ein, welche von der Negativität angetrieben wird. Die Aufgabe besteht darin, mit Hilfe der Negation »Nein« zu denjenigen zu sagen, die uns erzählen, man habe Welt so hinzunehmen, wie sie ist. Der entscheidende Schritt ist hier die Konstruktion des exklusiven Gegenteils.

Aber auch hier lauern Gefahren: Während das Nervensystem des Menschen durch die elektronische Technologien der Kommunikation im 20. Jahrhundert erweitert wurde, haben wir es in der zeitgenössischen Epoche des Kapitalismus mit einem neuen, verkabelten Nervensystem zu tun, das durch den Spirit der technologischen Innovation als unserem elektronischen Exo-Skelett permanent gereizt wird. Es gibt drei Tendenzen der Software Culture zu vermelden – Unsichtbarkeit, Miniaturisierung und Interface. Wenn die Geschenke des Geistes der neun Technologie auf die Haut der globalen Kultur tätowiert werden, dann wird zugleich das Objekt dieser Geschenke, das menschliche Subjekt, durch stille und weitgehend sichtbare Software Codes immer wieder neu geschrieben, um zu einem zunehmend bedeutungsloseren Part in den Netzwerken der Technokultur zu werden, einem Interface zwischen den Maschinen der Produktion und der Werbung, eine Miniatur bezüglich seiner politischen Macht im Angesicht der Techniken der Überwachung, der Datenbanken, der Automation und der Dissemination.

Achim Szepanski on Force Inc & Mille Plateaux:

The synthesiser is a machine to generate sounds. Particular currents of sound and sound spectrums are created through the connection and combination of individual modules. This refers to the analogue synthesiser. It is a creative process that holds the various sound materials together, the various elements in the material itself – one thinks of oscillators, generators – that serve the working of the original signals. At the same time the sound material must be able to float between the various synthesisers, sequencers and computers, and be accessible for synchronisation. Deleuze refers to the mechanical self as the synthesis of heterogeneity, diversity. This synthesis of sounds needs a certain consistency; the synthesis must not make the individual elements unrecognisable, otherwise everything becomes a suffocating din in the end. The question that arises with Deleuze is the following: How can the inaudible be made audible by these machines. Capture energies, allow currents of intense quantities to flow, question the music about the degrees of fastness or slowness; all this gives the music cosmic dimensions. Music however seems powerless when it creates a jumble of sounds and tones; a permanent overflow of signals makes us become unconscious. We also become unconscious when we hear nothing but perfect harmony, just repetition and its refrain. Perfect melodies and perfect chords, that’s what folk music and pop music offer us daily, just the circulation of clean sound currents, cleaned of the noises and sounds that could disturb prosperity. The masses can also be forced into deep sleep by a synthesiser. So the harmony, the chord, even the tone itself must be exploded; one must open the door to noise itself, make even the channel to the sound currents quake. That is the place for electronic music to strike in, whether one calls it techno or what ever.

Interview here

Nach oben scrollen