Bemerkungen zum Superjekt/Objektil bei Deleuze/guattari

Die maschinische Indienstnahme muss stets auf a-signifikante Semiotiken (Diagramme, Pläne, Schemata, Indizes, Währungen, Gleichungen, Software etc.) zurückgreifen, die weniger das Bewusstsein der Agenten als deren Unbewusstes ansprechen und deshalb in letzter Konsequenz auch kein bewusstes Subjekt als einen anzusprechenden Referenten benötigen. Generell zeichnen sich hier sowohl das Subjekt als auch das Objekt durch eine Ambiguität aus, denn beide Begriffe lassen sich Guattari zufolge als Hybride, als Teile von Subjektivierungs-Objektivierungskomplexen auffassen, wobei Objekte ihre Objektivität und Subjekte ihre Subjektivität verlieren. Das ist ein Aspekt, den wir an einigen Stellen im Kontext der Quantentheorie diskutiert haben.

Gehen wir aber noch einmal genauer auf diesen Aspekt ein: Deleuze führt in seinem Buch zur Falte im Barock den Begriff des Objektils ein. Dieses hat keine Form und verändert sich ständig, es ist eher ein Prozess als ein Objekt, oder, um es noch genauer zu sagen, es ist ein Informationsfluss oder ein Code. Hier klingt auch die Theorie von Baudrillard an. Der neue Status des Objekts bezieht sich nicht mehr auf eine räumliche Form bzw. auf eine Form-Materie-Relation, sondern auf eine zeitliche Modulation, die den Beginn einer kontinuierlichen Veränderung der Materie ebenso impliziert wie eine kontinuierliche Entwicklung der Form, was es nahelegt, dass jetzt auch ein Produkt als eher fließend verstanden werden muss. Insbesondere digitale Maschinen erzeugen nun keine unterschiedlichen, relativ stabile Einheiten mit einer standardisierten Form und Substanz mehr, seien es Subjekte als Individuen oder seien es Objekte mit einer Essenz. Stattdessen bringen sie Objektile als Ereignisse hervor. Deleuze argumentiert nun, dass komplementär mit der Transformation des Status des Objekts zum Objektil auch eine Verwandlung vom Subjekt zum Superjekt stattfindet. In gewissem Sinne ist das durch die Modulation erzeugte Superjekt sogar auch ein Objektil, bei dem sich die Nicht-Form in einer kontinuierlichen Entwicklung sowie in der kontinuierlichen Variation der Materie befindet. Identität ist hier formlos und flüssig, sie besitzt keinen Anfang oder ein Ende noch hat sie einen Ort. Das Superjekt, das durch die Modulation als Objektil hervorgebracht wird, hat nichts Substanzielles an sich.[1]  Das Superjekt ist auch physikalisch, insofern es sich durch Druck- und Kräfteverhältnisse konstituiert wird,  also in Akten der Objektivierung durch unsichtbare Kräfte, die von Außen herkommen.

Das Objektil/Superjekt ist immer auch in Relation zum Dividuum zu denken. Im Industriezeitalter war das Individuum unter der Vorherrschaft der klassisch liberalen Begriffe des Subjekts und der Subjektivität von zentraler Bedeutung für die Konstruktion des Politischen im industrialisierten mechanischen Ensemble. Mit der digitalen Ökonomie entsteht jedoch eine Form der Subjektivität, die als fließend bezeichnet werden kann und sich stark von der des Individuums unterscheidet, die für das moderne politische Denken so zentral war. Im Zentrum der Politik des Fließens und des Flusses steht nun das Dividuum, das im Gleichlang mit der fortlaufenden Produktion eines Objektils, das keine Form hat, erzeugt wird und in Anlehnung an Deleuze eben auch als Superjekt bezeichnet werden kann. Das Superjekt besitzt keinerlei Essenz, sondern ist selbst ein (geteiltes) Ereignis. Es operiert oder existiert mit einer ganz anderen Perspektive, Wahrnehmung und Sensibilität als das klassische Subjekt.  Deleuze fasst diese Erkenntnisprozesse nicht mehr als die Variation der Wahrheit nach Maßgabe des Subjekts, sondern sucht nach der Bedingung, unter der die Wahrheit einer Variation dem Subjekt erscheint.

In den simulierten Welten des hyperindustriellen Zeitalters besitzt das Dividuum Vorrang gegenüber dem Individuum. Gleichzeitig verschwindet die klassische Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt, und in dem Maß, in dem eine solche Unterscheidung simuliert wird oder sogar ein Simulakrum ist, ist diese auch als eine Funktion des Superjekts zu verstehen, das wiederum das Produkt oder der Ausdruck der digitalen Hyperrealität ist.

Objektlose Objekte bzw. Objektile wiederum sind Teile von Vektoren, die imstande sind, so etwas wie eine Art Pseudo-Subjektivität zu erzeugen, und dies heißt auch, dass kybernetische Maschinenkomplexe und Zeichen den a-subjektivierten Dividuen bestimmte Aktionen vorschlagen, ermöglichen oder verbieten, diese dazu ermuntern und anstiften, womit wir es mit Machtrelationen im Sinne von Michel Foucault zu tun haben, in denen Aktionen auf andere Aktionen einwirken. Diese Machtbeziehungen drücken keineswegs intersubjektive Beziehungen aus, sondern inkludieren prä-individuelle Aktionen auf Aktionen innerhalb von maschinellen Agencements, in denen Maschinen, Objekte und Zeichen nicht nur selbst wie Agenten auftreten, sondern zunehmend die Praktiken und Aktivitäten der Dividuen determinieren.

Wir haben es einerseits immer noch mit Maschinen zu tun, die stabile, standardisierte Objekte erzeugen, andererseits gibt es nun Maschinen, die einen Fluss produzieren und Identität aufschieben oder auflösen. Wenn es nun eine Reibung gibt, der durch das gleichzeitige Funktionieren der beiden Maschinen entsteht, dann bedeutet dies nicht notwendigerweise, dass die eine Maschine die andere aufhebt. Das Funktionieren der Disziplin bleibt hinsichtlich des Gesamteffekts, den die Kontrolle ausmacht, ebenso wichtig wie die Operationen der Modulation. Das Dividuum ist damit der Effekt und inkludiert die Erfahrung, einerseits ständig zum Subjekt gemacht zu werden, andererseits ein Superjekt zu sein, das zudem einen Objektcharakter besitzt. Die Dividualität besteht hier auch in der Erfahrung, weder dieses noch jenes zu sein, während sie vielleicht beides zugleich ist. An dieser Stelle lässt sich auf die Superposition in der Quantentheorie zurückgreifen, der Überlagerung von Wellen, die als Analogie angenommen werden kann, um darauf hinzuweisen, dass zwei unterschiedliche Phänomene als zunächst unabhängige Einflüsse auf ein und dasselbe System wirken können, sich aber in diesem dann gegenseitig durchdringen und als ein Produkt bzw. Resultat erscheinen können, aber dennoch die Effekte und Eigenschaften beibehalten, die für jedes von ihnen einzigartig ist. In dieser Hinsicht können Disziplin und Kontrolle wie zwei verschiedene Wellen verstanden werden, die auf einem anderen Register arbeiten. Jede Welle hat eine unterschiedliche Amplitude und Frequenz, und jede erzeugt ihre eigenen unterschiedliche Effekte. Diese Wirkungen treten aber oft auf derselben Oberfläche oder derselben Struktur auf, überlagern sich und dies manchmal sogar im selben Moment durch ein und dasselbe Instrument.

Das alles heißt nicht, dass Deleuze/Guattari keine »libertären« Subjektivierungsprozesse kennen, denn das Konzept der Wunschmaschinen im Anti-Ödipus und die Subjektivierungstheorie von Guattari enthalten durchaus Konzepte, die ihren Schwerpunkt gerade auf die Produktion von Subjektivität im Kontext bewusster und unbewusster Formen innerhalb des Gesellschaftlichen legen. Im Modus der maschinischen Indienstnahme geht es aber weniger um diese schizoiden Subjektivierungsprozesse, die in befreienden Fluchtlinien münden können, sondern darum, dass die Dividuen mit den Maschinen einen komplexen sozialen Körper bilden. (Je vollständiger und tiefgreifender die Schnittstelle ist, desto mehr wird die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine aufgehoben.) Hierzu aktiviert die maschinische Indienstnahme qua maschineller Prozesse eine Reihe prä-personaler, prä-kognitiver und prä-verbaler Kräfte (Perzeptionen, Sinne, Affekte, Wünsche) und bindet diese wiederum an supra-ökonomische Relationen (Ökonomie, Wissen, Technik, Sozialität), die die verschiedenen Potenziale der Dividuen aufgreifen, regulieren und verwalten. Dabei werden die Dividuen stärker denn je an die Peripherie der technisch-ökonomischen Systeme gedrängt, oder, um es anders zu sagen, wenn die Relationen den Relata vorausgehen, dann wird Wesentliches in die techno-ökonomischen Umstände verlagert, in die Dividuen nun fast nahtlos integriert werden. Dies betrifft wiederum auch den Aspekt der Integration von Dividuen in eine Klasse, die sich durchaus als Quantum-Klasse begreifen lässt.[2]

Deleuze/Guattari beziehen ihr Konzept der maschinischen Indienstnahme schließlich doch recht vage auf die Kybernetik und die Wissenschaften der Automation, im engeren Sinne auf das Operations Management oder die Governance aller Komponenten eines maschinellen Systems.[3] Die maschinische Indienstnahme ist zu verstehen als ein Modus der Verschränkung, des Anschlusses und der Kopplung, ja sogar des Verschmelzens von je schon biologisch geteilten Dividuen mit Maschinenkomplexen, die die Kontrolle und Regulation von Dividuen operationalisieren, wobei diese Art der Kopplung in der Tendenz ohne Repression oder Ideologie funktioniert, vielmehr der Techniken der Modulation und des Modellierens bedarf, um eine funktionsfähige Interpenetration zwischen Menschen und Maschinen zu garantieren. (Lazzarato 2014: 55ff.)  Während die Disziplin auf der hierarchischen Beobachtung durch eine bestimmte Architektur beruht, ist die Modulation im Kontext der Computermodellierung oder Simulation zu verstehen. Es spielt keine Rolle, wo man angeschlossen ist, solange man eben verbunden ist. Die Modulation ein ständiger, sich verändernder Mensch-Maschine Prozess, der weder einen klaren Anfang noch ein Ende hat, wobei das Produkt der Modulation weniger eine Form hat als selbst ein Fluss ist. Auch Baudrillard spricht davon, dass es nicht mehr darum gehe, einen Körper zu haben, sondern an zum einen seinen Körper angeschlossen sein, zum anderen ihn an Maschinen anzuschließen. Diese geben in der Interkation ein Feedback, das man nun auch vom Körper erwarten kann.

Im Modus der maschinischen Indienstnahme fungiert die Person nicht länger als ein unternehmerisches Subjekt (Humankapital oder Unternehmensform), sondern sie ko-existiert mit den Maschinen als deren funktionales Teil oder sie ko-variiert mit den Maschinen als eine variable Komponente der noch weitaus variableren maschinellen Gefüge. Tatsächlich wird der Mensch zu einem Maschinenteil, das mit andren Maschinen in einem Netzwerk verbunden ist.  Die maschinellen Gefüge sind eben auch als Subjektivierungsmaschinen aufzufassen, welche die interpersonalen Beziehungen der Subjekte untereinander, die Familienkomplexe und die Teilhabeformen an den digitalen Medien funktionalisieren. Guattari verweist in diesem Kontext schon früh auf die Funktionsweisen der modernen Finance, auf Massenmedien und computergestützte Dispositive, aber auch auf die Referenzuniversen der Musik und auf Universen, die sich im Augenblick des Schaffens jenseits der chronologischen Zeit ausdrücken, und zwar als Singularitäten – es geht hier immer schon um technisierte Komplexe, die man als nicht-menschlich bezeichnet oder die das Menschliche an maschinelle Semiosen ankoppeln, an Ritornelle. (Vgl. Guattari 2014: 18)

Im Kontext der sozialen Unterwerfung bleibt das Individuum auf externe Objekte (Maschinen, Geld, Kommunikation) angewiesen, die es als Mittel oder Medium gebraucht, und dies im Rahmen einer humanen Subjekt-Objekt Logik. Im Modus der maschinischen Indienstnahme, den Deleuze/Guattari als eine unterschiedene und zugleich als eine der sozialen Unterwerfung komplementäre Logik einführen, braucht man sich hingegen nicht länger um die Dualismen des alten erkenntnistheoretischen Humanismus zu kümmern.[4] Denn die Funktionsweisen der maschinischen Indienstnahme kennen nämlich keine wesentliche Unterscheidung zwischen Menschen und Maschinen, zwischen humanen und nicht-humanen Agenten oder zwischen Subjekt und Objekt, Natur und Kultur etc. Es ist jetzt dringend angeraten, anstatt von Individuen von »Dividuen« zu sprechen, die der Maschine benachbart sind oder an sie angrenzen, ja vielmehr noch, die Dividuen und die maschinellen Komplexe bilden qua der Modi der Verkopplung, Verschränkung und Verschmelzung einen maschinellen Apparat (Verdichtung von materiell-semiotischen Praktiken), ein maschinelles Agencement. Es geht hier um eine spezifische Setzung eines Verhältnisses oder einer Relation, die mit dem systemtheoretischen Begriff der »Interpenetration« nur unzureichend benannt ist, aber auch die Rede vom Anhängen oder vom Anschluss des Menschen an die Maschine trifft den Sachverhalt nicht ganz. Es geht bei der maschinischen Indienstnahme immer stärker um die Umhüllung des Dividuums durch ein maschinelles und relationales »Environment«, das heißt einer spezifischen Ko-Variation, aber auch einer Abhängigkeit der Dividuen von den Maschinen, qua Teilung, Integration und Fusion, um einen maschinischen Magnetismus und dessen Anziehungskraft, die kombiniert mit einer dezentralisierten Überwachungskraft, egal ob sie von Smartphones oder NSA-Netzen ausgeht, die humanen Akteure unaufhörlich in Netzwerke, Clouds und maschinelle Apparaturen regelrecht hinein-saugt. Gerald Raunig spricht an dieser Stelle vom allgegenwärtigen Zugang zu den Datenzapfstellen, deren Protokolle und Ordnungen weitgehend unsichtbar bleiben.


[1] Aus der Perspektive der modulierenden Macht gibt es keine Individuen, sondern nur Codemuster, Codeströme. Die modulierende Macht produziert oder bewirkt kein Objekt. Ähnlich wie Leibniz’ Mathematik hat die modulierende Macht die Variation als Ziel, womit sie eine reine Funktionalität besitzt, als ob sie eine Familie von Kurven dekliniert, die von Parametern gerahmt sind, die untrennbar mit einer Reihe von möglichen Deklinationen oder einer Fläche mit variabler Krümmung sind. Die modulatorische Kraft bewirkt ein bestimmtes Muster eines Codes und antizipiert dann dessen mögliche Fortsetzungen auf derselben Linie. Die Kontrolle, die im Kontext der modulierenden Macht stattfindet, ist nicht etwas, auf das ein Subjekt sein Verhalten positiv oder negativ anpassen kann, weil es vollständig antizipiert wird. Die Kontrolle, insbesondere im Fall der Gentechnik, hat bereits stattgefunden, bevor ein Subjekt entsteht. Es handelt sich schließlich um ein Objekt. Man ist immer schon vorbereitet oder vorbestellt. Bei der Modulation, mit anderen kann die Kontrolle subtiler erscheinen und sich sogar als Wahl präsentieren, aber in Wirklichkeit ist die Kontrolle heimtückischer und totaler und als die der Disziplin. In diesem Zusammenhang ist die Form der Kontrolle im Kontext der modulierenden Macht eher in der Natur einer Programmierung und Antizipation von Abläufen innerhalb eines turbulenten Systems zu verstehen.

[2] Das Bild von zwei sozialen Klassen hat einen »newtonischen« Aspekt, aber mit dem Quantentheorie erfahren die Klassen eine Desintegration insofern, als es nun unmöglich wird, ihre Mitglieder, die stets auch Dividuen sind, nur anhand ihrer Klassenzugehörigkeit oder rein durch ihre Proletarisierung zu bestimmen, das heißt, es ist unmöglich, ihre Positionen zu einem bestimmten Zeitpunkt in nuce zu bestimmen, ähnlich wie die Position des Elektrons immer mit Unbestimmtheit verbunden bleibt. Wir müssen nun im Sinne der Prävention vorhersagen, wo  die Dividuen sein könnten. Das Individuum wurde lange Zeit wie das Atom (das kleinste Stück Materie) als unteilbar betrachtet, und diese Metapher hat die Sozialtheorie der alten Schule lange durchdrungen; sie hat den Menschen als atomar, als Individuum behandelt, als kleinstes unteilbares Element einer sozialen Formation. Wenn man von einer Deleuz’schen Quantenklasse spricht, dann sind dessen Mitglieder nun so teilbar wie ein Atom, das, wenn man es lapidar betrachtet, eher eine Relation als ein Teil ist, also eine spezifische Zusammensetzung von Teilen. Deleuze führt dann das Konzept des Dividuums ein, d.h. des teilbaren Teils einer sozialen Gruppe, das hinsichtlich der Perspektive der sozio-politischen Maschinerie viele verschiedene, zerbrochene Identitäten besitzt. Für die kapitalistische Maschinerie sind wir Sozialversicherungsnummern, Steuernummern, medizinische Nummern, Versicherungsnummern etc., das heißt, wir sind kategorisierbare Konsumenten und hypothetische potenzielle Zuschauer und so weiter, wir werden sowohl gesehen als auch behandelt, als ob wir mehrere verschiedene Dinge auf einmal wären, und zwar in Relation mit verschiedenen Maschinen, die mit uns »sprechen«, als ob wir eine Vielzahl von geteilten Identitäten wären.

Mit der Quantentheorie wird die Identität und der Mensch als Individuum zunehmend fragil, das Subjekt gerät zum Superjekt/Dividuum, das sich vor allem durch Verschränkung auszeichnet – verschränkt mit anderen Dividuen, mit Techniken und Gadgets, mit der Bewegung des Wassers in unseren Ökosystemen, verschränkt mit der geopolitischen Maschinerie, mit schwarzen Löchern, die Millionen von Jahren entfernt sind, verschränkt mit Krisen, die Millionen von Jahren zurückliegen. Die Mitglieder einer Quantenklasse sind Dividuen, die zunächst durch Gewohnheitskonfigurationen bestimmt sind, wobei die Kontrollgesellschaft den sozialen Status jeder Person durch spezifische Zugänge, die sie ihr gewährt, definiert. Wird diese Klasse dann praktisch, dann muss sie als ein konvulsivisches und zeitliches Feld gesehen werden, von dem jede Person manchmal ein Teilchen ist und manchmal nicht – wir können dann heute vielleicht eine Art vorübergehender Klasseneinheit in einem Riot finden.

[3] Ein technologisches System managed Variablen wie Temperatur, Druck, Kräfte, Geschwindigkeit, Output etc., um die Kohäsion und das Gleichgewicht des Systems in Hinsicht auf die Funktionalität des Ganzen zu garantieren. Deleuze/Guattari haben hingegen ein Konzept der abstrakten Maschine entwickelt, in dem die Maschinen weder rein funktional noch als Universalien auftauchen, vielmehr sind sie unter dem Aspekt der realen Montage von verschiedenen Ebenen, welche die Maschinen durchqueren, als reale Potenzialmaschinen zu begreifen. 

[4] Wenn sich in der wissenschaftlichen Erkenntnis Theorie und Fakten so aufeinander beziehen, dass eine Isomorphie ihrer Kategorien als Wahrheit hergestellt wird, dann zeigt das Resultat, dass sowohl im theoretischen Subjekt als auch im faktischen Objekt etwas als identisch vorausgesetzt wird. Hegel nannte dies den »objektiven Geist«. Er glaubte fälschlicherweise, dass der Prozess der Begriffsbildung sich vollständig im Erkenntnissubjekt befindet, das aus sich die Struktur der Wirklichkeit dialektisch deduzieren könne. Der Ort der Vermittlung von Theorie und Fakten kann aber auch nicht als Gegenstand objektiviert werden kann. Man kann die Relation zwischen Subjekt und Objekt nicht zu einem Gegenstand/Objekt machen, ohne das Subjekt ganz zu eliminieren. Noch kann man sie eben auf das Subjekt a priori reduzieren. Erkenntnisprozesse finden an einem sozialen Ort statt, in dem Subjekt und Objekt konstituiert werden, man ist mittendrin in jenem Worin, das sich für das Subjekt aus der Erfahrung im sozialen Prozess erschließt. Der soziale Prozess ist der Nicht-Ort, aus dem Subjekt und Objekt stets neu hervorgehen.

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