Brassier, Abstrakte Maschinen und Tausend Plateaus

Deleuze/Guattari haben ein Konzept der abstrakten Maschine entwickelt, in dem die Maschinen weder als Universalien noch als Ideale auftauchen, vielmehr sind sie unter dem Aspekt der Montage, der Transformation und der Kombination von Verbindungen auf einer Konsistenzebene zu begreifen (nichtformalisierte Funktionen und nicht-geformte Materien), welche die abstrakten Maschinen durchqueren. Sie spielen nur insofern eine Pilotenrolle, als sie der konkreten Realität weder vorausgehen noch diese repräsentieren, sondern von ihr umhüllt werden, und eine die Realität dekonstruierende Funktion besitzen. Deleuze/Guattari schreiben: »Eine abstrakte Maschine an sich ist nicht physisch oder körperlich, und auch nicht semiotisch, sie ist diagrammatisch […]. Sie wirkt durch Materie und nicht durch Substanz, durch Funktion und nicht durch Form. […] Eine abstrakte Maschine ist die reine Materie-Funktion – das Diagramm, unabhängig von Formen und Substanzen, von Ausdrücken und Inhalten, die es verbreiten wird« (Deleuze/Guattari 1992: 195). Auf der Konsistenzebene der abstrakten Maschine geht es um die reale Kombinatorik (Deterritorialisierung) von nichtformalisierten Funktionen und nichtgeformten Materie-Energien, sie besitzt die Funktion, direkt auf der Ebene des Materiellen zu operieren. Es steht allerdings, gerade im Hinblick auf eine vitalistisch inspirierte Materialismus-Debatte, deren Begründer Deleuze/Guattari angeblich sein sollen, außer Frage, dass die beiden Autoren ihren Materie- und Funktionsbegriff auch auf sozio-ökonomische und politische Prozesse rückbeziehen, auf konkrete Aussagegefüge und reale Maschinen. Guattari schreibt: »›Am Anfang‹ der Aussagegefüge findet man weder das Wort noch das Subjekt noch das System oder die Syntax […], sondern man findet Elemente von Semiotisierung, Subjektivierung, Bewusstseinsproduktion, von Diagrammatismus und abstrakten Maschinen« (Guattari 1979: 43). Der Begriff des Diagramms lässt sich vom Begriff der abstrakten Maschine überhaupt nicht trennen, deren Effekte Deleuze folgendermaßen beschrieben hat: »(Sie) wirbelt unaufhörlich die Materien und die Funktionen so durcheinander, daß sich unentwegt Veränderungen ergeben« (Deleuze 1987: 53). Demzufolge sind abstrakte Maschinen mehr als nur operative, virtualisierte und virtualisierende Modelle, die stets in konkreten Maschinengefügen aktualisiert werden können und die jeweiligen Relationen, Komponenten und Teile der konkreten Maschinen und deren zeitliche Prozesse konstituieren. Die Drehungen der Ströme und Wirbel, ihren Turbulenzen hat hier das Absolute einer intensiven Qualität als Realität. Von vornherein, das hat auch Hans-Dieter Bahr gezeigt, lassen solche Maschinen selbst unter Berücksichtigung der vier Kausalitäten nach Aristoteles (materialis, formalis, finalis und efficiens) keine vereinheitlichenden Beschreibungen zu, die auf eine naive Kausalität und ein einheitliches Zusammenwirken der Maschinen hindeuten könnten. Dabei sind die abstrakten Maschinen stets von konkreten Gefügen umhüllt. »Denn eine richtige abstrakte Maschine bezieht sich auf das gesamte Gefüge: sie lässt sich als Diagramm des Gefüges definieren. Sie ist nicht sprachlich, sondern diagrammatisch und supralinear. Der Inhalt ist kein Signifikat und der Ausdruck kein Signifikant, sondern beide sind Variablen des Gefüges« (Deleuze/Guattari 1992:127

Die abstrakte Maschine wirkt einerseits als Diagramm gliedernd, andererseits durchbricht die abstrakte Maschine die Gliederung und Stratifizierung. In der einen Richtung bildet die abstrakte Maschine als Diagramm das Muster der Umhüllung und der Entfaltung in einem Begriff, in der anderen Richtung das Muster einer Auflösung oder Stabilisierung loser Zusammenhänge. Das Diagramm besitzt weder Substanz noch Form und weder Inhalt noch Ausdruck haben, Es ist eine Ausdrucksform, also das Prinzip der Erzeugung und Auflösung von Form.

Greifen nun mehrere solcher abstrakten Maschinen ineinander oder übersetzen einander, so ist daran meistens eine Art Plan enthalten, der allerdings keine hypothetischen, sondern stets faktische Möglichkeiten bereithält, die sich u. U. zu algorithmischen Funktionen verdichten können. Auf der Ebene des Maschinellen bezeichnet das Diagramm  die Art und Weise, wie Maschinen geordnet, rhythmisiert und organisiert werden, um sich anschließend an andere Maschinen anzukoppeln und damit selbst Konsistenz herzustellen, dies z. B. im Sinne der von Abel und Galois konzipierten mathematischen Gruppentheorie, einer Konfiguration von Feldern mittels sukzessiver Adjunktion von symmetrischen Objekten, die also einer Verknüpfung entspringt, welche durch die zeitlichen Nacheinander-Ausführungen von Symmetrien gegeben sind. (Vgl. Deleuze 1992a: 231) Dennoch wäre es falsch, das Diagramm lediglich als Zeichnung, Plan oder als (problematische) Struktur zu begreifen, vielmehr beinhaltet es schon im Keim eine (materielle) Anordnung von Strukturalität, bspw. direktionale Vektoren, die eine rhythmische Entwicklung in Gang zu setzen vermögen, und zwar diejenige der Entfaltung/Zusammenfaltung einer Maschine selbst, die sich durch die Zeit als (Ereignis) hindurch bewegt: das Vektorraum-Werden der Maschine und ihrer Singularitäten innerhalb eines differenziellen topologischen Feldes, wobei das Feld der direktionalen Vektoren sowie die Attraktoren die »virtuellen« Trajektoren (der Kurven) definieren, von denen niemals alle aktualisiert werden. Um das Diagramm einer Maschine zu konstruieren, gilt es somit die faktischen Möglichkeiten zu berücksichtigen, wie, wann und wo eine Maschine ihre Transformationen und Modulationen durchführt, wobei man jede ihrer Komponenten als eine mathematische Variable anzuschreiben vermag: die Dimensionen (Attraktoren, Vektoren, Trajektoren) eines rein topologisch konstruierten Raumes, in dem jeder singuläre Punkt (Punkte, mit denen die Kurven ihre Richtung verändern) durch Dimensionen (von durchschnittlichen Punkten, objektiven Zonen der Unbestimmtheit) »definiert« wird, die ein partikulares oder mögliches Stadium der Maschine repräsentieren; empirische Studien mögen in diesem Zusammenhang dazu dienen, die verschiedenen Trajektoren eines Systems zu bestimmen, die einem bestimmten Pfad im topologischen Phasen- oder Vektorraum entsprechen. Diagramme wären also in diesem Sinne als topologische Vektor-Räume zu verstehen, denen immer spezifische Problematiken und Potenziale angehören, die wiederum durch bestimmte Dimensionen (Attraktoren, Trajektoren, Bifurkation) in einer singulären Situation beeinflusst werden können. Die Ergebnisse von nicht-linearen Prozessen schreibt man, werden sie in einem Diagramm zusammengefasst, nicht als gerade Linien, sondern als Kurven an, was wiederum auf nicht-kausale Zusammenhänge verweist. Dagegen scheinen heute gerade eine Vielzahl der aktuellen, numerischen und hyperstabilen Maschinen, welche von machtvollen Attraktoren dominiert werden, ständig dazu zu tendieren, grausame Mechanismen der Erstarrung auszubilden, um etwaige Störungen oder Irritationen abzuschwächen, sodass man wohl sagen müsste, dass das Diagramm immer aleatorische und determinierende Strukturen zugleich besitzt, wie etwa die einer Markov-Kette. Diese dient Deleuze/Guattari dazu ein Verhältnis zweier Ketten zu beschreiben, das durch  eine gemeinsame Organisation gekennzeichnet ist, ohne eineinheitliches oder regierendes Prinzip zu fordern, das systematische Gemeinsamkeiten sichert.

Gehen wir im Kontext eines Aufsatzes von Ray Brassier noch genauer auf die Zusammenhänge ein. Brassier geht bei Deleuze/Guattari, was die Schrift Tausend Plateaus anbetrifft, von einer neuen Bestimmung des Abstrakten aus, die darin bestünde, dass im Zuge eines neuen Praxisbegriffs man davon sprechen könne, dass das Abstrakte vom Konkreten umhüllt werde und es der konkreten Regeln bedürfe, um zum Abstrakten zu gelangen, zu einem Ungeformten und Destratifizierten, das aber durchaus positiv zu bestimmen sei und sich durch die Merkmale einer Konsistenzebene auszeichne (Zeichen-Partikel, Intensitätskontinuen und deterritorialisierte Strömungen werden auf ihr verteilt). (Brassier 2022: 81) Brassier spricht hinsichtlich des realen Prozesses der abstrakten Maschine, mit der Konsistenz hergestellt wird, von einer Kartierung, die Sagen und Tun vereinigt; im Zusammenspiel von Theorie und Praxis wird diese Ebene mittels ganz konkreter Regeln, die das Abstrakte in Gang setzen, hergestellt. Es geht hier um eine performative, experimentelle und maschinische Praktik, mit der die Ebene der traditionellen Repräsentation verlassen wird und das Reale der Konsistenzebene im Produktionsprozess ohne jeden teleologischen Aspekt neu kartiert und eben nicht kopiert wird. (Ebd.: 83) Die konkreten Schichten und Gefüge, von denen ausgegangen werden muss, da sie ja die abstrakten Maschinen umhüllen, müssen von diesen zugleich des-organisiert, de-stratifitiziert und de-subjektiviert werden. Die Konsistenzebene hält dann noch genug von den Schichten zurück, wenn sie ihnen Variablen entreißt, die wiederum auf der Ebene als eigene Funktionen operieren, und zwar als Torsion der oben genannten Elemente der Konsistenzebene. (Deleuze/Guattari 1992: 98) Die stratifizierten Funktionen der Schichten müssen also deformalisiert und der Torsion einer absoluten, wirbelnden Bewegung (Deterritorialiserung) in einem glatten Raum zugeführt werden. (Brassier 2022: 86) Mittels der Operation oder den Prozessen der Deformalisierung wird also auf der Konsistenzebene die Kontinuität der Intensitäten, die Emission von Zeichen-Partikeln und die Konjunktion von Strömen sichergestellt.

In seinem Buch zu Foucault hat Deleuze schon angedeutet, dass mit der Produktion des Realen ein spezifisches Verhältnis von Sagen und Tun impliziert ist, was Brassier aufnimmt, um die Wichtigkeit insbesondere des Tuns hervorzuheben, wenn es um die Produktion der Konsistenzebene geht. Dabei ist die destratifizierende Praktik der abstrakten Maschine immer inmitten einer organisierten, stratifizierten und subjektivierten Umgebung von konkreten Gefügen angesiedelt, die es gerade unter diesen Gesichtspunkten (Organisation, Stratifizierung und Subjektivierung) zu dekonstruieren gilt. Die Konsistenzebene entreißt den Schichten und Gefügen also bestimmte Variablen, um sie als destratitifizierte Partikel, Ströme, Zeichen und Intensitäten operieren zu lassen, wobei dies nur mittels konkreter Regeln geschehen kann, mit denen stratifizierte Funktionen jeweils deformalisiert und einer absoluten Bewegung/Deteritorialisierung ausgesetzt werden können. (Ebd.: 86) In diesen Bewegungen verbinden und differenzieren sich die Körper in einem glatten Raum der Konsistenzebene. Abstrakte Materie ist daher immer ungeformt und destratifiziert.

Für Brassier ist die ontologische Theorie der Stratifikation (die mit der Destratifizierung der abstrakten Maschinen ver-dreht wird) als die Theorie einer Selbstorganisation der Materie für die Tausend Plateaus zentral, wobei diese Selbstorganisation als die reale Autoproduktion der Realität zu verstehen ist (inklusive ihrer Repräsentationen), und dies jenseits der sonst von Deleuze bevorzugten Spaltung zwischen virtuell und aktuell. Dabei greift Brassier auf die doppelte Gliederung von Inhalt und Ausdruck zurück, die jede Stratifikation, jede Ordnung und Struktur bedingt. Inhalt (Materie) und Ausdruck (Sprache) besitzen jeweils eine Form und eine Substanz, haben also jeweils ihre eigene Formbestimmung und Substanz, sie sind unter diesem Aspekt als voneinander unabhängig und heterogen zu betrachten. Somit kann ein Ausdruck keine Repräsentation eines Inhalts sein, und seine Funktion besteht nicht einfach darin, einen Inhalt zu beschreiben.

Auf der physikalischen Ebene ist der Inhalt durch die Aneinanderreihungen von molekularen Einheiten gekennzeichnet, die formal koordiniert werden. Der Ausdruck hat als Inhalt kompakt-funktionale Strukturen und molare Zusammensetzungen, die von den sie überlagernden Strukturen formalisiert werden, Substanz und Form des Ausdrucks. Brassier fasst zusammen: »Stratifizierter Inhalt ist geformte Materie; stratifizierter Ausdruck ist strukturierte Funktion« (ebd.: 89). Die beiden aufgegliederten Segmente des Inhalts und des Ausdrucks sind Ursprung der realen physikalischen, biologischen und sozio-ökonomischen Strata und Strukturen. In diesen Strata wird der Materie in Hinsicht ihrer drei Formationen immer eine bestimmte Funktion zugeschrieben, während der Funktion in Hinsicht auf ihre molekularen und semiotischen Substanzen eine bestimmbare Form zugeordnet wird. Die jeweiligen Schichten spalten und verknüpfen zudem ihre Segmente, nehmen Einschnitte vor und verbinden wieder, und sind dabei je schon auf die ursprünglichen abstrakten Maschinen bezogen, die eine Isomorphie zwischen intelligiblem Ausdruck und sinnlichem Inhalt im Realen (nicht im Denken) auf ihre destratifizierenden Weisen herstellen. Konkrete Gefüge stratifizieren wiederum, indem sie Funktionen strukturieren und Materien formen, und damit immer eine jeweils abstrakte Maschine umhüllen.

Die abstrakte Maschine wird einerseits von einem Stratum umhüllt (z. B. die Technoshäre), dessen Komposition sie mit definiert, andererseits besitzt sie eine eigene Konsistenzebene, die sie ständig destratifiziert. Mit der Stratifizierung werden geformte Materien und strukturierte Funktionen verbunden, wenn aber die abstrakte Maschine destratifiziert, dann werden die ausdrückenden Funktionen und ausgedrückten Materien entkoppelt oder deformiert, sodass es nur noch reine Funktionen und Materien gibt. In den realen Prozessen der abstrakten Maschine sind also Stratifikation (Einheit der Komposition) und Destratifikation (Deformation von Materie und Funktion) nicht getrennt, vielmehr bedingen sie sich gegenseitig. Destratifikation impliziert hier die Artikulation nicht-formalisierter Funktionen mit einer formlosen Materie auf einer Konsistenzebene, und dies geschieht mittels asignifikanter Zeichen (Ausdruck) und heterogenen Intensitäten (Inhalt), wobei erstere Tensoren der Strata einsetzen, um unterschiedliche Grade von Intensitätsqualitäten auszudrücken, während letztere diese als Geschwindigkeit, Leitfähigkeit, Widerstand etc. anzeigen. Abstrakte Maschinen komponieren ein Variationskontinuum, in dem diskontinuierliche Differenzen und Grade von heterogenen Qualitäten verteilt sind und zu bestimmten singulären Phänomenen führen können. Abstrakt ist hier als eine Funktion der Variablen zu verstehen, wobei Quantifizierungen durch Tensoren eine Mannigfaltigkeit von nicht-metrischen Maßen nach sich ziehen, i. e. keine Zahlen als Einheiten, sondern heterogene Intensitäten wie Geschwindigkeit etwa.

Brassier spricht von einer neuartigen Synthese von nicht-formalisierten Funktionen und ungeformten Materien, wenn eine Art Diagrammatisierung stattfindet, mit der Zeichen, Ströme und Partikel auf einer Konsistenzebene ganz real qua Deformalisierung konstruiert und konjungiert werden. Das Diagramm treibt Ausdruck und Inhalt in die stärkste Deterritorialisierung hinein, sodass auf der Konsistenzebene Formen verschwinden und nur noch Funktionen übrigbleiben.[1] Für diese praktische (nicht kognitive) Komposition von Konsistenz, der Diagrammitisierung von ungeformter Materie und nicht formalen-Funktionen mittels von Tensoren,  den Operatoren der Verwirbelung von Zeichen und Strömen, sind wiederum Regeln, die hier einen optionalen Charakter haben, notwendig, die den Strata deformalisierte Funktionen entreißen –  es sind Planifikationen, konkrete Bewegungen des Abstrakten, die sämtliche Strata durchschneiden und ungeformte Materien, nicht-menschliches Werden und anorganisches Leben immer wieder neu komponieren. (Ebd.: 96) Diese Destratifikation eliminiert keinesfalls die Differenz von Performanz (Tun) und Kompetenz (Sagen), die zugleich aber verbunden bleiben. Dabei bleiben die Regeln, die für die Produktion von Konsistenz notwendig sind, optional (weder einem Zweck verhaftet noch kontingent) und spielerisch, das heißt jeder Zug verändert die Regeln; mit Regeln wählt man aus und sie werden als Fragen formuliert, eher als dass sie sofort Antworten geben. Wenn dann eine Auswahl getroffen wird, dann geben sie zum einen Antworten auf die Spezifizität des konkreten Gefüges und seine Territorialität, zum anderen auf die Aktionen der abstrakten Maschinen und ihren Grad der Deterritorialisierung.

Es sind aber nicht nur destratifizierende Praktiken, die Potenziale eröffnen, sondern stets auch die asubjektiven konkreten Gefüge, die sogar handeln (Praktik besitzt hier materielle und kognitive Operatoren), und zwar mittels präindividueller Kollektivitäten (inklusive der menschlichen Komponente), die Zeichen, Ströme und Codes einsetzen, um verschiedene Grade der Territorialisierung erreichen. Diese einschränkenden Bedingungen befähigen aber gleichzeitig die Akteure zur Destratifizierung der Akteure. Je mehr Verbindungen, Differenzierungen und Dimensionen der Konsistenz mittels von Regeln, die Differenzierungen hinsichtlich der Verbindungen und Dimensionen erlauben, hergestellt werden, desto gelungener die Ebene, die der auswählende Modus ist, auf dem neue Verbindungen, Differenzen und Schwellen rein im Inneren der Ebene erst stattfinden. Hier zeigt sich, dass Differenzen nicht in einem grundsätzlichen Gegensatz zu Verbindungen stehen, sondern sich mittels ihnen ausbilden, wie eben auch umgekehrt, sodass Deleuze/Guattari von transversalen Verbindungen sprechen können, die sich zwischen Differenzen ergeben. Keineswegs geht es um die Herstellung idealer Nur-Differenzen. Wenn die Relationen zwischen Differenzen ohne begriffliche Vermittlung auskommen, dann wird das Wesentliche in die Umstände verlegt, die nicht durch EST, sondern ET gekennzeichnet sind. Das ET verweist hier auf konnektive Synthesen und die Verkettung von Differenzen, die über die Teile hinausgehen und keine vorbestimmte Gesamtheit besitzen.

Die Ebene selbst verbindet die Dimensionen, durch die sie auch zusammengesetzt wird. Die maschinelle Diagrammatik verbindet zugleich nicht formalisierte Funktion und ungeformte Materie mittels der Konsistenzebene in einem realen Prozess des Sagen-Tuns und führt zu einem Realen der Konsistenz, das wiederum von konkreten Realitäten umhüllt wird, von Gefügen, die notwendig sind, um die Ebene zu komponieren, und daher von dieser untrennbar sind. Es ist aber nicht nur die kognitive Diagrammatik von uns, die auswählt, sondern auch die Ebene der abstrakten Maschine selbst, die mittels Regeln auswählt und sich damit konsolidiert. Wenn destratifiziert werden soll, dann kann dies nicht ohne die Stratifizierung geschehen. Die Gefüge des Stratifizierten und die abstrakten Maschinen des Destratifizierten scheinen sich nun in einem wechselseitigen Prozess der Austauschbarkeit zu befinden. Die Gefüge entscheiden, wie sie eben auch von den abstrakten Maschinen und der Konsistenzebene entschieden werden.


[1] Hinsichtlich der Form nimmt Deleuze zwei Gliederungen vor: Bei der ersten Gliederung betrifft der Inhalt metastabile Einheiten, die als Substanz ausgewählt und in eine statistische Ordnung von Verbindungen und Reihenfolgen gebracht werden, die die Form darstellt. Es handelt sich um eine Inhaltssubstanz und eine Inhaltsform. Die zweite Gliederung zeigt den Ausdruck an, wobei die Form der Substanz vorausgeht: Hier bestehe die Form im Aufbau von festen oder molaren Strukturen. Es handelt sich hier um eine Ausdrucksform und eine Ausdruckssubstanz. Während die erste Gliederung Wahrscheinlichkeiten verhandelt, geht es bei der zweiten Gliederung um Strukturen. Man stößt auf Deleuzes Begriff einer Strukturgenese, die die geformte Struktur auf genetische Bedingungen hin überschreitet, womit eine Art unbestimmter Form oder formloser Form denkbar wird.

Foto: Sylvia John

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