Die Verallgemeinerung der Reparationen

Moore/Patel haben es in ihrem neuen Buch nur vage angesprochen. Ist aber eine ganz konrete Forderung: Angesichts des Raubs, Plünderung und der Extraktion des Mehrwerts, die das Kapital seit dem Jahr 1492 vorgenommen hat, stellen die Subalternen nun Reparationsforderungen, ich denke, in der Höhe des Werts der derzeit auf dem Globus zirkulierenden Derivate: Das dürfte ungefähr eine Summe von 750 Billionen Dollar sein.

-Achim Szepanski

 

Ob ich eines Tages einen Preis dafür bekomme, die Stichwortgeber*in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Durchbrüchen gewesen zu sein?

Ich lege jedenfalls weiter nach: Die heute rund 1 Billiarde Euro an nerivativer Wertmasse, zusammengesetzt aus reellem, fiktivem und synthetischem ökonomischem Kapital, schießt alle bisherigen partikularen Reparationsdiskurse, von Holocaust-Überlebenden und ihren Nachfahren über vor allem asiatische “Trostfrauen” und ihre Nachfahren sowie das Jahrtausende alte Weltpatriarchat bis hin zum Kolonialismus und seinen neokolonialen Nachfolgekonstellationen, auf ein komplett neues Niveau, das nichts geringeres als eine equilibriumanische Neuverschaltung des Weltraums und der Weltzeit umsetzt, in der alle (negativen) Differenzen der Welt sich als in sich ungleiche Mengen in ein quasi-gleiches bzw. quasi-gleichgewichtiges Verhältnis zu allen anderen ungleichen Mengen setzen und ein phantomologisches Weltmarktun-/gleichgewicht eröffnen, indem sich nach und nach ebenso alle anderen Kapitalsorten – sprich: Gespenstersignifikanten – equilibriumanisch umsetzen und das gesamte Disversum vom antagonistischen Weltkrieg in eine agonistische Weltkooperation transformieren, die die Extraktionen des ökonomischen wie jedes anderen Kapitalgespensts zum Auf-, Rück- und Abschub eines jeden anderen Kapitalgespenstes machen, so dass das ökonomische Kapitalgespenst nur noch eins unter unzählig weiteren bleibt. Gespenst unter Gespenstern. “Reparation” gerät somit zum Ur-Gramma jeder Auto-thanato-bio-animo-techno-sozio-non-graphie, welches die dekonstruktive Ex-Appropriation der Trauerarbeit zur nekonstruktiven Ex-Expropriation der Zwangsarbeit verwandelt. Oder um es anders auszudrücken: Der spektrale Kampf – “Klassenkampf” aller Kapitalsorten, Kampf aller Gespenster, Auseinandersetzung aller Differenzen – zwischen hegemonialer Weltäquivalenzkette und subalterner Weltäquivalenzkette befriedet sich dergestalt durch einen Schlag der letzteren gegen die erstere, welche einen Fall beider zur Folge hat und aus dem ehemaligen Verhältnis von hegemonialer und subalterner Weltäquivalenzkette ein Verhältnis entstehen lässt, das nur noch aus subalternen Weltäquivalenzketten besteht, in denen sich die Dekonstruktion als Nekonstruktion in der De-/re-/produktion der Masse (des Nichts) und für die Masse (des Nichts) einen gigantischen Automationsschub gegeben hat. 

Das ist die postdekonstruktive, da nunmehr nekonstruktive Aufarbeitung der historischen Giganta des Gleichgewichts des freien Marktes in der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft, der gleichschwebenden Aufmerksamkeit der freien Assoziation in der Psychoanalyse und des Kommunismus der freien Arbeiter*innenassoziationen in der Gesellschaftswissenschaft, denen so alle Präsenzmetaphysik wie alle Abszenzmetaphysik ausgeschlagen wird.

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