Erfolgreiche Krisenbewältigung?

Im Frühjahr 2023 waren ernsthafte Anzeichen einer Bankenkrise zu beobachten, deren prominenteste Opfer die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse waren. Diese wurde zwar vorläufig bereinigt, ohne dass jedoch von einer Stabilität des Finanzsystems gesprochen werden kann.  Die Interventionen der US-Regierung nach der Insolvenz Silicon Valley Bank, sollten der Stabilisierung der Banken dienen. Alle Bankeinlagen sollten in unbegrenzter Höhe abgesichert werden, um sog. Bankruns zu verhindern. um sich andeutende Bankruns bei weiteren Geldhäusern, bei denen panische Die Fed generierte 143 Milliarden Dollar, die über bestimmte Gesellschaften der Absicherung der Kundeneinlagen bei der Silicon Valley Bank dienten. Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, vergab die Fed 152 Milliarden US-Dollar an gefährdete Banken. Im Rahmen des Krisenprogramms „Bank Term Funding Program“ wurden im März weitere 54 Milliarden Dollar verliehen. Zudem konnten Banken ihre in der Hochzinsphase im Preis fallenden Staatsanleihen zum Nennwert als Sicherheiten hinterlegen. Die Interventionen hatten im März den Umfang von ca 300 Milliarden Dollar.

Hinzu kam die Ausweitung der Swap-Geschäfte durch die westlichen Zentralbanken, bei denen Banken mit der US-Dollars ausgestattet werden. Man ging von der wöchentlichen zur täglichen Ausgabe über Swap-Geschäfte täglich zu organisieren, um Liquiditätsengpässe im Finanzsystem zu verhindern. Die Strategien einer global koordinierten Liquiditätszufuhr, die auch in der Covid19-Krise eingesetzt wurden, schienen zu wirken.

Diese Art des Quantitative Easing scheint im Widerspruch zur strafferen Zinspolitik (Leitzinserhöhungen) der Fed und der EZB sowie der Reduzierung von deren Bilanzen zu stehen, Maßnahmen, die der Bekämpfung der Inflation dienen sollten. Im Mai lag der Leitzins in der EU bei 3,75 Prozent, und in den USA bei 5,25 Prozent. Obgleich die Inflationsraten tatsächlich gesunken sind, ist es fraglich, ob dies mit der Zinspolitik der Zentralbanken erreicht werden kann. Um die Inflation einzudämmen, wurden auch die Aufkaufprogramme von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren reduziert.

Die Fed befindet sich in einem Dilemma: Wenn sie die Geldpolitik zu sehr strafft und die Zinssätze zu schnell anhebt, könnte dies dazu führen, dass die Kosten für die Aufnahme von Krediten ansteigen, sodass die Neuinvestitionen in Technologien zurückgehen, die kreditierte Nachfrage der Konsumenten nach Produkten ins Stocken gerät und es zu einem allgemeinen Konjunktureinbruch kommt. Wenn die Zentralbank jedoch nicht handelt, das heißt, ihre Geldspritzen nicht reduziert und die Zinssätze nicht erhöht, dann ist die hohe Inflation möglicherweise nicht vorübergehend. Obgleich allein mit einer Erhöhung der Zinssätze die Inflation auch nicht bekämpft werden kann. Es sollte inzwischen hinreichend klar sein, dass jedes Geldschöpfungsprogramm, das zur Stützung des Finanzsektors dringend erforderlich ist, in Verbindung mit der Inflation zu einer weiteren Erosion der Kaufkraft führen kann, sodass neue kreative Methoden zur Kontrolle der verarmten Massen erforderlich werden. Die Alternative zum Szenario des billigen Geldes wäre, dass die Zentralbanken die Zinsen so lange erhöhen, bis die Marktblasen platzen. Das Ergebnis des Delirierens im Dilemma ist, dass die Fed mittelfristig nach einem Mittelweg suchen muss. Längerfristig sollen die Bilanzen der Zentralbanken reduziert werden.

Es gibt eine Korrelation zwischen dem US-Aktienindex S&P 500 und den Bilanzsummen der Fed.  Der Aktienboom wurde durch das Quantitative Easing befördert, bis im Frühjahr 2023 die Bilanzen schrumpften, während die Aktienmärkte eine Erholungsphase erfuhren. Man kann zudem eine Ambivalenz der Hochzinspolitik feststellen. Hohe Zinsen destabilisieren das Finanzsystem, vor allem auch in der Peripherie, während sie zu Kapitalzuflüssen in die Zentren führen.

Bei der Krisenbekämpfung kann die Rolle einzelner Großbanken nicht das zentrale Thema sein. Schon im J020 zeigte sich bei Ausbruch der Pandemie, dass Schattenbanken, die oft viel schwächer kapitalisiert waren als Geschäftsbanken und keinen expliziten oder impliziten Zugang zu Zentralbankunterstützung hatten, angesichts der Marktvolatilität extrem anfällig für Krisen-Dynamiken waren. Gerade als private Intermediäre, darunter Hedge-Fonds und Hochfrequenzhändler sowie Wertpapierhändler, am dringendsten gebraucht wurden, um eine Flut von Verkäufen von Anlegern aufzufangen, zogen sich diese Unternehmen unisono zurück. Daran hat sich nichts geändert.

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