Bemerkungen zu Anwar Shaikh`s “Capitalism: Competition, Conflict, Crises” (1)

Der marxistische Ökonom Anwar Shaikh hat ein monumentales Buch geschrieben. Sein mehr als tausend Seiten umfassendes Werk Capitalism. Competition, Conflict, Crises ist alles andere als ein Lehrbuch und setzt Grundkenntnisse der Neoklassik, des Keynesianismus und der marxistischen Theorie voraus. Angereichert ist es zudem mit einem anspruchsvollen mathematischen Apparat, der sich allerdings alles andere als ein Selbstzweck erweist.

Auf den ersten Blick zeichnet sich die Geschichte der entwickelten kapitalistischen Welt durch ein stetiges Wachstum aus, was Lebensstandard, Produktivität und Welfare betrifft, und dies macht den Aspekt der Ordnung des ökonomischen Systems aus. Je näher man aber hinschaut, desto stärker trifft man auf Armut, Migration und Klassengegensätze, und dies markiert die Unordnung des ökonomischen Systems. Anwar Shaikh, der durch das gesamte Buch souverän zwischen neoklassischer, keynesianischer und postkeynesianischer und schließlich klassischer Ökonomie (zu dessen Befürworter er sich selbst zählt; Smith, Ricardo und insbesondere Marx) pendelt, resümiert zunächst die Positionen der ersten beiden Lehren hinsichtlich des Verhältnisses von Ordnung und Unordnung.

Die Neoklassik behauptet, dass das ökonomische System alle Preise für vergleichbare Güter, alle Löhne für vergleichbare Arbeit und alle Profitraten für vergleichbare Risiken angleicht. Alle verfügbaren Ressourcen werden genutzt inklusive der Fabriken, der Arbeit und des Equipments. Nur in Folge dieser je schon gültigen und etablierten Konzeption kann es zu Abweichungen kommen. Die heterodoxe, insbesondere die keynesianische Ökonomie, nimmt die entgegengesetzte Position ein. Anstatt des perfekten neoklassischen Wettbewerbs haben wir es hier mit dem unvollkommenen Wettbewerb zu tun. Anstatt Vollbeschäftigung registrieren wir Arbeitslosigkeit – Marktergebnisse erscheinen als konditional – sie sind von der Politik, den Chancen, der Geschichte und nicht zuletzt von der Macht abhängig, sei es Klassenmacht, oligopolistische Macht oder Staatsmacht. Was die Neoklassik als geordnete Patterns oder Muster begreift, das erscheint im Keynesianismus als kontingent und abhängig vom Spiel der Kräfte. Es gibt hier stets einen verhandelbaren Raum, um den Gap zwischen den aktuellen und gewünschten Ereignissen zu schließen. Was die Neoklassik mit der Wirkung der unsichtbaren Hand des Marktes verspricht, das will die keynesianische und postkeynesianische Ökonomie durch die sichtbare Hand des Staates erreichen. Für Shaikh besteht nun die Ironie genau darin, dass beiden Seiten darin übereinstimmen, die ökonomische Realität durch eine a-perfekte Brille anzuschauen. Während die Neoklassik von einer vollkommenen Ordnung ausgeht und Abweichungen als mögliche Modifikationen einer unterliegenden Theorie einführt, will die heterodoxe Ökonomie das perfekte Stadium nur für eine frühe Phase des Kapitalismus anerkennen, während unvollkommene Regeln die gegenwärtige ökonomische Welt beherrschen.

Shaikh erzählt eine ganz andere Geschichte, eine Ökono-Fiktion, die aber stets auf die Empirie bezogen bleibt. Ihm geht es um eine Theorie, die der realen Entwicklung des Kapitals vom ersten Moment bis heute angemessen ist. Das Objekt der Untersuchung ist weder das Perfekte noch das Unvollkommene, sondern das Reale. Deshalb müssen die von Shaikh entwickelten theoretischen Argumente sich permanent der empirischen Analyse stellen. Das ökonomische System des Kapitals erzeugt machtvolle und geordnete Muster und Patterns, die historische und lokale Partikularitäten transzendieren, das heißt sie kanalisieren die historischen Pfade der wichtigsten ökonomischen Variablen, wobei die gestaltenden Kräfte selbst Resultate bestimmter immanenter Imperative sind. Dabei geht es nicht darum, ahistorische Gesetze mit historisch kontingenten Ergeignissen zu konfrontieren, vielmehr existieren Agenten und Gesetze in einer multidimensionalen Struktur von Einflüssen, wobei die Struktur hierarchisch geordnet ist, das heißt bestimmte Kräfte wie das Profitmotiv machtvoller als andere sind. Die resultierende systemische Ordnung wird in-und-durch eine kontinuierliche Unordnung erzeugt, wobei die letztere der immanente Mechanismus der Ökonomie  ist. Wenn Ordnung nicht mit Optimum gleichgesetzt werden kann, so Unordnung nicht mit der Abwesenheit von Ordnung. Für Shaikh lässt sich eine große Bandbreite von ökonomischen Phänomenen durch ein kleines Set von operativen Prinzipien erklären, wobei aktuelle Ereignisse um die je sich schon bewegenden Zentren der Gravitation kreisen. Diese nennt Shaikh den systemischen Modus der turbulenten Regulation, dessen charakteristischer Ausdruck die Form der Wiederholung von Patterns annimmt.

Die turbulente Regulation und die Wiederholung von Mustern gelten als die gravitationalen Tendenzen des ökonomischen Systems. Es geht zum ersten um die Bestimmung von Warenpreisen, Profitraten, Lohnraten, Zinsraten und Wechselkursen. Diese Prozesse haben zwei Tendenzen: 1) Ausgleichende Tendenzen durch die rastlose Suche der Einzelkapitale nach monetären Vorteilen, deren nicht intendiertes Resultat in der Bereinigung der Differenzen besteht, die jen Suche wiederum motivieren. 2) Gestaltende Tendenzen, die den Pfad bestimmen, um den die ausgleichenden Bewegungen operieren. So lassen die ausgleichenden Tendenzen individuelle Löhne und Profitraten um den Durchschnitt gravitieren. Während die durchschnittliche Lohnrate von der Produktivität, Profitabilität und den Klassenkämpfen zwischen Arbeitern und Kapitalisten abhängig ist, sind die durchschnittlichen Profitraten von den Löhnen, der Kapitalintensität und der Produktivität abhängig. Diese Durchschnitte sind das Resultat der mikroökonomischen Projekte und Interaktionen der Einzelkapitale, wobei die Konkurrenz die entscheidende Rolle spielt. Beide Prozesse subsumiert Shaikh unter dem Begriff der realen Konkurrenz, bei der wiederum das Profitmotiv die zentrale Rolle spielt. Das zweite Set der gravitationalen Tendenzen umfasst die turbulente Makrodynamik des Systems inklusive seiner Prozesse des Wachstums und auch denen der Stagnation. Auch hier ist das Profitmotiv der dominante Faktor, der für die Regulation der Investitionen, des Wachstums, der Zyklen, der Beschäftigung und der Inflation verantwortlich in letzter Instanz ist.

Die Zentralität des Profitmotivs besitzt mehrere Implikationen. 1) Die Theorie des Profits und der Löhne. 2) Die Rolle der Profitabilität für den realen Wettbewerb, insofern alle Aspekte der Firmen betroffen sind, was zur Theorie des konkurrenzbestimmten Preises und der Theorie des endogenen technischen Wandels führt. 3) Zudem reguliert die erwartete Profitrate das Investment sowie das Wachstum und betrifft auch das Verhältnis von aggregierter Nachfrage und aggregiertem Angebot. Profit reguliert Angebot und Nachfrage.

Bezüglich der empirischen Evidenz seiner Position, wobei die Empirie nie aus einer Sammlung von präexistierenden Fakten besteht, merkt Shaikh an, dass die Theorie hier weniger durch Interpretation, sondern durch Repräsentation von empirischen Ereignissen interveniert. Shaikh gliedert sein mehr als 1000seitiges Buch in drei Parts auf: Die Grundlagen der Analyse, die Theorie des realen Wettbewerbs und die Theorie der turbulenten Makrodynamik. Jeder Part ist wiederum in fünf Kapitel aufgeteilt.

Im ersten Kapitel untersucht Shaikh zunächst die empirischen Evidenzen der langfristigen Muster der entwickelten kapitalistischen Ökonomien, und dies bezüglich des persistierenden Wachstums der Outputs, der Produktivität, des Profits und der Beschäftigung; Prozesse, die in und durch sich wiederholende Zyklen und periodisch große Depressionen stattfanden; er untersucht die sozial beeinflusste Relation von Löhnen zur Produktivität, den Einfluss des Staates auf die Unterbeschäftigung, die Wiederkehr der goldenen langen Wellen, die Implikationen des Wachstums bei den langfristigen Pfaden der Profitabilität, den turbulenten Ausgleich der Rentabilität durch alle industriellen Sektoren, die strukturelle Determination der industriellen Preise und schließlich die steigende Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung.

Danach beschäftigt sich Shaikh mit den entsprechenden methodischen Problemen. Die konventionelle Auffassung vom ökonomischen Gleichgewicht als einem Stadium der Ruhe wird durch die Auffassung von turbulenter Regulation ersetzt, bei der eine Balance nur durch sich wiederholende Unter- und Überschreitungen des Gleichgewichts erzielt wird. Dies wirft das Problem der Zeitlichkeit und der Nonlinearität der Prozesse auf, als auch die Frage, wie sich wiederholende Muster und Patterns über lange Zeiträume bestehen können, wenn sie doch aus einer Vielzahl von Prohjekten und Interaktionen der Einzelkapitale, die in soziale Strukturen und Kämpfe eingebettet sind, komponiert werden. Die neoklassische Antwort besteht in der Konstruktion eines unwandelbaren repräsentativen Agenten, der durch hyperrationale Wahl für bestimmte ökonomische Ergebnisse sorgt. Dabei haben alle Agenten einer Gruppe als identisch zu gelten. Nonlineares Verhalten taucht nicht auf. Es gilt für Shaikh nachzuweisen, dass aggregierte Ergebnisse emergente Eigenschaften besitzen, i.e. das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Gesetzesartige Muster können gerade deshalb aus heterogenen Einheiten – seien es Individuen oder Firmen, die mit verschiedenen Strategien und konfligierenden Erwartungen arbeiten – emergieren, weil makroökonomische Ergebnisse robust indifferent gegenüber mikroökonomischem Verhalten sind. Die neoklassische These vom repräsentativen Agenten, die besagt, dass individuelles Verhalten als rational modelliert werden kann, und dass aggregierte Outputs als das Verhalten eines repräsentativen, rationalen Agenten behandelt werden können ist falsch, bzw. sie gilt nur unter spezifischen, unwahrscheinlichen Bedingungen. Bezüglich der Konsumfunktionen müssten alle Teilnehmer identische Nutzenfunktionen und dasselbe Einkommen haben. Bezüglich der Produktionsfunktionen müssten alle Unternehmen  dieselbe Kapital-Arbeit-Ratio und dieselben Lohn- und Profitraten haben. Das ist unhaltbar. So muss man – gegen die Neoklassik die Mikroökonomie – durch die Makroökonomie fundieren. Es gilt bezüglicher gestaltender makroökonomischer Strukturen zu zeigen, wie sie operieren und zu welchen stabilen Aggregaten sie führen können. So kann das Konsumverhalten auf zwei gestaltende Strukturen zurückgeführt werden: Ein gegebenes Level des Einkommens, das die Wahl beschränkt, und ein Minimum des Einkommens, das für notwendige Güter benötigt wird. Entsprechend sind die Unternehmen von einer ganzen Reihe von gestaltenden Bedingungen abhängig, wie noch zu zeigen sein wird.

Die Diversität erzeugt hingegen statistische Verteilungen von Ergebnissen, wobei Durchschnitte durch soziale und ökonomische Strukturen realisiert werden. So kann bspw. das aggregierte Konsumverhalten (abwärts verlaufende Nachfragekurven, Elastizitäten bezüglich notwendiger Güter und Luxusgüter, die Nonlinearität der Engels-Kurve) ohne Referenz auf ein partikulares Modell des Konsumverhaltens abgeleitet werden.

Weiterhin untersucht Shaikh die Strukturen der sozio-ökonomischen Produktion. Die Neoklassik präsentiert den Austausch von Äquivalenten als das zentral organisierendes Prinzip, wobei die Produktion als Mittel eines indirekten Tauschs zwischen Gegenwart und Zukunft erscheint. Für Shaikh, der hier die klassische Position vertritt, benötigt die Produktion stets Zeit; sie geht dem Tausch der Produkte voraus. In der Produktion findet der Kampf um höhere Löhne und um die Verringerung der Arbeitsintensität statt. Shaikh kontrastiert diese Merkmale gegen die zeitlosen Input-Output Methodologien der meisten anderen ökonomischen Traditionen. Des Weiteren besitzt die Unterscheidung zwischen zirkulativem und fixem Investment große Bedeutung für die ökonomische Dynamik. Dabei geht es darum zeigen, wie die Nutzungen des Materials, des fixen Kapitals und der Arbeit auf die Länge und die Intensität des Arbeitstages bezogen sind (es gibt differente Levels der Nutzung), womit die neoklassische mikroökonomische Produktionsfunktion dekonstruiert wird. Die Einbeziehung von sozialen Komponenten zeigt an, dass man weder variable noch fixe Koeffizienten-Modelle, die ausschließlich technologische Bedingungen repräsentieren, voraussetzen kann. Die von Shaikh dargestellten Kostenkurven unterscheiden sich signifikant von denen der mikroökonomischen Lehrbücher. Die in der Neoklassik favorisierte U-Kostenkurve taugt nichts, vielmehr zeigen Kostenveränderungen von einer Ebene zur nächsten hohe Ausschläge in den variablen Kosten und scharfe Sprünge in den marginalen Kosten an. So kann ein gegebener Preis marginale Kostenkurven mehrmals durchschneiden, sodass die Regel p=mc keinen Hinweis auf den profit-maximalen Punkt der Produktion gibt.

Jedes Unternehmen antizipiert den Profit mit Blick auf den  Verkauf eines geplanten Produkts und zeitgleich den Kauf anderer Produkte, die als zukünftige Inputs dienen oder für die Konsumtion zur Verfügung stehen. Die Neoklassik behauptet nun, dass die individuelle Produktionsplanung vorzüglich mit sozialen Notwendigkeiten übereinstimme. Dieser Anspruch kulminiert im allgemeinen Gleichgewicht. Hingegen wird die turbulente Ordnung, die aus den realen Märkten emergiert, in-und-durch-Unordnung erzeugt, wobei Geld als der “allgemeine Agent” fungiert. Tausch sollte nicht mit reziproken Gaben verwechselt werden. Im Tausch versucht jede Partei mehr zu bekommen als wegzugeben. Eine einseitige Zahlungsverpflichtung (Steuern) sollte nicht mit Schulden verwechselt werden. Diese sind Tilgungsverpflichtungen, i.e. ein Rückfluss von Zinsen und Amortisationen. Barter ist die erste Form des Tauschs, indem er multiple Tauschrelationen und -raten zwischen Waren fundiert, wobei Geld genau dann auftaucht, wenn die Streuung des Tauschs so ausgeweitet wird, dass es notwendig wird, die vielen Tauschraten einer gegebenen Ware mit anderen Waren in eine einzige Rate und eine einzige Bezugsware zu konvertieren; bspw. kann Salz diese einzige Ware sein und alle anderen Waren innerhalb seiner Sphäre erhalten dann einen Salz-Preis. Diese exklusive Ware bezeichnet Shaikh  konventionell marxistisch als Geldware. Der Preis ist der monetäre Ausdruck des quantitativen Werts einer Ware.

Shaikh zeichnet die historische Entwicklung des Geldes nach, was ihn hin zu einem Statement über die drei Funktionen des Geldes führt: Recheneinheit, Wertaufbewahrungsmittel und Zirkulationsmittel. Für Marx gibt es zwei bestimmende Momente in der Determination des nationalen Preislevels: die wettbewerblich determinierten relativen Preise der Waren bezüglich einer historisch gewählten Geldware wie Gold, und der Preis der Geldware, der durch monetäre und makroökonomische Faktoren determiniert wird. Weiter untersucht Shaikh die Behandlung des Fiatgeldes in einem System mit einer Geldstandardware (Gold), und dies bezüglich Sraffas Behandlung der relativen Preise der Produktion. Was passiert aber, wenn das Fiatgeld nicht mehr an eine Geldware gebunden ist? Unter den Bedingungen des modernen Fiatgeldes wird dann das nationale Preislevel direkt von makroökonomischen und monetären Faktoren determiniert, aber anders als sich das die Keynesianer, Monetaristen und Postkeynesianer vorstellen.

Die Analyse von Profit und Kapital erfordert zunächst die begriffliche Definition des Kapitals und der Determination des aggregierten Profits. Selbst Keynes bezeichnet diesbezüglich die Marx`sche Formel G-W-G` eine als brauchbare Darstellung, um das Kapital zu identifizieren. Es geht beim Kapital nicht um die Qualität eines Dings, sondern um einen sozialen Prozess, in dem es operiert, um aus ihm vermehrt herauszukommen. Kapital wird auch nicht durch seine Dauer gekennzeichnet. Zirkulierendes Kapital mag nur wenige Tage, fixes Kapital aber Jahre im Produktionsprozess gebunden bleiben. Manche haltbaren Güter sind Teile des persönlichen Reichtums, wie etwa ein Auto, während sie für einen Automobilverkäufer als Kapital fungieren. Die Neoklassik vermischt Kapital und haltbare Güter, weil sie Kapital als den Reichtum definiert, der länger als ein Jahr hält. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung unterstützt die Neoklassik, insofern sie private Hauseigentümer als Personen behandelt, die ihre Häuser an sich selbst vermieten.

Weiter zeigt Shaikh, dass es zwei Quellen des aggregierten Profits gibt, wobei die erste sich auf den Transfer des Reichtums (merkantiles Kapital) und die zweite sich auf die Produktion neuen abstrakten Reichtums in der Form des Mehrwerts (industrielles Kapital) bezieht. Ein Surplusprodukt kann jedoch nur dann erzeugt werden, wenn die Länge des Arbeitstages diejenige Arbeitszeit übersteigt, die für die Reproduktion des durchschnittlichen Lebensstandards der Arbeiter notwendig ist. Der aggregierte Profit ist (unabhängig von den relativen Preisen) gleich Null, wenn das Surplusprodukt gleich Null ist. Positiv aggregierter Profit existiert nur, wenn Surplusprodukt und Surplusarbeit existieren, wobei hier eine Verdopplung des Preislevels lediglich zur Verdopplung der Kosten führt und damit die Höhe des Profits unberührt lässt. Im Fall eines gegebenen positiven Surplusprodukts kann dann eine Veränderung in den relativen Preisen den aggregierten Profit verändern. Profit bezieht sich dann zwar immer noch auf die Surplusarbeit, aber nun kommt die Zirkulation ins Spiel. Für Shaikh gibt es deshalb ein Transformationsproblem. In ganz klassischer, an der Arbeitswerttheorie orientierter Weise, erklärt Shaikh, dass die aggregierten Profite variieren, wenn man von sich von Preisen, die proportional zum Arbeitswert zu betrachten sind, hin zu Produktionspreisen bewegt. Und dasselbe lässt sich sagen, wenn man sich von Produktionspreisen, die immer theoretische Konstrukte sind, zu Marktpreisen oder Monopolpreisen hin bewegt. Zudem führt die Veränderung der relativen Preise der Waren zur Veränderung des Verhältnisses der Kreisläufe von Kapital und Revenue. Obgleich  die Wertsummen gleich bleiben, führen Veränderungen zu solchen der aggregierten Profite. Hier siedelt Shaikh auch den finanziellen Profit an. Wenn man die Profitrate als das Verhältnis zwischen monetärer Größe des totalen Produkts und den aktuellen Kosten für Material, Abschreibung und Arbeit anschreibt, dann handelt es sich um die reale Profitrate. Den Zähler oder Nenner durch einen gemeinsamen Preisindex zu deflationieren, berührt die Rate selbst nicht. Shaikh geht in den verschiedenen Appendixen auf die diversen Methoden zur Messung der Profitrate ein. Seine eigene Methode kommt im Unterschied zu konventionellen Messmethoden zum Ergebnis, dass in den USA die Maximum-Profitrate der Unternehmen seit 1947 ständig fällt, wobei der technologische Wandel auch die durchschnittliche Produktivität des Kapitals sinken lässt. Auch der operative Nettosurplus fällt von 1947 bis 1982 leicht, bevor er aufgrund der neoliberalen Politiken, die die Lohnrate senken, wieder zu steigen beginnt.

Foto: Bernhard Weber

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