Der Staat auf der hysterischen Suche nach terroristen

Wie die neuerlichen Aktionen gegen Mitglieder der „Letzten Generation“ zeigen, kommt der sich faschisierende Staat nicht ohne die Erfindung von Terroristen aus. Seine Maschinen der präventiven Kriminalisierung gründen auf der Konstruktion eines abstrakten und zugleich virtuellen Feindes, konkretisiert wiederum heute in der Figur des universellen Terroristen, der im sozialen Raum omnipräsent und zugleich nicht-individuell ist, einem Raum, der jetzt ein glatter Raum ist, sodass der Terrorist an jedem x-beliebigen Ort auftauchen kann, um sozusagen zum totalen Feind zu werden, der aber nicht durch eine exklusive Feindschaft übercodiert wird, sondern als eine univocale Figur gilt, die in zahllose Multiplizitäten von möglichen gleich feindlichen Figuren molekularisiert, geteilt und gestreut werden kann. Und letztendlich muss dieser Feind auch immer wieder identifiziert werden, jetzt in der „Letzten Generation“.

„Es ersteht ein phantomhafter Feind, der sich über den ganzen Planet ausbreitet, wie ein Virus überall einsickert und in sämtliche Ritzen der Macht dringt.“ (Baudrillard)

Die Definition eines diffusen, zerstreuten und ausschwärmenden Feindes taucht in der militärischen Literatur schon kurz nach den Ereignissen des Jahres 1968 auf. Und je weniger der Feind noch vorhanden ist, desto hysterischer muss er gesucht und wenn gefunden, dann eben vernichtet werden.

Da im Kontext einer Präventionspolitik unentwegt neue Risiken auftauchen können, muss der aktuelle Sicherheitsstaat eine paranoide Form annehmen, mit der die Sicherheit permanent verunsichert wird, um sie ständig neu politisch zu versichern. Dabei muss die Zukunft in alle möglichen politischen Entscheidungsprozesse eingebunden werden, und so kommt man schnell vom kriminellen Fall zur kriminogenen Situation, vom pathologischen Fall zur pathogenen Situation, und beide Situationen müssen ständig kontrolliert und überwacht werden. In gewisser Weise wird jeder Bürger a priori verdächtig, denn er ist potenziell kriminell. im Zuge dieser Art der präventiven Kriminalisierung werden die Bürger zudem selbst zur gegenseitigen Denunziation aufgefordert, der sie ja auch liebend gerne nachgehen.

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