Derivativer Quantenfeld-Kommunismus

Wir werden hier eine erste, sehr allgemeine Skizze zum derivativen Quantenfeld-Kommunismus vorstellen, die sich insbesondere auf Texte von Stefan Heidenreich zu einer nicht-monetären Ökonomie, von Robert Meister zur Frage der Gerechtigkeit als Option und von Danah Zohar zum Quanten-Management bezieht.

Ohne das Problem der Distribution und der Produktion von Gütern und Informationen aller Art unter vielen Akteuren in geldlosen Netzwerken zu erörtern, lässt sich keine kommunistische „Ökonomie“ skizzieren, die wiederum als eine spezifische Non-Ökonomie zu verstehen ist. Es geht in dieser Non-Ökonomie um eine Vielzahl von Verknüpfungen, Relationen und Transaktionen, die auf den verschiedenen Skalen von Organisationsformen (insbesondere in öffentlichen Bereichen) alle einen sozialen Kerngehalt besitzen, der sich in einer nicht-monetären Ökonomie in Gaben, Freundschaften und Innovationen anzeigt. Es ist davon auszugehen, dass bis zu einem gewissen Maß auch weiterhin private Produktion stattfindet. Es iste zwischen den Ebenen Mikro (Ego, Alter und der Dritte ), Meso (den Commons) und Makro (Non-System) zu unterscheiden.

In den ökonomischen Netzwerken des Kapitals bilden sich auf verschiedenen Skalen Cluster oder Hubs (Knoten), eng korrelierte Bereiche, die in über den Markt vermittelten, monetären Zirkulationsprozessen und Informationsakten in Verbindung stehen, seien es Unternehmen, Städte oder Staaten. Das Kapital als ein Gesamtzusammenhang, der Apriori Regeln setzt, ist nur virtuell zu denken; es kann als Ganzes in keiner noch so komplexen Informationsstruktur nur annähernd abgebildet werden. Wenn man die Weltökonomie über zentrale Planungsinstanzen lenken wollte, würde das schon an der informationellen Komplexität der Netzwerkstrukturen hoffnungslos scheitern.

Natürlich ist der Kapitalismus derzeit nicht frei von Planung. Man könnte sogar behaupten, dass sich die Reichweite der Unternehmensplanung seit Beginn dieses Jahrhunderts mit dem Einsatz digitaler Fähigkeiten dramatisch erweitert ha. In der Zwischenzeit betreiben Staaten und internationale Organisationen eine Vielzahl spezialisierter Agenturen, deren Tätigkeit die mittel- und langfristige Planung öffentlicher Maßnahmen in einer Vielzahl von Bereichen wie Technologie, Verkehr, Energie, Verteidigung, Bildung oder Gesundheitswesen ermöglicht. Diese bestehenden Planungsinstrumente verfügen über ein ausgefeiltes Know-how, das für die ökologische Planung genutzt werden könnte. Letztere unterscheidet sich jedoch in drei entscheidenden Aspekten von ihnen. Erstens impliziert die Abgrenzung und Steuerung sozioökonomischer Aktivitäten innerhalb eines sicheren Betriebsraums eine mehrstufige Kohärenz der Planungsprozesse anstelle der Verfolgung paralleler, unartikulierter und sogar konkurrierender privater und öffentlicher Pläne. Dies bedeutet, dass öffentliche, wohl staatlich unterstützte, demokratische Planungsinstitutionen anderen Formen der Planung vorgezogen werden sollten. Zweitens: Während Gewinnstreben, Wettbewerb und spezifische sektorale Ziele gegenwärtig die Planungsaktivitäten von Unternehmen und Staaten bestimmen, verfolgen die Planungsinstitutionen im Falle der ökologischen Planung ein gemeinsames Ziel, nämlich die nachhaltige Bewältigung des Stoffwechsels zwischen menschlichen Aktivitäten und der Natur, was auch ein gemeinsames Normenpaket zur Koordinierung der Aktivitäten über verschiedene Ebenen hinweg erfordert. Drittens: Im Gegensatz zu den vorherrschenden Planungspraktiken sind Deliberation und pluralistische demokratische Beiträge in der ökologischen Planung von grundlegender Bedeutung, sowohl aus erkenntnistheoretischer Sicht als auch im Hinblick auf ihre Legitimität und damit ihre Robustheit.

Deshalb sind in einer zukünftigen Non-Ökonomie lokale Commons, Cluster oder Hubs wichtig, die ihre Transaktionen und Relationen über Zuweisungen und Zuordnungen (Matching) auf verschiedenen Skalen vernetzen, um lokale oder gar globale ökonomische Probleme zu lösen. Die Größe der Commons wird variieren und ist von sozialen, ökonomischen geografischen, kulturellen und historischen Kontexten abhängig. Ein Hub oder ein Common wäre dann eine Art Selbstorganisation, um die Bedürfnisse von humanen und nicht-humanen Akteuren zu decken, seien es freie öffentliche Produkte, Wasser, Energie, Technologien, Gesundheit, Forschung und Bildung. Alle Commons sollten Teil einer „gesunden“ Biosphäre ist, und dies kann  aber nur durch eine Art von globaler Regulierung der Nutzung von natürlichen Ressourcen gewährleistet werden. Selbst wenn Hubs über große Landflächen und eine gute Versorgung mit erneuerbaren Energien verfügt, kann keine dieser Ressourcen ohne moderne überregionale Industrietechnologie effizient genutzt werden. Das Gleiche gilt für andere notwendige Infrastrukturtechnologien wie Sonnenkollektoren, Wasserkraftwerke und vieles mehr. Dies gilt ebens für nicht infrastrukturelle, aber ebenso wichtige Technologien wie Mikroelektronik, Pharmazie, Metallverarbeitung usw.

Die Commons sollten regelmäßig ihre Bedürfnisse, Notwendigkeiten, Produktionen und Informationen in noch zu diskutierenden selbst Prozessen gestalten und in Plänen vorlegen, die wiederum mit anderen Commons und übergeordneten politischen Meta-Commons für bestimmte Zeiträume koordiniert werden müssten. Selbstorganisierte Planung und ex-ante Koordination in Commons hängt von der Zusammenarbeit mit anderen Commons ab und ist als teilautonom zu verstehen. Das heißt es sind die Commons hinhausgehende Zuordnungs- und Matching-Verfahren zu diskuieren, die eine Meta-Commons-Ebene notwendig machen.

Die verschiedenen Commons geben Pläne für Produktionsprognosen bekannt, ebenso die Inputs, die zur Umsetzung erforderlich sind. Die Produktionsprognosen werden als Funktion der voraussichtlichen Nachfrage, der Maschinen und des Lagerbestands definiert. Die Produktion soll auf verteilte Weise geplant werden, doch ist eine Koordinierung und Anpassungsfähigkeit auf höherer Ebene erforderlich.
Rechnerisch gesehen ist diese Art von Zuteilungsproblem auf den höheren Ebenen kombinatorisch, während die Generierung realisierbarer Pläne für die kleineren Einheiten von unterschiedlicher Art sein kann. Daher ist kein bestimmtes Optimierungsverfahren von vornherein auszuschließen, auch nicht für die zentrale Planung eingesetzten Verfahren.

Planung könnte als ein iterativer Prozess begriffen werden, bei dem die Entscheidungen auf den verschiedenen beteiligten Ebenen kontinuierlich integriert und umgesetzt werden. Bestehende Spezifikationen der iterativen Multi-Akteurs-Planung können auch als Grundlage für die Weiterentwicklung der Degrowth-Planung dienen. Das Zusammenspiel zwischen “lokalen Produktionseinheiten” und “einer zentralen Planungsbehörde” wäre zu beachten, um die Wirtschaftstätigkeit auf allen Ebenen zu organisieren. Die Metapher der “Grenzen” hat sich als erfolgreich erwiesen, um die Notwendigkeit zu kommunizieren, mit der Vorstellung zu brechen, dass die natürlichen Kapazitäten unendlich ausgenutzt und ersetzt werden können. Dennoch sollten diese Begriffe mit Bedacht verwendet werden. Zwar gibt es Phasenverschiebungen und Nichtlinearitäten, aber es gibt keine eindeutige Schwelle zwischen Nachhaltigkeit und Zusammenbruch, sondern mehrere und multidimensional miteinander verknüpfte Schwellen. Dies deutet darauf hin, dass die Grenzen nicht objektiv definiert werden können:

Profitorientierte Unternehmen würden als Organisationsform in einer geldlosen Ökonomie verschwinden. An die Stelle der ortsgebundenen Produktionsstätten mit geregelten Betriebsabläufen und der strengen Zuweisung von Aufgaben treten lokale, aber auch nicht lokalisierte Netzwerke mit flexiblen internen und externen Gestaltungen, Verbindungen und Zuordnungen. Offene Commons, die in Netzwerken operieren, sind komplexe adaptive Systeme, die sich ständig durch ko-kreative Dialoge zwischen den einzelnen internen Bereichen sowie mit der äußeren Umgebung neu aufstellen. Jede Auferlegung von Kontrolle von außen oder von “oben” reduziert die einzelnen Teile und zerstört die Kreativität des Systems. In jeder kommenden vernetzten Non-Ökonomie, in der die Null-Distanz-Quantenentwicklung zwischen den Commons zur Realität geworden sein wird, sind enge kooperative und nicht-hierarchische Beziehungen notwendig – sowohl intern als auch extern. Im Kontext eines Quanten-Managements sollten sich die Commons von Abgrenzungen (siloartige Abteilungen und Funktionen) und von Hierarchien und Bürokratien befreien. Jedes Common besitzt dennoch das Recht (bis zu einem gewissen Maß, weil die Koordination mit weiteren Commons und Meta-Commons notwendig bleibt), seine eigene Strategie festzulegen, seine eigenen Prioritäten zu setzen, zu entscheiden, wie es seine Ziele erreichen und welche Partnerschaften es eingehen will. Die Bewohner der Commons erfinden Verfahren, die ihnen Aufgaben und Stellungen erleichtern und über Kooperationsbeziehungen mitentscheiden. Wie bei Quantenwellenfunktionen sind Commons-Bereiche sich überlagernde Möglichkeiten, jede hat ein Potenzial einer reichhaltigen neuen Realität. Und diese neuen Realitäten entstehen, wenn die Commons intern und extern neue Beziehungen eingehen. Unter dem Einsatz von Ökosystem-Allianzen entwickelt sich ein reichhaltiges Potenzial, sich zu verzweigen, indem Möglichkeiten in neue, kombinierte Realitäten in jede Richtung verwandelt werden. Möglichkeiten für verschiedene Ökosystem-Allianzen und somit neue Chancen werden mit jeder neuen Beziehung geschaffen. Allerdings kann nicht nur auf die kollektiven Beziehungen gesetzt werden, denn das würde zur Reduktion und vielleicht sogar zur Eliminierung von individuellen Freiheiten führen.

Roland Barthes spricht von der Fantasie eines Lebens, eines Regimes, ja eines Lebensstils, der weder zurückgezogen noch gemeinschaftlich ist: eine Einsamkeit mit regelmäßigen Unterbrechungen. Barthes schlägt vor, diese Art des Zusammenlebens Idiorrhythmie zu nennen, abgeleitet vom griechischen idios (das Eigene) und rythmos (Rhythmus). In idiorrhythmischen Gemeinschaften lebt jedes Subjekt nach seinem eigenen Rhythmus und steht dennoch innerhalb einer bestimmten Art von Struktur mit anderen in Kontakt. Nancy hat das Formel gebracht: Singulär allgemein.

Während Fourier einen Plan für eine organisierte, geschlossene Gemeinschaft entwarf, ging es Barthes weniger darum, ein Modell zu skizzieren, als vielmehr darum, eine Zone zwischen zwei extremen Lebensformen zu definieren: einer exzessiv negativen Form: der Einsamkeit und einer exzessiv assimilativen Form: dem Konvent oder Kloster.  Er spricht von einer Utopie eines Sozialismus der Distanz.  Auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Kooperation und Autonomie müsste man Barthes Idee mit der Null-Distanz der Quanten in Beziehung setzen.

Das Verhältnis zwischen Auftrag, Aufgabe und Produktion in einem Hub oder Common wirkt sich auch auf die Frage des Eigentums aus. Die genossenschaftliche Form bezieht sich nicht mehr auf den Besitz, sondern auf die gemeinsam politische Konstitution. Ein Hub oder eine große Infrastruktur muss niemandem gehören, aber sie muss bis zu einem gewissen Maß funktionieren, das heißt, die ihr selbst und von außen zugewiesenen Aufgaben erfüllen, um die Öffentlichkeit mit etwas zu versorgen, wie Verkehr, Information, Bildung, Gesundheit und so weiter. In einer Ökonomie ohne Geld machen monopolistische Plattformen als private Unternehmen keinen Sinn mehr und werden enteignet.

In einer geldlosen Ökonomie entstehen neue Formen des Gemeinschaftlichen. Um Commons für die Produktion und Verteilung der Gemeinschaftsgüter und – Informationen zu nutzen, müssen Monopole verschwinden oder gemeinschaftlich betrieben werden. Sie können nicht einfach verstaatlicht werden, sondern sollten in Meta-Commons überführt werden, die Informationsstrukturen der Monopole nutzen, sie aber dem Eigentum entziehen und in Meta-Kooperativen umgestalten. Meta-Commons würden dann als eine spezifische Form von Gemeinschaft an die Stelle des Staates treten. Ihre über Daten-Commons vermittelten Güter und Informationen sind nicht nur solche der großen Infrastrukturen, etwa Verkehr, Energie oder Information, und der bisher vorwiegend staatlichen Aufgaben wie Erziehung und Gesundheit, sondern führen auch zur Konstruktion neuer nicht-monetärer politischer Commons. Vom territorial geschlossenen Rechtsstaat werden von ihnen öffentliche Aufgabenfelder übernommen und neue entwickelt, sowohl lokal als auch international. An die Stelle der territorialen staatlichen Einheiten könnten halbautomatisierte Matchinginstitutionen treten, die sich um die einzelnen Commons und Meta-Commons gruppieren. Der Prozess des Matchings verbindet dezentral und instantan Akteure mit einer hohen Vernetzungsreichweite. Die Wechselwirkungen zwischen den Commons auf verschiedenen Ebenen und Skalen müssten dann wieder in politischen Prozessen verhandelt werden.

Ohne das Geld ändern sich auch die Mechanismen der Verteilung. Steuern oder Gebühren kann es nicht geben, daher auch keine Gemeinschafts-Budgets, wie wir sie heute noch kennen. Stattdessen bildet ein Common selbst einen ökonomischen und auch politischen Akteur. Wenn eine gemeinschaftliche Entscheidung getroffen wurde, um etwa eine Funktion zu übernehmen und zu vermitteln, kommt es zu Wertsetzungen, die nicht-monetär verhandelt werden müssen. Diese gelten zunächst für eine bestimmte Gruppe von Personen und sind auf eine bestimmte Situation oder einen Ort bezogen. Darüber hinaus gibt es die Meso-Ebene, die weder die Gesamtheit noch das Singuläre umfasst, sondern eine begrenzte Umgebung vergleichbarer und verknüpfter Transaktionen beinhaltet.  Über diesen Wertbereich hinaus lässt sich für die größte mögliche Reichweite ein Meta-Meta-Common konstruieren, das sämtliche Externalitäten und künftigen Folgen miteinbezieht,  unter Umständen den gesamten Globus.

Die Koordination zwischen den Commons muss über die horizontale Vernetzung von Commons hinausgehen, sie benötigt eine weitere koordinative Ebene, nämlich Meta-Commons, die die Commons und deren Produktionen koordinieren. Es gibt hier durchaus die Gefahr von Blockbildungen und neuen Zusammensetzungen, an deren Spitze dann doch so etwas wie ein zentrales Koordinations-Commons stehen könnte. Angesichts der Probleme, die der globale Klimawandel mit sich bringt, wäre eine Art internationaler Überinstanz nicht ganz auszuschließen.[1] Commons und Meta-Commons bilden in größeren Teilen den öffentlichen Sektor, der bestimmte Produkte, Wohnraum, Gesundheitswesen, Bildung, Care, öffentlicher Verkehr kostenlos und für alle verfügbar verteilt. Es geht hier um die Verteilung von Arbeit, Produkten und Informationen, die für kollektive Reproduktionen notwendig sind und unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Neigungen zunächste in den Commons aufgeteilt werden sollten.

Es gibt im gegenwärtigen Kapitalismus eine enge Korrelation zwischen Daten, Informationen und Preisen. Nach wie vor wird die Produktion und die Verteilung durch Preise, die als Informationssignale an Märkten fungieren, abgebildet und in Geld verrechnet, wobei das Geld eng mit den Datenströmen verbunden ist. Güter und Dienstleistungen, aber auch Informationen und Ereignisse werden zunehmend auch über algorithmische Verfahren vermittelt. So werden heute Daten über das Kaufverhalten, Motivationen und Vorlieben der Konsumenten in Realtime erhoben und gehandelt. Im Kontext des Algorithmus sind es unter anderem die Schnelligkeit und der Vorsprung an Informationen, die dafür verantwortlich sind, dass Entscheidungen zwischen den Beteiligten zur Realisierung von Profit führen. Preise und Waren zirkulieren in Netzwerkumgebungen. Sie sind zudem Teil von Computersimulationen, wobei aggregierenden Ansätze dynamisch-stochastischer Gleichgewichte heute zunehmend durch agentenbasierte Simulationen und Verhaltensmodelle ersetzt werden.

Wünsche, Kompetenzen und Motivationen zirkulieren in Netzwerken, insofern sie Verbindungen eingehen. In diesen Netzwerken finden Transaktionen statt, die auch in einer nicht-monetären Ökonomie eine wichtige Rolle spielen. Der über Geld vermittelte Warentausch und die geldlose Gabe sind zwei wichtige entgegengesetzte Transaktionsformen. Beim monetären Kauf und Verkauf sind zwei Transaktionen aneinandergekoppelt. Es lässt sich schreiben: (Kauf): (A,B,x), (B,A,y) mit der Wertfunktion fw(x)=fw(y)  (Heidenreich)

Bei der geldlosen Gabe gibt ein Akteur (A) etwas (x) an einen anderen Akteur (B). Wie Heidenreich richtig formuliert, können die Akteure Menschen, aber auch Automaten, Programme und Maschinen sein. Gaben umfassen wiederum Produkte, Informationen, Ereignisse, Zugänge, Handlungen etc. Dabei kann ein Akteur A vom Akteur B ein x erhalten, das nicht unbedingt ein Produkt sein muss, sondern auch eine Position in einem Netzwerk sein kann. Die Netzwerkeigenschaften dieser Produkte oder Positionen umfassen eine Reihe von Vektoren, die im Sinne von verketteten Zeigern funktionieren. Ein Vektorenbündel bildet die Herkunft des Produkts und seiner Ausgangsprodukte ab und enthält darüber hinaus Vektoren, die vergleichbare Transaktionen anzeigen. Die Notation einer Transaktion würde dann lauten: A hat x von B erhalten, wobei x vorher durch die Hände von C, D … ging und vergleichbare x durch E, F … weitergegeben wurden: (A,B,(C,D,(E,F,…)). (Heidenreich) Es ist von einem komplexen Netz von Commons aufzugehen, das multisektorale Input-Output-Struktur umfasst. Die Commons produzieren nicht nur Inputs für die Produktion und Lebensmittel für den Konsum, sondern auch Produkte für die Infrastruktur und Ökologie. Über das noch auszuführende Matching wird die Produktion und Koordination durch lokalen Informationstransport auf verschiedenen Ebenen gewährleistet.

Die Frage der Bewertung von Produkten und Informationen ist in einer geldlosen Ökonomie per se eine politische Frage, während Bewertungen heute über komplexe Kapitalisierungsprozesse hergestellt werden. Die Bewertungsformen müssen auch in geldlosen Ökonomien einbeziehen, dass bei Dingen, die Anlass zu einer Transaktion geben, Unterschiede zu anderen Dingen existieren.  Ein zweiter Aspekt betrifft die Einschätzung, wie sich Dinge im Laufe der Zeit verändern, womit man die Kurzfristigkeit der Langfristigkeit entgegensetzen kann.  Die Unterschiede können hervorgehoben werden, indem sie in Form einer begrenzten Anzahl von Merkmalen dargestellt werden, möglicherweise unter Verwendung digitaler Daten, sodass eine Kodifizierung entsteht. Man kann sie auch aufwerten, indem man eine Geschichte mit der Sache verbindet, die den Anlass für die Transaktion bildet.

Um die zahllosen Transaktionen zu vermitteln, bedarf es eines Verfahrens. Heidenreich schlägt das Matching als einen wichtigen Prozessor und Transformator in einer geldlosen Ökonomie vor. Wie Heidenreich feststellt, lässt es sich allein mit Zuordnen, Zuweisen oder Verknüpfen nicht beschreiben. Der Matchingprozess dient dazu, bei einer Transaktion alle Beteiligten und deren Wünsche, Bedürfnisse, Möglichkeiten, Fähigkeiten und Produkte zu verbinden und zu vermitteln, bei Entscheidungen zu intervenieren, Verhandlungen zu begleiten und Resultate zu fixieren. Theorien im Kontext von Algorithmen und Netzwerken bezeichnen mit Matching jede Zuordnung von Elementen zweier verschiedener Mengen. Bei diesen Elementen kann es sich um Dinge oder Personen, Ereignisse oder Zeitpunkte, Orte oder Objekte aller Art handeln.

Das Matching vermittelt preislose Gaben in netzwerkförmigen Umgebungen. Das jeweilige Ergebnis zeigt die Differenz zwischen dem Vorher- und einem Nachher-Zustand an, wobei jede gematchte Transaktion Effekte über die jeweils unmittelbaren Beteiligten hinaus hat. Die Umgebung umfasst Produktionen, Transaktionen und Informationen, die in das Matching eingehen, im Processing verarbeitet und am Ende fixiert werden. Dabei gilt es die Wünsche, Bedürfnisse und Kapazitäten der Beteiligten, die Handlungen der Angebots-Fraktion und der Nachfrage-Fraktion sowie die des Produkts und weiterer betroffener Akteure miteinzubeziehen.  Zudem sind vergleichbare Transaktionen zu berücksichtigen. Das Matching prozessiert diese Parameter, um Lösungen vorzuschlagen. Es tritt dabei nicht wie in einer Marktökonomie als Auktionator auf, sondern als Mediator. (Heidenreich)  Das Matching skaliert dabei je nach Bedarfs- und Bedürfnislagen. Die Vermittlung und Koordination sollte nicht über quantitative Preise, sondern über qualitative Informationen geschehen, wobei allerdings auch quantitative Aspekte berücksichtigen werden müssen.  Ein Zement-Commons muss dem Bau-Commons nicht nur mitteilen, welche Art von Zement, sondern auch welche Menge es davon braucht. Allerdings geht es nicht lediglich um eine dezentralisierte Naturalplanung, denn ohne die Informationsebene, die weit über eine zudem nicht mögliche Bewertung von Produkten  in Arbeitsstunden hinausgeht, ist eine flexible Koordination nicht denkbar. Es könnte etwa Zwei-Jahres-Pläne im öffentlichen Sektor geben, Listen all dessen, was im öffentlichen Sektor produziert werden soll, was aber kaum in eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden umgerechnet werden kann und muss.

Auch der Algorithmus des Matchings agiert in einer non-monetären Wirtschaft nicht als Auktionator, der etwa den idealen Preis ermittelt, sondern als Moderator, der zwischen den Beteiligten und deren Handlungen in einem Netzwerk vermittelt. Das Matching  muss schon im  Bereich der notwendigen Güter  politische Komponenten einbeziehen. Zudem bedürfen die Prozesse des Matchings der Regeln, die in bestimmten Szenarien auszuhandeln sind. Dabei geben die Matchingalgorithmen keine Entscheidungen vor, sondern schlagen in nicht- hierarchischen Prozessen zusammen mit allen Beteiligten eine Lösung lediglich vor. Wir haben es mit heterogenen Prozessen, Rekursionen und Multiplikationen zu tun, in deren Verläufe zwischen allen Beteiligten Ergebnisse zustande kommen. Das Matching macht also während des Processing Vorschläge, zeigt situativ Möglichkeiten an und begleitet den Entscheidungsprozess. Das Festlegen von Regeln, nach denen das Matching ablaufen soll, berührt letztlich politische und soziale Fragen der Vermittlung von individuellen Neigungen und Lebensweisen und kollektiven Notwendigkeiten der Gerechtigkeit und Gleichheit.

Man stelle sich zum Beispiel ein Netzwerk von verteilten Agenten vor, die eine endliche Menge von realisierbaren Plänen besitzen und Ressourcenzuweisungen vornehmen. So können Maschinen, die über ein Internet der Dinge miteinander kommunizieren, in einem Netzwerk der modernen Fertigungsindustri bestimmte Prozesse durchführen, um ein Produkt herzustellen, und sie können die in Abstimmung miteinander tun. Eine Maschine schlägt mehrere Pläne, jeder mit unterschiedlichen Präferenzen (oder Kosten). Jede dieser Maschinen oder Agenten ist mit jedem anderen im Netz verbunden, und alle haben ihre eigenen Pläne, die ihren individuellen Zeitplänen und ihrem Energieverbrauch entsprechen. DIe KI oder das Matching ermittelt eine aggregierte Antwort, indem es die ausgewählten Pläne und ihre Koste zusammenzählt zund vergleicht. So bilden die ausgewählten Pläne aller Agenten einen globalen Antwortvektor mit den zugehörigen globalen Kosten. Das Gesamtziel besteht darin, kooperativ Pläne auszuwählen, die die globalen Kosten minimieren. Diese Art der Zusammenarbeit ist besonders nützlich, wenn die Entscheidungen der Agenten voneinander abhängen.

Man könnte diese Prozesse auch als Verbindungen von Energiequanten denken, die miteinander verschränkt sind. Fest Identifizierbares ist in in Bezug auf das gesamte System von Beziehungen, mit dem es verwoben ist, zu denken. Das liegt daran, dass die “Teile” der Quanten viele ihrer Eigenschaften durch diese Beziehungen erhalten. Und sie haben das Potenzial, andere Eigenschaften anzunehmen, wenn sie sich in anderen Beziehungen befinden. Jedes Quantenteil hat das Potenzial, weitere Eigenschaften zu haben, wenn es in Beziehung zu anderen Teilen steht. Schon die Kombination von Teilen in einem Beziehungssystem verleiht dieser Kombination mehr oder andere Merkmale oder Eigenschaften als die, die die Teile ursprünglich besaßen. Ein Quantenganzes ist immer größer als die Summe seiner Teile.

Das Matching wird die Daten aller Beteiligten verschlüsseln, womit die Beteiligten Informationen einsehen und Transaktionen aushandeln können, ohne dass Dritte mitlesen. Matchingprozesse beginnen oft mit einem Wunsch der Produzenten, Maschinen oder Algorithmen, können aber auch eine schlichte Notwendigkeit anzeigen, worauf der Algorithmus verschiedene Lösungen vorschlägt. Der Impuls zum Matching kann von den Produzenten, anderweitig involvierten Personen, vom Produkt oder auch vom Algorithmus ausgehen. Dabei prozessiert ein Matchingverfahren Bündel von Funktionen und Quantentransformationen einer Transaktion, wobei die Verteilung nicht über Geld vermittelt, sondern direkt koordiniert wird. Das bedeutet aber nicht, dass in einer datenbasierten algorithmischen Ökonomie ohne Zahlen gerechnet wird.

Im Matching geht es nicht nur um Produkte oder Informationen, sondern auch um Szenarien, die aus einem Patchwork aus Informationen und Produkten bestehen können. Heute wäre das vergleichbar mit dem Kauf eines Designerjacketts, eines Hemds, einer Krawatte und von Schuhen. Wenn das Outfit nicht zusammenpasst, wird man nicht erfolgreich sein. Das Zusammenstellen von Kleidung für einen Look, der zum Charakter des Trägers passt, ist eine Analogie zu der Aussage, dass “Produkte durch Szenarien ersetzt werden”. Das ist aber in einer geldlosen Ökonomie nicht eindimensional in Kategorien wie Erfolg oder Effizienz zu gestalten, sondern das Chaos des Szenarios bezieht sich auf das Phänomen, dass eine kleine Veränderung in einem dynamischen System zu einer Kettenreaktion im gesamten System führen kann. Das Chaos-System beginnt mit einer kleinen Änderung und erfährt eine massive Veränderung. Es fallen dabei Grenzen nicht nur zwischen einzelnen Funktionen im Hub, sondern auch zwischen Hub und anderen Hubs.

Funktionen und Quantentransformationen werden wichtiger als die Typologie von Produkten und Daten. Prozesse treten an die Stelle des Seienden, wobei Objekte oder Dinge natürlich nicht vollständig ausgelöst werden. Heidenreich spricht von Dingen bzw. Objekten im Sinn objektorientierter Programmiersprachen – materielle Dinge, aber auch Ereignisse, Lebewesen, Schnittstellen, Protokolle und Verbindungen. Dinge handeln selbst als Akteure und partizipieren an der Ökonomie.  Denkende Dinge der KI handeln heute zum Teil schon autonom. Mit der Autonomie des Denkens der Dinge wird der Aspekt der Funktion wichtiger als der des bloßen Objekts.  Als denkendes Ding ist zum Beispiel das Auto imstande, sich in der Koordination mit weiteren Autos die nächste Fahrtgelegenheit selbst zu suchen. Das Auto kann sich als selbständige ökonomische Einheit selbst gehören.

In Planwirtschaften oder kybernetischen Systemen wie etwa dem Cybersyn-Experiment in Chile wurde mittels eines Algorithmus nach bestimmten Eingabewerten, Feedback-Schleifen und ex ante fixierten Variablen eine Simulation vorgenommen. Kybernetische Schleifen, wie sie im chilenischen Cybersyn-Projekt vorgesehen sind, einem Projekt, das während der Amtszeit von Salvador Allende für die Verwaltung der nationalen Wirtschaft konzipiert wurde, würden die direkte Verbindung zwischen Produzenten und Verbrauchern durch sofortiges Feedback, Zentralisierung in Echtzeit und die gemeinsame Verbreitung relevanter Messgrößen erleichtern.

Das quantentheoretisch fundierte Matching wird flexibler und zugleich genauer sein müssen, um die Menge an verfügbaren Daten zu prozessieren. Komplexe Netzwerkprobleme werden heute immer stärker mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz behandelt, wobei Prozesse nicht mehr programmiert, sondern auf gewünschte Resultate hintrainiert werden. Die KI kommt mittels bestimmter Routinen, Prozessoren und der Gewichtung von Eingaben zu Outputs oder Ergebnissen, die nicht mehr strikt vorgegeben sind. Welche Parameter einfließen und welche Prozesse in der Black Box ablaufen, bleibt zum Teil unbekannt.  Regeln beziehen sich nun weniger auf Variablen und Programm-Routinen, sondern orientieren sich an Outputs im Kontext der Intra-aktionen von Akteuren.

Es gibt allerdings problematische Punkte in der aktuellen Erzählung über die Singularität der künstlichen Intelligenz: erstens die Erwartung eines anthropomorphen Verhaltens der maschinellen Intelligenz; zweitens das Bild eines gleichmäßigen exponentiellen Wachstums der kognitiven Fähigkeiten von Maschinen; drittens die Idee einer moralischen Vereinheitlichung der maschinellen Intelligenz. Der beste Weg, diese Probleme zu überwinden, besteht darin, KI nicht als ein einzelnes Objekt (maschinelles Lernen, Deep Learning, Singularität usw.), sondern sie als ein Hyperobjekt zu betrachten. Heute schon ist die KI ein globales Netzwerk, das auf jedem Gerät (von Fernsehern bis zu Smartphones, von Tablets bis zu den neuen Konsolengenerationen usw.) läuft, eine weltweite Membran, die zwischen der technologischen und der organischen Welt steht. Den Wandel vom Einzelsystem zum nicht-monetären Hypersystem zu verstehen, bedeutet, die anthropozentrische Sichtweise aufzugeben und den Menschen als Teil eines Netzwerks zu betrachten, das aus organischen und nicht-organischen Elementen besteht. Bei der KI geht es nicht darum, menschliche Kognition zu replizieren, sondern soziale Praktiken, Infromations- und Arbeitsbeziehungen zu kodifizieren und zu automatisieren. Um KI in einem politischen Sinne revolutionär zu machen, muss sie in kooperative oder kollektivistische Beziehungen eingebettet werden. Hyperschnittstellen sind die Membran, die zirkuläre Mechanismen von der Natur zum Digitalen und zurück, vom Organischen zum Anorganischen und zurück, von Pflanzen, Menschen, Mineralien, digitalen Medien und zurück aktiviert.

 Hyperinterfaces sind wichtig, weil sie uns dazu bringen, die Medien und die Medienökologie über die neuen Medien hinaus neu zu überdenken, die Welt anders zu gestalten und eine zirkuläre Beziehung zu schaffen. Daten sind eine phantasmatische Beschreibung von Körpern, Objekten und Ereignissen: Sie haben Leerstellen, die Raum für Interpretationen lassen. Genau das ist es, was wir von der KI verlangen: Daten zu interpretieren. Das ist eine merkwürdige Situation, denn wir möchten auch, dass die KI in ihrer Interpretation zuverlässig und vorhersehbar ist. Aber Interpretation ist ein Synonym für Ausdruck und Kreativität. Wenn die nächste Technologiestufe kommt – vielleicht in Form des Quantencomputers -, wird sich diese Art von Szenario noch verstärken: Begriffe wie Unschärfe, Unbestimmtheit, Unvollständigkeit werden Teil des Spiels werden. Sie werden die Triebfedern der enormen Rechenleistung sein, die uns zur Verfügung stehen wird. Die Paradigmen werden sich erneut ändern: Die Datenverarbeitung wird noch mehr auf Interpretation, Kreativität und Kapazität setzen. Das Quantencommon-Modell sieht jedes noch so kleine Common in einer ko-kreativen Beziehung mit anderen Commons, mit seinen Kunden/Nutzern und mit Meta-Commons im globalen Ökosystem.

Die radikale Kontingenz ist ein grundlegendes Merkmal unserer Welt (und nicht nur ein Ergebnis begrenzten Wissens). Innerhalb der Kategorien und Werte des erschöpften Newton’schen Paradigmas erscheint die Quantenunbestimmtheit als eine Bedrohung oder Negation all dessen, was uns die Wissenschaft bisher geboten hat. Gerade weil der Ausgang von Quantenereignissen unbestimmt ist, unterstreicht seine Unbestimmtheit die Potenzialität eines sich entwickelnden Commons oder einer Situation. Sie bietet die Möglichkeit zu unbegrenzter Kreativität und Innovation.

Ein Universum, in dem nie etwas Neues oder Überraschendes passiert, wird durch ein sich selbst organisierendes Universum ersetzt, in dem ständig etwas Neues erfunden wird. Der Quantenwissenschaftler weiß, dass diese Tatsache oder dieser Teil nicht von seiner Umgebung oder seinem Kontext isoliert werden kann. Der Holismus ersetzt den Reduktionismus, und das Ganze ist bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile. Die organisierte Einfachheit weicht der selbstorganisierten Komplexität.  Die Quantenwelt besteht auch aus Beziehungen, und alles und jeder steht mit allem und jedem in Beziehung, ist mit allem und jedem “verschränkt”. Das ist “Quantenholismus”. Die Quantenwelt ist unbestimmt und damit unvorhersehbar, sie “tastet” sich durch Selbstorganisation kreativ in die Zukunft. Und eine der vielen revolutionären Entdeckungen der Quantenphysik ist, dass es so etwas wie Gewissheit nicht gibt. Wenn ein Elektron in einem atomaren System einen Quantensprung von einer Energiebahn auf eine andere vollzieht, lässt sich weder vorhersagen, wann dieser Sprung stattfindet, noch wie groß er sein wird. Und wenn der Kern eines radioaktiven Atoms ein Teilchen aussendet, kann man nicht sagen, wann dieser Zerfall stattfinden wird. Es scheint keine Gesetze zu geben, die die Ereignisse im radikal kontingenten Quantenuniversum steuern.  Quantenereignisse sind probabilistisch. Einige sind wahrscheinlicher als andere. Bei einer ausreichend großen Anzahl von Ereignissen können wir bestimmte Muster des Ergebnisses vorhersagen.

Man kann sich die Oberfläche der geldlosen Quanten-Spiele am ehesten als eine Quanten-Distribution von Games und Apps vorstellen, also von komplexen visuellen Schnittstellen für den Umgang mit Figuren und mobilen Oberflächen. Für den einzelnen Nutzer haben die Spiele die Funktion, das Handeln in der Welt zu kommentieren, indem sie Wünsche berücksichtigen, Angebote unterbreiten, Entscheidungen vermitteln und den eigenen Status anzeigen.

Eine wichtige Frage einer kommunistischen Non-Ökonomie ist die der Gerechtigkeit. Gewöhnlich wird die Frage der Gerechtigkeit als das Problem behandelt, eine Balance zwischen größerer Gleichheit und größerer Freiheit zu finden, wobei beide als getrennte soziale Güter begriffen werden, die potenziell in Konflikt miteinander stehen, da größere Ungleichheit von größerer Freiheit herrühren kann. Die Lösung besteht natürlich darin, dass größere Gleichheit mit größerer Freiheit koexistieren kann. Man findet die Problematik auch bei Marx, der zum einen sagt, dass die Freiheit des Einzelnen die Voraussetzung der Freiheit aller ist, zum anderen aber auch weiß, dass Freiheit auf ein intrAsubjektives Verhältnis der Anerkennung der Freiheit des Anderen bezogen sein muss, und darin ist schon Gleichheit gesetzt.

Die Gerechtigkeitstheorien von Rawls oder Nozick etwa enthalten Konzeptionen von Freiheit als bedeutungsvoller Wahl, was wiederum, darauf weist Robert Meister hin, nicht dasselbe ist, wie das finanzielle Konzept der Freiheit im Licht einer handelbaren Option zu verfolgen. Freiheit wird bei Rawls auf die Wahl dessen beschränkt, was tatsächlich ausgeübt werden kann, ohne allerdings weitere Kontingenzen miteinzubeziehen, die bei einer Option oder einer Möglichkeit auftauchen können. Da hier nie die Möglichkeit mitgedacht wird, dass Optionen auch ohne die Präsenz nur realisierbarer Möglichkeiten bewertbar sind, so kann Rawls auch gar nicht in den Sinn kommen, dass eine bewertbare Option eine revolutionäre Redistribution von Reichtum mit sich bringen könnte. Es gilt also auf den Wert nicht-realisierter und nicht-realisierbarer Optionen hinzuweisen, was Meister bei dem Theoretiker Derek Parfit zumindest im Ansatz vorfindet. Das Leben wird hier als eine Plattform vorgestellt, auf der alternative zukünftige Szenarios bewertet werden, ein Portfolio von Optionen, das sowohl geschlossen als auch offen sein kann. Dabei kann natürlich der Gesichtspunkt der Gleichheit als Treiber für größere Gerechtigkeit abgeschwächt werden. Für Parfit ist Gerechtigkeit als Wert mit einer Theorie der Bewertung durchaus kompatibel, der Bewertung von alternativen und möglichen Leben, die wir vielleicht leben. Und das impliziert di Bewertung der Tatsache, dass man ein Bewerter des sich entfaltenden Werts unserer Leben sein kann. Es geht um die Bewertung von Bedeutung, die bedeutet.

Eine ähnliche Position findet man auch bei Karl-Heinz Brodbeck vor, der darauf hinweist, dass die Modelle der Wirtschaftswissenschaften immer auch eine normative Grundlage haben, die aber meistens verschwiegen wird, und alternative Handlungspraktiken nicht nur diese Grundlagen freizulegen haben, sondern alternative Optionen vorzuschlagen haben, in denen die Ethik transparent wird. Selektion ist immer auch eine Frage der Bewertung. Und ohne das Moment der Unsicherheit und der potenziellen Variation gibt es keine Transmission von Informationen, sodass auch schon die Wahl Informationen erzeugt, die nicht das Produkt schon gespeicherter Informationen sind. Und entsprechend bringt in der Optionstheorie die Unvorhersehbarkeit der Wahl neue Informationen hervor, die wiederum Wahlen erlauben, die hinsichtlich ihres Ranking einer Priorität unterworfen werden können, sodass die Lücken zwischen den Plätzen gemessen und ihre Veränderungen bewertet werden können. Die Kapitalmärkte sind in dieser Hinsicht ein Medium kommunizierender Kontingenz, die, wie Elie Ayache sagt, Ordnung aus Randomness erzeugen und es damit erlauben, Wert zu speichern. Wobei hier dann zwischen Ungewissheit und kalkulierbarem Risiko zu unterscheiden wäre, erstere kann auch in Zukunft nie eingeholt werden, weil die Zukunft, wie Laruelle sagt, abgeschlossen bleibt.

Robert Meister will entgegen aller liberalen und bisherigen marxistischen Traditionen die Frage der Gerechtigkeit nicht als die Spannung zwischen Gleichheit und Freiheit austragen, sondern in den Terms der Optionen beantworten, die ihren Wert durch politische und soziale Kämpfe erhöhen können, die wiederum über die Praxis hinausweisen, den Leuten nur zu helfen, realistischere Wahlen anzubieten, die auf dem geringen Wert basieren, den die Leute heute verkörpern. Wenn Optionen direkt bewertet werden können, dann muss man nicht länger von einem Konflikt zwischen Gleichheit (Spreads) und Freiheit (Wahl) sprechen, sondern wie bei Derivaten von einer gegenwärtig noch nicht möglichen Wahl, die einen Zeitwert besitzt, der größer wird, je mehr Zeit bleibt und je höher die Volatilität der Kämpfe und damit der Gerechtigkeit ist, die während dieser Zeit erwartet wird. Genau das nennen wir Derivate-Kommunismus.

 Das derivative Moment der Ungewissheit oder des Undenkbaren kann zur Quanten-Emergenz in Beziehung gesetzt werden, welche die ständige Schaffung von etwas Neuem zu einem Merkmal der Quantenwelt macht.  Die Sowohl-als-auch-Natur der Quantenrealität erstreckt sich auch auf Positionen in Raum und Zeit. Während sowohl die aristotelische als auch die Newtonsche Logik darauf bestehen, dass ein Teilchen entweder hier oder dort ist, dass es entweder jetzt oder damals mit einem anderen Teilchen interagiert hat, haben Experimente im Quantenlabor bewiesen, dass Teilchen und ihre Interaktionen über Raum und Zeit verteilt sind. Teilchen können sowohl hier als auch dort sein, interaktive Ereignisse können sowohl jetzt als auch damals stattfinden. Und dieselbe Quantenlogik gilt auch für Aussagen, Entscheidungen und Wünsche.

In der Tendenz werden heute quantenphysikalische Systeme immer stärker als reine Träger von Informationen behandelt. Die Quantenphysik wandelt sich zunehmend in eine Quanteninformationstheorie. Dabei werden die physikalischen Eigenschaften der Träger von Quanteninformationen oft außer Acht gelassen. Man interessiert sich lediglich für die Eigenschaften der Informationsverarbeitung. Insbesondere ist die physikalische Raumzeit aus der Quanten(informations)theorie verschwunden.  Das grundlegendste Werkzeug ist der Quanten-Wahrscheinlichkeitsformalismus, das Kalkül der komplexen Wahrscheinlichkeitsamplituden, ausgestattet mit der Regel von Born, die komplexe Amplituden mit Wahrscheinlichkeiten koppelt. Ein weiteres mächtiges mathematisches Werkzeug ist die Verwendung von Tensor-Produkten zur Modellierung des (Informations-)Verhaltens zusammengesetzter Systeme – einer Gruppe von Transformatoren, die mit Informationsfeldern interagieren. Wahrscheinlich sind solche Aspekte in geldlose Matchingverfahren einzubeziehen. All dies wäre nun weitergehend zu untersuchen.


[1] Für “Öko-Modernisten” wie Matthew Huber ist zur Ökologisierung von postkapitalistischen Systemen eine massive Anstrengung öffentlicher Investitionen und Planung erforderlich, wobei der technische Fortschritt beschleunigt werden muss. Die Lösung des Klimawandels erfordert eine massive Entwicklung der Produktivkräfte, sowie eine sozialistische Planung.

Der japanische Philosoph Kōhei Saitō hingegen sieht das ökosozialistische Potenzial des technologischen Fortschritts weniger optimistisch.  Die technologische Form der Produktivkräfte ist untrennbar mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen verbunden. Saitō kommt zu dem Schluss, dass die Produktivkräfte des Kapitals nicht auf den Postkapitalismus übertragen werden können, weil sie geschaffen werden, um die Arbeiter zu unterwerfen und zu kontrollieren.

Während die erste Position einen Akt des Glaubens an die Weisheit einer zukünftigen sozialistischen Führung im Umgang mit dem technologischen Erbe des Kapitalismus beinhaltet, übersieht die zweite die Tatsache, dass die Aufgabe der Produktivkräfte des Kapitals und die Verkleinerung der Produktion zu einer Entspezialisierung der produktiven Tätigkeit führen könnte, was einen dramatischen Rückgang der Arbeitsproduktivität und letztlich einen Einbruch des Lebensstandards zur Folge hätte. ,

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