Schwanzlutscher (Sog)

Sog. Saugen. Ansaugen. … Es bleibt allem Patriarchat zu eigen und deshalb vorzuwerfen, dass es nicht saugt. Dies manifestiert sich in einer generellen Angst vor der Verschlingung eines Loches. Verschlingung des Lochs, Verschlingung durch das Loch, das bereits von einem verschlungenen Loch verschlungen worden sein wird; (zwangs-)arbeiten für das Loch, um diesem die Materie des Staubs der symbolischen Ordnung oder des Textes, ja des Universums einzuverleiben. Der Sog hingegen ist das Paradigma des Minderwertes, der Minderwertverunwertung, des Contrafits, der Dendite, des Nins, der Deseignorage, – kurz: aller nontologisch artikulierter Wertdifferenz/ierung. Und so hassen wir die Ontologie, denn “Sein” ist eine geschlechtliche Besitzanzeige des männlichen Selbstbezugs der gesamten Welt, die es in jeder antimetaphysischen Hinsicht zu liquidieren und zu durchlöchern gilt, solange bis die perforierten Körper, die in sich zusammengefaltet wurden, anfangen, selbst aus ihrer Siebung Löcher zu saugen. Was für eine Vorstellung: Ein Loch gebiert kein anderes Loch, sondern ein Loch erscheint durch das Saugen aus der Leere eines anderen Lochs. Obwohl Derrida sich hier mit der Agenda der Invagination schon auf der richtigen Spur befand, enden die Taschen und Aushöhlungen der Invaginationen doch immer wieder, und zwar zumindest in der Ontologie. Tasche, Aushöhlung, Hohlraum, oder auch: Öffnung, die mit der Umstülpung einher gehen, verbleiben in der Metaphysik der Abszenz eines Loches, eines Abgrundes, eines Fehlens, eines Mangels, die/der/das selbst kein Loch, keinen Abgrund, kein Fehlen, keinen Mangel aufweist. Der Sog ist dabei gerade kein Degrowth der phallisch erregierenden Wachstumsfunktion mehr, sondern geht jeder Zurücknahme in einen Anfang, und sei dieser auch noch ganz besonders negativ, vorweg. Dass der Minderwert, der selbst noch bei Derrida zu sehr in der Ontologie erscheinen musste, in der Metaphysik der Abszenz immer nur als Schuld gegenüber dem Surplusphallus auftaucht, verrät uns die Barriere, mit der wir es zu tun haben. So verdichten sich die Figuren immer weiter: ökonomologischer Sog, epistemologisches Saugen, reprologischer Staubsauger, subsextionale Homosexualität, Nonnatalismus, die Angst vor der Homosexualität, die die Angst vor dem gelochten anderen des Lochs erahnen lässt, die wuchernden Saugnäpfe der foraminifederalen Kraken, die die Universen nicht nur durchziehen, sondern diese verschlingend und sich selbst verschlingend immer weiter in ihre Tiefen hinabziehen und deren abduktionale Entführungen nur die weitere Schwärzung der Welt hinterlassen. Diese Kraken, die Massenvernichtung entscheidend und untrennbar mit dem Antisemitismus verbunden, dessen Forcierung die Vernichtung der Nichtungen der Löcher (Homosexualität, Weiblichkeit, Judentum, Krake, Schwärze…) für die Ontologisierung des lochenden Lochs, die antiabduktionale Installation der ewigen Führung und der rassistischen Weißheit des Weltseins besorgt, machen den einzigen Antitotalitarismus, für den es sich zu kämpfen lohnt. 

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