POST COVID RIOT PRIME MANIFEST – ROTER OKTOBER [PART IV]

Part I findet sich hier, Part ll hier, Part lll hier. Das ursprüngliche POST COVID RIOT PRIME MANIFEST hier, das POST COVID RIOT PRIME MANIFEST – NEXT LEVEL hier.

Sechsundfünfzig: Mutter, wenn der Satan Gott um Vergebung bitten würde, denkst du er würde das tun? – Snabba Cash (Schnelles Geld). Tag für Tag die Gefallenen beerdigen, Mütter und Väter, die ihre noch so jungen Töchter und Söhne beweinen, Tausende an den Gräbern, die immer neu ausgehoben werden müssen. Nacht für Nacht brennende Barrikaden, Molotows auf die Einrichtungen der Repressionskräfte, jeden Morgen die immer gleichen bangen Fragen, wo sind die Gefährten? In die Hände der Feinde gefallen, aus Angst Zuhause geblieben, vor Erschöpfung verschlafen, verschleppt, festgenommen, in Gefängnissen, auf den Polizeirevieren, an unbekannten Orte? Wer wird morgen, übermorgen oder in einer Woche, einem Monat, wieder in ihren Reihen auftauchen, verkratzt, verschrammt, krank an Körper und Seele, immer noch diese Wundmale, über die man nicht reden kann, weil es dafür eigentlich keine Wörter gibt. Weitermachen, nicht aufgeben, schon so weit gegangen zu sein. Siegen müssen, um allem einen Sinn zu verleihen. Vor sich selbst all die Toten verteidigen zu können. Scheitern ist der Tod. Der sichere Tod. Also wieder sammeln, Umarmungen, tiefe Blicke aus müden Augen, yalla. Irgendwo verkündet der amerikanische Präsident, dass man siegen werde. Verbessert sich schnell, aber genau das ist damit gemeint.

Erinnerungen an Homs, einen anderen Aufstand, an Aleppo, wo sich alles zum Glücke zu schicken schien, das dann aber ein Ort des ewigen Schreckens wurde. Fassbomben, Tag für Tag, russische Luftaufklärung, erst die Hospitäler, dann die improvisierten Behandlungszentren, Ärzte, Schwestern, Verwundete, Kranke, das primäre operative Angriffsziel. Ein Aufstand, der tausend Mal verraten wurde, in den jede Welt- und Regionalmacht ihre Hilfstruppen entsandte, ein Aufstand, der von den Linken der Welt denunziert und im Stich gelassen wurde, weil alles was sich jenseits der eigenen begrenzten Begrifflichkeit organisiert, suspekt erscheint. So lange verraten und verkauft, bis die Islamisten leichte Beute machen konnten. Nun also billige Solidaritätsadressen von Vollidioten in irgendwelchen Unterhaltungsshows, irgendwo zwischen Werbeblocks und der nächsten aufgeblasenen seichten Nummer. Wo in der Metropole alles leer und sinnlos ist, wird sich Identität angeeignet, der Kolonialismus hat nie geendet.

Nun also müssen die iranischen Gefährten und Gefährtinnen siegen. Aber wie soll das gehen. Wenn es doch gehen muss. Und selbst wenn, wenn der Gegner schwächelt, seine Fußtruppen anfangen zu desertieren, Soldaten sich weigern, auf ihre Familien, ihre Nachbarn, auf unbewaffnete Mädchen und Jungen zu schießen, wenn es anfängt, dass die Geldmittel außer Landes geschafft werden, wenn die Auslandsflüge ausgebucht sind, wenn der berühmte Kipppunkt am Horizont erscheint, wenn all das möglich wird. Nach wievielen Wochen, Monaten, nach wie vielen Toten, Verschwundenen? Wenn also all das möglich wird, wovon eine ganze Generation träumt, es den klerikalen Faschisten endlich heimzuzahlen, Rache nehmen zu können, sie aus dem Land jagen zu können… “Wir” werden siegen, hat der amerikanische Präsident gesagt. Er meint das genau so. Wenn die iranische Führung fällt, reißt sie den Irak, den Libanon, eine halbe Region mit sich. Eine Instabilität, die derzeit niemand der globalen Player will, das Terrain der Hegemonialität wird gerade woanders ausgefochten. Also wie kann er aussehen, der Sieg, oder wird er ein Pyrrhussieg sein, ein paar Karten neu gemischt, alle erinnern sich an das Schicksal der Aufstände, der Revolutionen, die 2011 ff die arabische Region, den Maghreb, Teile Afrikas erschütterten und die Trostlosigkeit, die sich nur wenig später auf die Seelen der stolzen, scheinbaren Sieger legte. Einige der syrischen Revolutionäre sagen, ihre Revolution sei nicht wirklich besiegt worden, der Aufstand habe etwas zwischen den Menschen verändert, etwas grundsätzliches Neues geschaffen, etwas, das irreversibel sei. Vielleicht haben sie Recht, vielleicht müssen wir alle uns unter “der Revolution” etwas ganz anderes, etwas vorstellen, das unsere bisherigen Vorstellungswelten sprengt. Es wird im Iran kein Zurück zu 1979 geben, keine Monarchie, kein reformiertes klerikales Projekt, keine westliche Moderne, nichts, was es schon gab, was jetzt schon existiert. Vielleicht sollten wir darauf vertrauen, dass die Revolution sich immer wieder neu erfindet, erfinden muss, weil die geschichtlichen Gegebenheiten sich ändern. Dass nur die Revolutionäre im Gestern leben, oder besser gesagt jene, die für sich am lautstärktsten behaupten, die Revolution zu repräsentieren. Und was nur sicher bleibt, ist, dass wir sie nicht davonkommen lassen. Egal was sie von sich behaupten, womit sie uns glauben machen wollen, sie seien nicht mehr unsere Feinde, seien es nie gewesen. Vielleicht können die Götter vergeben, wir haben eine ganze Welt zu betrauern, eine ganze Welt, die sie uns geraubt haben, eine Welt, die nicht zu ersetzen ist. Wir sind Teil des Kampfes der iranischen Gefährten und Gefährtinnen. Entweder wir sind das, oder wir sind keine Menschen, die kämpfen. In den Straßen von Teheran, Sanandaj und Khash wird auch unsere Zukunft verhandelt. Wir stehen tief in der Schuld der iranischen Aufständischen, weil sie so viel opfern für uns alle, für unsere strategische Option, die Todfeinde der Menschen zur Rechenschaft zu ziehen, weil in diesem historischen Momentum alle Aufstände objektiv ineinandergreifen, weil wir mehr voneinander wissen, als wir denken, weil unsere Leben, unsere Schicksale voneinander abhängen, in dieser globalen Monsterwelt, die sie, unsere Todfeinde, geschaffen haben.

Siebenundfünfzig: “Unsere Gewalt ist politisch, sie ist dazu da, die Welt an unsere Fähigkeit zu erinnern, uns zu verteidigen und anzugreifen, wenn der Hunger auf uns lauert, wenn unsere Kinder auf einen leeren Kühlschrank starren, wenn unsere Rechte mit Füßen getreten werden, wenn uns unser unveräußerliches Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit verweigert wird.

In den letzten Jahren haben wir sie mit einem besonderen Sinn für Strategie eingesetzt. Cortège de tête, schwarzer Block, Straßenblockaden, Autoreduktion, Gratis-Mausaktionen, Sabotage von Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen, wilde Streiks, Blockaden von Raffinerien und Logistikplattformen, Besetzungen von Universitäten und Einkaufszentren, von Kreisverkehren und landwirtschaftlichen Flächen: Wir schmieden unser Arsenal im Kampf; wir lernen, mit unseren Waffen und kollektiven Werkzeugen im Kampf umzugehen.” – Les Gilets Jaunes Invisibles (1) Alle Konfrontationslinien laufen im Moment aufeinander zu, die ökologischen Bewegungen, die Bewegungen der Vororte und des Surplus Proletariats, die Bewegungen der Queers und Frauen, die Bewegungen der rassistisch Unterdrückten, die Bewegungen der Migration, die Kämpfe der noch organisierten proletarischen Kernbelegschaften, die Revolten des Trikonts. Treffen auf diesem Terrain aufeinander, wo die Integrationsmechanismen, die woke Diversität enden und die nackte Gewalt der Kommandos herrscht. An diesem Ort entsteht der neue grundsätzliche gesellschaftliche Antagonismus, sucht und findet die Auseinandersetzung mit der bewaffneten Verteidigungslinie der dem Untergang geweihten Welt. Was noch allgemein begriffen werden muß, ist der Weg wie diese Bündnisse auf Dauer geschmiedet werden können, wie eine gemeinsame Sprache und Begrifflichkeit von der Gegenwärtigkeit sich angeeignet werden kann, aus der eine grundsätzliche revolutionäre Bewegung entsteht, die real Gegenmacht generiert. Sich in der Widersprüchlichkeit der Bedürfnisse der unterschiedlichen Akteure wiederentdeckt, die Bereicherung begreift, die diese Widersprüchlichkeit in sich trägt. Die Antiglobalisierungsbewegung scheiterte an der Unreife der Zeit, der Schatz ihrer Erfahrungen in Bezug auf Heterogenität, Vielfalt an Taktiken, Flexibilität, der grundsätzliche Offensivität, muss geborgen, neu entdeckt und neu interpretiert werden. Und so wie es keinen Sturm auf das Winterpalais mehr gibt, gibt es keine roten Zonen mehr zu erobern. Wir sind schon weit jenseits davon. Aufgabe nun ist es, Vorstellungen davon zu entwickeln, was für eine Konsistenz befreite Zonen anzunehmen haben, was unter diesen Orten überhaupt zu verstehen sei. Auf jeden Fall gilt es zu begreifen, dass diese Orte primär Orte des Bewusstseins und der Beziehungen sind, räumlich gesehen flüchtige Aggregatzustände, die sofort aufgegeben werden, wenn sich das Kräfteverhältnis konkret zu unseren Ungunsten ändert, um weiter zu ziehen, die Gegenwärtigkeit der Revolutionäre ist die der Existenz von Nomaden, die von Konflikt zu Konflikt ziehen, für den (noch) überlegenen Gegner nicht zu greifen sind, für ihn unsichtbare Fäden, Depots, Versprechen, Bündnisse, Verschwörungen, Freundschaften hinterlassend, die auf die Reife der Zeit warten. Auf den Tag, an dem wir es wagen können, aus dem Schatten zu treten, ohne von ihrer Vernichtungsmaschinerie zermalmt zu werden. Dann wird alles neu geschrieben werden. Aber niemand kann uns garantieren, ob wir siegreich sein werden. Aber wir haben erstmals seit einem Jahrhundert wieder die Chance, den grundsätzlichen Umsturz in Angriff zu nehmen.

Achtundfünfzig: „Ich hatte mit aller Macht meines schnell zirkulierenden Blutes gespürt, dass mein Tod diesen Baum nicht seiner strahlenden Schönheit berauben würde, dass er die Welt nur meines Blickes berauben würde.“ – Jorge Semprún, Was für eine schöner Sonntag. Die faschistische Machtoption ist nicht wieder da, sie war niemals verschwunden, die OAS, Gladio, das griechische Obristenregime, der faschistische türkische Militärputsch von 1980, die Mobilisierung der “60 Millionen gegen sechs Terroristen”, die offene Drohung mit der extralegalen Tötung der Gefangenen aus der Raf 1977 in der BRD, De Gaulles Drohung mit dem Ausnahmezustand und einer Militärregierung, der Marsch der hunderttausenden von “anständigen Franzosen” am 30. Mai 1968 in Paris, die faschistische Option war immer eine konterrevolutionäre und gegenwärtig, nicht nur in Lateinamerika in Form der diversen faschistischen Putsche von CIAs Gnaden. Das Narrativ von dem ‘Ende der Geschichte’ ging einher mit dem Narrativ ‘der Zivilgesellschaft’, gesellschaftliche Opposition als Partizipation, im Schulterschluss mit der Macht Antifaschismus als Staatsdoktrin, nun ist das Geheule groß wenn Geheimdienste und Bullenapparat einfach das weiterbetreiben, was sie seit Jahrzehnten tun, im Hinterzimmer der Macht gemeinsame Sache mit den Faschisten zu machen.

Trotzdem konstituieren natürlich die Wahlerfolge der rechtsextremen Parteien, ihr zunehmender Einfluss in breiten Teilen der Bevölkerung in den letzten Jahren auch die Bedingungen für die aufständischen Bewegungen. Nicht immer wird es so einfach sein wie in Frankreich, wo die Faschos einfach aus der Bewegung der Gilets Jaunes rausgeboxt wurden. Wir können in Deutschland sehen, dass das Agreement von den allergrößten Teilen der (radikalen) Linken mit dem totalitären Staat im Pandemie Ausnahmezustand es den Faschisten ermöglichte zwei Jahre lang erfolgreich Basisarbeit auf der Straße zu betreiben, wir sehen, dass die Linken nicht in der Lage sind, nur ansatzweise Menschen für einen ‘heißen Herbst’ auf die Straße zu bringen, die Faschos aber genau da anknüpfen können, wo sie bei den Protesten gegen die totalitären Corona Maßnahmen aufgehört haben.

Aber die Fragestellung nach einer faschistischen Renaissance ist grundsätzlicher und nicht auf Westeuropa begrenzt. Im Kern ist die entscheidende Fragestellung, ob den faschistischen Gruppen und Parteien eine Mobilisierung jenseits der Wahlurnen gelingt oder nicht. Ihr Projekt ist ausschließlich eines der Ressentiments, sie haben keine Vorstellungen über die konkrete Organisierung des Empires im Endgame anzubieten. Als werdender Teil des Machtapparates sind sie gebunden an die Zwänge der Aufrechterhaltung der Verwertungsbedingungen, aus der Nummer kommen sie nicht raus. Aber es bleiben zwei wesentliche Aspekte zu bedenken: Erstens können sie auf der Straße eine ernstzunehmende Gefahr für uns darstellen und Teile des potentiell zur Rebellion bereiten Proletariats ideologisch an sich binden und zweitens birgt die Instabilität die mit der Zuspitzung der Verwaltung der allgegenwärtigen, permanenten Krise einhergeht, immer in sich die Gefahr für Eigendynamiken, die auch einen ‘Faschismus der Verzweiflung’ als letzten Ausweg des Empires möglich machen können.

Neunundfünfzig: “Die Wüste ist der spezifische Ort der Krisis; in der ursprünglichen Bedeutung dieses altgriechischen Wortes, das uns immer noch verfolgt: Wahl und Entscheidung. Meint Ihr nicht auch, meine Freunde, dass wir heute alle an genau diesen Ort ‘getrieben’ werden? Ist der unausweichliche Moment der Entscheidung nicht vielleicht für uns alle gekommen? Und seid ihr nicht auch der Meinung, dass dies eine Entscheidung ist, die wir gemeinsam treffen sollten, ausgehend von uns selbst, und nicht jeder für sich selbst, ohne Rücksicht auf die anderen?”  – Marcello Tarì; Brief an die Freunde der Wüste (2) Ohne Zweifel, die Welt ist nur noch als Wüste zu begreifen, zu erfassen. Was aber nun? Der Vorschlag wäre, einfach davon auszugehen. Die Unvermeidlichkeit zu akzeptieren. Nicht, dass es nicht schmerzen würde, unendlich schmerzen. Nicht, dass es auszuhalten ist. Es ist nicht auszuhalten. Es irgendeinen Trost geben würde. Es gibt keinen. Innerhalb von etwas mehr als 500 Jahren hat der westliche Todeskult eine globale Wüste errichtet.

Und nun will er dass wir endgültig verzweifeln, wahnsinnig werden, alleine in der Wüste, ohne Orientierung, ohne Hoffnung. Wir sollen weiter auf die Anweisungen aus den Lautsprechern achten und ihnen folgen, nur das würde uns das nackte Überleben ermöglichen. Wir sollen Masken tragen, wenn es angeordnet wird und nicht wenn wir es für sinnvoll halten. Wir sollen andere Menschen meiden, wenn es angeordnet wird, wir sollen unsere Kinder im Nachbarzimmer nicht trösten, wenn sie weinen, weil sie hochinfektiös sind, wir sollen alle ständig unsere QR Codes mit uns tragen, um Räume betreten zu dürfen oder auch nicht. Wir sollen uns darauf einstellen, dass das alles nicht aufhören wird, die nächste Seuche wartet um die Ecke und nur die Hüter wissen, was zu tun ist, wenn es soweit ist. Wir sollen dankbar sein für die Ablenkungsmaschinerie die man uns großzügig für ein geringes Entgelt zur Verfügung stellt. Wir sollen alle Denunzianten werden, wer missachtet die allgemeinen Gebote, die zu unser aller Sicherheit ausgesprochen werden. Wir sollen laut quiecken und mit den Fingern auf jeden zeigen, der sich der allgemeinen Fürsorge entzieht. Wir sollen unser Vaterland wieder lieben und ehren und bereit sein für seine Werte zu sterben, an Tagen wie diesen. Wir sollen freudig frieren und uns an den Parklets erfreuen, die in den verkehrsberuhigten Zonen aufgestellt wurden. Wir sollen vergessen wer wir sind weil eine eigene Identität nur Aneignung bedeutet. Wir sollen unser Leben als Gefangener lieben und unsere Hüter wertschätzen. Ohne Zweifel haben wir nicht einmal diese Wüste verdient. So wie man Kinderseelen mit schwarzer Pädagogik bricht, bis sie alle ihre Träume begraben in einem Meer aus Tränen, so sollen wir uns endlich einrichten in dieser Wüste, die sie geschaffen haben.

Aber was nun, wenn Marcello Tarì Recht hat. Wenn es nur darauf ankommt, wie wir uns entschieden, welche Wahl wir treffen, an diesem Ort, an dem wir uns wiederfinden, unabhängig davon, was unser Anteil daran ist, ob es vielleicht sogar unvermeidlich war, dass wir uns in dieser Situation wiederfinden. Ich sagte es schon an anderer Stelle, ich glaube, wir sind geschichtlich gesehen das erste Mal seit über 100 Jahren frei, vielleicht sogar freier als vor 100 Jahren. Frei darin, unsere Wahl zu treffen. Die Welt ist eine Wüste geworden, aber die Wüste bietet auch Chancen. Die militärisch weit unterlegenen Beduinen begannen ihre Aufstand gegen das Osmanische Reich in der Wüste mit Taktiken der Guerilla, sie überfielen entlegene Militärposten, sabotierten die Wasserversorgung und die strategisch bedeutsame Eisenbahnverbindung zwischen Damaskus und Medina, bevor sie Akaba einzunehmen in der Lage waren. Die Wüste ist der Ort, wo wir alleine und isoliert verzweifeln, oder der Ort, wo wir anfangen, unsere Kräfte zu organisieren, weitab von den Basen und Aufklärungseinheiten unserer Gegner.

Sechzig: “Well, I was there and I saw what you did – I saw it with my own two eyes – So you can wipe off that grin, I know where you’ve been – It’s all been a pack of lies.” Wir leben in turbulenten Zeiten. Haben wir uns alle nicht insgeheim danach gesehnt? Endlich nicht mehr das nächste sinnlose Treffen, die nächste symbolische Aktion. Die nächste bedeutungslose Ablenkung. Die nächste oberflächliche Begegnung. Die falschen Freunde, die unaufrichtigen Genossen, die hohlen Parolen. Endlich all das hinter sich lassen, in the desert you can’t remember your name, wir hören von Anderen, die aufrichtig suchen, die einen Bruch wollen, die etwas erleben wollen, woran sich zu erinnern lohnt. Wir sind hier nur wenige, aber wir sind nicht alleine. Jeden Tag verlieren weltweit Hunderttausende ihre Existenzgrundlagen, werden ihre Lebensräume zerstört. Es gibt ein allgemeines Bewusstsein von dem Ende der Welt, wie wir sie kennen, es gibt ein allgemeines Bewusstsein davon, wer dafür verantwortlich ist. Es wird nicht aufhören, bis wir es beenden. Die Verantwortung dafür kann uns niemand abnehmen. Wir treffen die Entscheidungen in diesen schwierigen Stunden, wir haben eine Wahl. Es gibt keinen Luxus für alle. Es gibt keinen Ferienlagerkommunismus. Wer Luxus will, muss korrupt werden oder Gucci leerräumen. Wer Kommunismus will, oder wie immer man das nennen will, was uns die Bestie vom Halse schafft, muss seine Bequemlichkeiten ablegen. Vor allem seine bequemen Denkmuster. Überall auf der Welt revoltieren die Menschen, wohl keine dieser Revolten hat mit Tribunalen über die Berechtigung zur Teilnahme an den Aufständen begonnen. Redet mit den Jugendlichen, die zu Halloween Randale machen, hört den Leuten zu, die von fast 3 Jahren Ausnahmezustand die Schnauze voll haben, organisiert euch endlich mit euren Arbeitskollegen und Nachbarn und hört auf ständig zu Versammlungen und Demonstrationen aufzurufen zu denen nur ihr selber kommt, aber eben nicht eure Nachbarn und Kollegen. Wir müssen uns diese Gestalten und ihre todbringende Verwertungsmaschinerie vom Hals schaffen. Mit allen Mitteln. Die Reife der Zeit ist gekommen. „Nichts ist so geeignet, unser Denken nach allen Richtungen mit einem Schlage von den beengenden Fesseln der Schablonen zu befreien, wie eine revolutionäre Periode.“ – Rosa Luxemburg

Fußnoten

(1) N’ayons pas peur des ruines; Paris Luttes Infos 16 octobre 2022 https://paris-luttes.info/n-ayons-pas-peur-des-ruines-16180?lang=fr, auf deutsch “Wir haben keine Angst vor Ruinen” in der Sunzi Bingfa #42

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